Editorial

Warum wird Ihre Firma denn ausgerechent Optoflow heißen, Frau Brenker?

(9.3.17) Rede und Antwort steht Kathrin Brenker, Doktorandin am Freiburger MPI für Immunbiologie und Epigenetik, die eine „temperierte LED-Taschenlampe zur Erzeugung optogenetischer Effekte“ entwickelt hat.
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Kathrin Brenker
© W. Köppelle

Noch ist im alles Aufbau: Team, Förderung, Firmengründung. Aber das rege Interesse sowohl von kleinen Firmen und potenziellen Kooperationspartnern als auch von großen Biotech-Konzernen wie Becton-Dickinson und Beckman-Coulter an der patentierten Erfindung „LED Thermo Flow“ lassen auf Großes hoffen.

Frau Brenker, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Firma gründen zu wollen?

Kathrin Brenker: Da bin ich mehr oder weniger reingestolpert. Wir haben für unsere Erfindung, den LED Thermo Flow, ein deutsches Patent angemeldet. Die Rückmeldung war sehr gut, so dass die Zentralstelle für Technologietransfer (ZfT) der Uni Freiburg meinte, dass ich jetzt nach Investoren suchen könnte, um eine PCT-Anmeldung zu machen, also eine Art Weltpatent. Und das Interesse an der Technologie schien ja da zu sein. Die ZfT hat mich dann ins Gründerbüro geschickt. Egal, mit wem ich gesprochen habe, ich bin eigentlich nur auf Begeisterung gestoßen. Davon habe ich mich mitreißen lassen. Vor kurzem haben wir einen EXIST-Forschungstransfer-Antrag gestellt.

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Theoretisch hätten Sie ihr Patent auch einfach verkaufen können, samt Prototypen, anstatt zu sagen: Wir ziehen das selber durch.

Brenker: Ja klar, aber das kann ich in Zukunft ja immer noch. Ich habe ja nichts zu verlieren. Im schlimmsten Fall bekommen wir das Fördergeld nicht und müssen uns einen anderen Job suchen. Ansonsten probieren wir 18 Monate aus, wie es ist, eine Firma zu haben. Ich glaube, das ist eine große Chance, ganz viele Erfahrungen zu sammeln.

Erzählen Sie mal, womit wollen Sie den Markt revolutionieren? Was genau ist der „LED Thermo Flow“?

Brenker: Letztlich handelt es sich um eine temperierte LED-Taschenlampe, die man an ein Durchflusszytometer anbauen kann. Das heißt, während man Proben am Durchflusszytometer misst, kann man diese von außen belichten, um optogenetische Effekte zu erzeugen. Dabei wird die Temperatur konstant gehalten. Das erlaubt Lebendexperimente im Durchflusszytometer und die gleichzeitige Anregung von optogenetischen Tools. Eigentlich sehr simpel, funktioniert aber gut.

Wer braucht so etwas?

Brenker: Alle natürlich (lacht). Im Ernst, Optogenetik ist total in. Ich habe anfangs Kinetiken optogenetisch am Mikroskop gemessen, das dauert Jahre. Am Ende des Tages hat man vielleicht einhundert Zellen an- und ausgeschaltet, und eine grobe Idee, wie das mit der Kinetik funktioniert. Im Durchflusszytometer messe ich 10.000 Zellen – pro Sekunde! Wir wollen das System aber noch weiter entwickeln und Hochdurchsatz-Messungen ermöglichen, auf 96-Well-Platten oder sogar auf 1.000-Well-Platten. Wenn man hier dann stimulieren und alles automatisiert auslesen könnte, würde dies Screenings enorm beschleunigen, zum Beispiel für optisch regulierbare Medikamente.

Sollte es zur Gründung kommen, soll Ihre Firma Optoflow heißen. Mir schwant, warum. Dennoch, erzählen Sie doch mal, wie Sie auf den Namen gekommen sind.

Brenker: Wir kombinieren ja Optogenetik mit Flow Cytometry. Das kam mir mal irgendwann beim Skitouren, dass Optoflow ein total offensichtlicher Name wäre. Und dann habe ich den Namen so gelassen. Der kommt gut über die Lippen.

Drehen Sie den Knopf an der Zeitmaschine auf 2027. Was sehen Sie da für sich und die Firma?

Brenker: Oh Gott, dann bin ich vierzig! (lacht) Ich hoffe, dass ich dann bereits meinen Doktor habe. Dass wir vielleicht eine Firma gegründet haben, die Optoflow heißt. Dass wir bis dahin das Teil als High-Throughput-Apparat anbieten können. Oder, vielleicht wurden wir auch bereits für drei Milliarden Euro aufgekauft und sitzen alle auf den Fidschi-Inseln und trinken Cocktails.

Die Fragen stellte Sigrid März.

Foto: Winfried Köppelle

Steckbrief der (in Gründung befindlichen) Optoflow GmbH:

Gründung: vielleicht schon 2017?

Sitz: Freiburg

Mitarbeiter: Sollte es zur Gründung kommen, werden erst einmal vier Leute dort arbeiten.

Produkt: der LED Thermo Flow, eine „temperierte LED-Taschenlampe“ für die Durchflusszytometrie.

Übrigens: In der aktuellen Druckausgabe von Laborjournal (3/2017) finden Sie auf den Seiten 46/47 ein Gründerportrait von Kathrin Brenker.

 



Letzte Änderungen: 15.03.2017