Editorial

Die Top-Technologien der Life Science-Forschung?

Laborjournal fragt seine Leser: Welches sind die Top-Methoden und -Technologien, die die Life Science-Forschung gerade am stärksten voranbringen?

(03.05.2006) Es gibt nicht wenige, die sagen, große Erkenntnissprünge stünden immer dann bevor, wenn neue Technologien in ausreichender Breite zur Verfügung stehen. Beispiele aus der Wissenschaftsgeschichte gibt es genug. Man denke etwa an die Rolle des Mikroskops, oder den Einfluss der Röntgenkristallographie auf die Pioniertage der Molekularbiologie.

Ebenso gibt es nicht wenige, die sagen, dass wir momentan wieder solch einen Technologie-getriebenen Erkenntnissturm erleben. Konkret meinen sie damit oftmals die Kombination gleich mehrerer "Methodenpakete": Da wären etwa die Möglichkeiten, die seit einiger Zeit die automatische Hochdurchsatz-Sequenzierung im Zusammenspiel mit immer stärkeren Rechnerleistungen, Datenbanken und bioinformatischer Analyse-Software liefern. Oder das parallele Analysieren unzähliger Proben in Microarrays, welche ihrerseits auch erst durch entsprechende Entwicklungen in der Mikrofluidik ermöglicht wurden.

Nicht zu vergessen sind daneben sicherlich auch Methoden, die zwar prinzipiell schon eine Weile existieren, aber erst vor kurzem durch Weiterentwicklung oder breitere Verfügbarkeit für neue Anwendungsgebiete erschlossen wurden. Das Yeast Two Hybrid-System zur Identifikation von Protein-Protein-Interaktionen gehört hierzu - insbesondere, da dieses heute im Hochdurchsatz mannigfach ganze "Interaktome" liefert. Analoges gilt für die MALDI TOF Massenspektroskopie und ihre tragende Rolle in der Proteomik. Die funktionelle NMR-Bildgebung, insbesondere zur Darstellung von neuralen Aktivitäten, gehört sicherlich ebenfalls in diese Kategorie. Und nicht zuletzt hat auch die Mikroskopie in den letzten Jahren einige Sprünge getan, sodass sie beispielsweise inzwischen als "Nanoskopie" tief in die Nanowelt eintaucht.

Oder sollte man doch den größten Schub von Methoden erwarten, die ihrerseits auf völlig neuen Erkenntnissen aufbauen? Eines der prominentesten aktuellen Beispiele hierfür ist sicherlich der gezielte Gene Knockdown durch das erst 1998 erkannte Phänomen der RNA-Interferenz.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Bedeutung der einzelnen Technologien stark von der jeweiligen Life Science-Disziplin abhängt. In der experimentellen Ökologie oder Biodiversitätsforschung etwa werden die oben erwähnten Methoden großteils kaum eine Rolle spielen; stattdessen werden womöglich Satelliten-gestützte Analysemöglichkeiten an deren Stelle treten.

Wie auch immer, diese Zeilen sollen zum jetzigen Zeitpunkt lediglich als "Appetithäppchen" dienen. Denn vor allem wollen wir an dieser Stelle die aktiven Life Science-Forscher fragen: Welches sind denn nun die Techniken, die momentan für das gesamte Feld die größten Erkenntnissprünge erwarten lassen? Und warum? Vielleicht ist Ihr "Top-Kandidat" ja noch gar nicht genannt worden.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung entweder direkt als Kommentar auf diesen Text ("Kommentar"-Link unten klicken), oder per E-Mail an redaktion@laborjournal.de. Im Laborjournal-Sommerheft (7-8/2006) werden wir die "Top-Technologien" der aktuellen Life Sciences dann referieren.

Ralf Neumann



Letzte Änderungen: 11.05.2006