Ein paar kurze Gedanken zum Darwin-Tag

12. Februar 2016 von Laborjournal

Heute, am 12. Februar, ist Darwin-Tag — ganz offiziell und international. Heute vor 207 Jahren erblickte der kleine Charles das Licht der Welt; und ziemlich genau fünfzig Jahre später sollte er mit „On The Origin Of Species By Means Of Natural Selection“ das Werk herausbringen, das viele bis heute für das wichtigste in der gesamten Biologiegeschichte halten.

Warum eigentlich? Was ist es im Wesentlichen, was uns „den ollen Darwin“ heute immer noch derart feiern lässt? Weil er zeigte, dass Arten keine auf ewig festgelegten Kreationen sind, sondern sich vielmehr durch Modifikation und nachfolgende natürliche Selektion über Generationen hinweg stetig verändern? Ja, sicher! Aber worin genau besteht der große Einfluss von Darwins Einsichten auf die heutigen Biowissenschaften?

Holen wir etwas weiter aus. Die meisten werden zustimmen, dass das Herzstück guter Wissenschaft weniger ist, passende Antworten zu geben, sondern vielmehr, gute Fragen zu stellen. Und welche Fragen konnten die Biologen vor Darwin stellen? Fast ausschließlich nur „Was“-, „Wo“-, und „Wie“-Fragen.

Darwins Theorie jedoch, dass Arten sich dynamisch verändern und sich damit an eine sich stets verändernde Umwelt anpassen, bedeutete unmittelbar, dass jede biologische Struktur und jedes biologische System nicht einfach nur ist, was es ist, sondern darüber hinaus vielmehr zweierlei repräsentiert: ein biologisches Problem und einen Weg, dieses Problem zu lösen. Damit lieferten Darwins Erkenntnisse gleichsam die Basis, auf der Biologen überhaupt erst „Warum“-Fragen stellen können.

Und haben sich solche „Warum“-Fragen seitdem nicht als die interessantesten und fruchtbarsten erwiesen? In der Biologie, aber oft auch in der Medizin? Warum pflanzen wir uns sexuell fort? Warum sind wir bewusste Wesen? Warum werden Krankheitserreger resistent gegen Medikamente? Warum bekommt unser Körper Krebszellen nicht in den Griff?…

Die Menge der guten Fragen, die uns prinzipiell erst durch Darwins Theorie eröffnet wurden, ist unzählbar. Auch deshalb werden wir den Darwin-Tag an seinem Geburtstag wohl noch sehr lange feiern.

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Ein Gedanke zu „Ein paar kurze Gedanken zum Darwin-Tag“

  1. Veiko Krauß sagt:

    „Warum pflanzen wir uns sexuell fort? Warum sind wir bewusste Wesen?“

    Diese Fragen waren schon lange vor Darwin aktuell. Und es darf auch außerhalb der Biologie durchaus „Warum?“ gefragt werden (Warum wird der Blitz immer vor dem Donner wahrgenommen?). Diese grundsätzliche Fragentrennung nach Wie? und Warum? nach Tinbergen und Mayr ist m.E. nicht sinnvoll, weil keine biologische Funktion durch Selektion allein entsteht. Die Richtung einer Veränderung wird immer durch die Voraussetzungen (gegenwärtiges Genom), Art und Häufigkeit der Mutationen, Drift und Draft mitbestimmt.

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