Editorial

Gib mir fünf: die Life Science Wochenschau (2)

(29.1.16) Fünf spannende Forschungsmitteilungen aus den Lebenswissenschaften.
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Bauchklatscher

Die Akrobatik von baumlebenden Fröschen fasziniert Nienke Bijma von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Mit einer Highspeed-Kamera hat sie das Landemanöver festgehalten:

"Nach dem Absprung strecken sie alle Viere von sich, bleiben mit Vorder- oder Hinterbein am Ast kleben und schwingen sich dann wie ein Akrobat am Reck um den Ast herum. Alternativ tut es aber auch ein Bauchklatscher“, beschreibt die Biologiestudentin und Erstautorin der Studie Nienke Bijma die Landetechniken von südamerikanischen Baumhöhlen-Krötenlaubfröschen (Trachycephalus resinifictrix). Für ihre Bachelorarbeit filmte sie die Tiere mit einer Highspeed-Videokamera bei der Landung auf einem dünnen Stab und wertete die Aufnahmen aus. „Dabei haben wir herausgefunden, dass sich die Frösche mit durchschnittlich 1,34 Metern pro Sekunde durch die Luft bewegen. Bei der Landung halten die Haftscheiben an den Zehenspitzen der Frösche dann das bis zu 14fache des Körpergewichts fest“, ergänzt der Ko-Autor Dr. Thomas Kleinteich."

 

Komplette Pressemitteilung: http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2016-019-froschlandung


Editorial

Löchrige Faser als Virenfalle

Freidiffundierende Viren mit Abmessungen kleiner als 20 Nanometer markierungsfrei nachweisen: Das ist Wissenschaftlern am Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT) gelungen, in Kooperation mit Heraeus Quarzglas und den Universitäten Harvard, USA und Leiden (NL):

"Grundlage für den Nachweis ist eine Faser, in dessen Kern ein Nanoloch mit einem Durchmesser von 200 Nanometern eingebunden ist. Darin befinden sich in Wasser schwimmende Testviren. Koppelt man Licht in den Faserkern ein, werden mittels elastischer Lichtstreuung die Größe und die Bewegung der Viren bestimmt. [...] Die am IPHT und von Heraeus Quarzglas entwickelte Faser kann in Standardmikroskope integriert und ihre Detektionsbreite dadurch auf Nanopartikel erweitert werden. Die Anwendungsfelder reichen von der medizinischen Diagnostik bis zur Trinkwasseranalyse."

Komplette Pressemitteilung: http://www.leibniz-ipht.de/aktuelles/mehr/back/2/newsdate/2016/01/29/markierungsfreier-nachweis-von-nanopartikeln.html

 

Der Zahlenraum im Hirn

Jenaer Forscher um den Neurowissenschaftler Gyula Kovács untersuchten Hirnregionen, die für die Verarbeitung von Zahlen zuständig sind:

"Die visuelle Verarbeitung von Zahlen erfolgt in einer sogenannten „visual number form area“ (NFA) – und zwar in beiden Hirnhälften gleichermaßen. In der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ veröffentlichten die Jenaer Forscher erstmals hochaufgelöste Magnetresonanz-Aufnahmen, die die Aktivität dieser schwer zugänglichen Region im Gehirn gesunder Probanden zeigt und widerlegen damit bisherige Erkenntnisse, wonach die Zahlenerkennung allein in der rechten Hirnhälfte erfolgt."
Komplette Pressemitteilung:
http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM160127_Zahlenareal.html


Das riecht nach einer neuen Therapie...

Menschliche Blutzellen besitzen Rezeptoren, die auf Sandalore ansprechen. Der Duftstoff hemmt offenbar das Wachstum von Leukämiezellen. Das könnte vielleicht ein Ansatzpunkt für neue Leukämie-Therapien sein, spekulieren Bochumer Forscher um Hans Hatt:

"Gemeinsam mit Kollegen des Uniklinikums in Essen identifizierte die Bochumer Gruppe den Rezeptor OR2AT4 in einer kultivierten Zelllinie, die von Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie stammt. Den gleichen Rezeptor fanden sie auch in weißen Blutzellen aus frisch gewonnenem Blut von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie. Er wird durch Sandalore aktiviert, ein synthetischer Duft mit einer Sandelholznote. [...] Aktivierten sie den Rezeptor mit dem Duftstoff Sandalore, ging das Wachstum der Leukämiezellen zurück und sie starben vermehrt ab. Die Forscher beobachteten außerdem, dass sich mehr rote Blutzellen bildeten. „Das könnte ein neuer Ansatzpunkt für die Therapie von Leukämien sein“, sagt Prof. Hanns Hatt"

Komplette Pressemitteilung: http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2016/pm00012.html.de

 

 Früherkennung von Präeklampsie

Blutdruckbedingte Schwangerschaftskomplikationen (Präeklampsie/HELLP-Syndrom) sind bei werdenden Müttern gefürchtet. Ein internationales Mediziner-team unter Mitwirkung von Stefan Verlohren (Virchow–Klinikum Charité , Berlin) stellt im New England Journal of Mediicne eine neue Früherkennungsmethode vor:

"In der publizierten Studie ist es den Forschern gelungen, einen Weg zu entwickeln, mittels eines neuen Biomarkers die Erkrankung zuverlässig innerhalb einer Woche auszuschließen. Zudem ist es möglich, das Auftreten der Erkrankung und dadurch bedingter Komplikationen zu prognostizieren. Anhand von spezifischen Proteinen (angiogenen Faktoren) im Blut der Schwangeren können eine Präeklampsie zuverlässig ausgeschlossen und somit Komplikationen besser verhindert werden. Wesentlich ist dabei der Wert, der das Verhältnis der in der Plazenta produzierten Proteine sFlt-1 und PIGF bestimmt."

Komplette Pressemitteilung: http://www.dggg.de/presse/pressemitteilungen/mitteilung/neue-diagnosemoeglichkeiten-zur-vorhersage-von-schwangerschaftserkrankungen/

 

 

 



Letzte Änderungen: 28.04.2016