Editorial

Doppelerfolg für Metaboliten-Jäger

(18.01.2018) Durch die Übernahme der Berliner Metanomics Health GmbH baut die Innsbrucker BIOCRATES Life Sciences AG ihre Marktführerschaft in der Metabolomik aus. Eine abgeschlossene Finanzierungsrunde spült außerdem neues Geld in die Kasse.
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Die Standardtherapie war gestern! Stattdessen soll künftig jeder Patient mit Hilfe personalisierter Medizin auf die für ihn beste Art und Weise behandelt werden.

Vor einer personalisierten Behandlung muss allerdings erst einmal eine personalisierte Diagnostik stehen: Durch geeignete Methoden wird dabei nicht nur die genaue Krankheitsursache aufgedeckt, sondern auch abgeschätzt, inwieweit der jeweilige Patient von einem bestimmten Medikament profitieren kann.

Meist erfolgt die Diagnostik anhand einer Blutuntersuchung, bei der gleichzeitig eine Vielzahl von Parametern bestimmt wird, so dass sich für jeden Patienten ein spezifisches Muster an Biomarkern ergibt. Hierfür kommen neben Proteinen und Peptiden beispielsweise auch einzelne Aminosäuren und Lipide infrage. Dies sind bekanntlich niedermolekulare Stoffwechselprodukte, Metabolite genannt – weshalb ihre umfassende Analyse im „Omics“-Zeitalter als „Metabolomics“ bezeichnet wird.

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Eine Analyse von Biomarkern kann dazu dienen, Veränderungen im Stoffwechsel durch Krankheiten oder bestimmte Ernährungsgewohnheiten, Umweltfaktoren und medikamentöse Behandlungen zu verfolgen. Doch ist dies nicht nur für die angewandte Medizin interessant, sondern auch für die Forschung.

Österreichischer Spin-off …

Auf die qualitative und quantitative Analyse von Metaboliten hat sich die BIOCRATES Life Sciences AG spezialisiert, die 2002 als Spin-off der Universität Innsbruck gegründet wurde. Nur vier Jahre später brachte die Firma das weltweit erste Metabolomik-Kit auf den Markt.

Heute ermöglichen die BIOCRATES-Produkte die Analyse von mehr als 400 verschiedenen Metaboliten, inklusive der Auswertung der Ergebnisse mit Hilfe einer mitgelieferten Software. Wer kein Massenspektrometer zur Verfügung oder Sonderwünsche hat, kann seine Proben an das Innsbrucker Werksgelände schicken, wo über 600 endogene Metabolite im Auftragsservice untersucht werden können.

Mit einem jährlichen Umsatz von 4,75 Millionen Euro (2016) ist das mittelständische Unternehmen derzeit eines der weltweit führenden Unternehmen in der zielgerichteten Metabolomik.

… übernimmt BASF-Tochter

Diese Vormachtstellung hat BIOCRATES nun mit der Übernahme der Metanomics Health GmbH weiter ausgebaut. Das deutsche Healthcare-Unternehmen mit Sitz in Berlin ist ebenfalls auf die Analyse von Metabolit-basierten Biomarkern spezialisiert und bietet umfangreiche metabolische Phänotypisierungen als Auftragsservice an, samt der biochemischen Interpretation der enthaltenen Daten. In Zusammenarbeit mit akademischen und industriellen Partnern etabliert Metanomics außerdem neue Biomarker für diagnostische Zwecke – vor allem in Onkologie und Kardiologie sowie für die Entwicklung und Risikobewertung von neuen pharmazeutischen Wirkstoffen.

Durch die Übernahme von Metanomics und die damit verbundene Ausweitung der Kompetenzen und Technologien kann BIOCRATES in Zukunft den Metabolomik-Markt als Komplettanbieter bedienen und strebt damit die Markführerschaft bei der Frühdiagnose von Krankheiten an.

„Gemeinsam verfügen BIOCRATES und Metanomics Health über das breiteste Technologie- und Produktportfolio der Industrie“, so der Vorstandsvorsitzende von BIOCRATES, Wulf Fischer-Knuppertz. „Unsere Erfahrung mit zielgerichteten Metabolomics-Profilierungen, kundenspezifischen Assays, zielgerichteten Screening Kits und umfassender Datenauswertung ermöglicht die Erstellung umfassender metabolischer Phänotypisierungen.“

Auf dem Weg zur Börse?

Die Metanomics Health war ursprünglich ein Teil der BASF Plant Science, die eine Minderheitsbeteiligung an der BIOCRATES Life Sciences erhält und sich gemeinsam mit den Kapitalgebern MIG Fonds und GA Asset Fund GmbH & Co. KG an einer neuen Finanzierungsrunde des Unternehmens beteiligt. Dabei wurden etwa zwei Millionen Aktien neu aufgelegt, wie der Finanzvorstand der BIOCRATES, Anton Grones, auf Anfrage von Laborjournal verriet.

Tim Bölke, ehemaliger Chef der Metanomics Health und nun neben seinem Geschäftsführer-Posten in Berlin auch Mitglied im Management der BIOCRATES ist überzeugt: „Metabolomics hat das Potenzial für eine neue Dimension in der Präzisionsmedizin und Patientenstratifizierung sowie zur Beschleunigung und Verbesserung der Medikamenten-Entwicklungsprozesse. Wir freuen uns darauf, mit der Ausweitung unserer Dienstleistungen und Produkte die Prognose und Diagnose in Bereichen mit einem hohen ungedeckten medizinischen Bedarf zu verbessern und somit zu früheren und besseren Therapien beizutragen.“

Für Leser, die nun überlegen, sich mit Aktien von BIOCRATES einzudecken, gibt es allerdings einen kleinen Dämpfer. Noch ist die Aktiengesellschaft nicht börsennotiert. Firmenübernahme und neue Finanzierungsrunde könnten aber durchaus Schritte in diese Richtung sein.

Larissa Tetsch



Letzte Änderungen: 17.01.2018