Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (10)

5. März 2012 von Laborjournal

Nichts ist in der Forschung eine so sensible Angelegenheit wie die richtige Reihenfolge der Autoren auf einem Paper. Wobei die ganze Angelegenheit nochmal eine Spur delikater geworden ist, seitdem sogenannte Ko-Erstautorenschaften rasant zunehmen.

Der Grund liegt häufig darin, dass immer mehr Paper nur noch durch die gleichwertige Kooperation mehrerer Gruppen mit jeweils verschiedener Expertise entstehen (können). Nicht selten werden dann zwei oder mehr Erstautoren in alphabetischer Reihenfolge auf den ersten Plätzen gelistet und mit einem Sternchen versehen. Zur Bedeutung des Sternchens heißt es dann irgendwo auf derselben Seite:

„*These authors contributed equally to this project and should be considered co-first authors.“

Klar indes, dass ein Paper mit den drei Ko-Erstautoren „Maier, Müller, Schmidt“ nach liebgewonnener Forschergepflogenheit schnell zu „Maier et al.“ degeneriert. Was natürlich nicht wirklich fair ist. Müller et al. oder Schmidt et al. wären es allerdings genausowenig. Fazit: Ko-Erstautoren können zwar formal gleichberechtigt sein — werden aber beileibe nicht gleichbehandelt.

Im US-Blog Funk Doctor X entwickelte sich erst kürzlich eine interessante Diskussion zu dem Thema. Ausgangspunkt war, dass ein zweitplatzierter, aber „per Sternchen“ gleichberechtigter Erstautor darüber sinnierte, ob er in seiner Bewerbungs-CV die Reihenfolge der Ko-Erstautoren einfach zu seinen Gunsten tauschen könne. Schließlich sei ja „a=b“ dasselbe wie „b=a“.

Natürlich rieten ihm alle Diskutanten davon ab, da er den Gutachtern am Ende als unehrlich erscheinen würde. Einer schrieb etwa:

Nope, don’t do it. Include the asterisk and a note of equal contribution, but never switch author list. What happens when someone looks the paper up? You’ll look dishonest and people don’t want to work with dishonest.

Doch was ist mit erstplatzierten Ko-Erstautoren? Die lassen bei „Co-First Authorship Papers“ in ihren CVs allzu gerne mal die Sternchen weg — und erwecken damit natürlich den Eindruck, sie wären vielmehr alleinige Erstautoren. Eigentlich genauso unehrlich, oder?

Ein schwieriges Problem, das man wohl nur in dem Moment lösen kann, wenn man generell den Kredit für wissenschaftliche Leistungen stärker von Publikationen und Autorenpositionen abkoppeln könnte.

Für die Zeit bis dahin hat einer der Blog-Diskutanten indes einen sehr pragmatischen Vorschlag. Statt Sternchen solle man in der Autorenliste für die erste Position doch einfach schreiben „Maier or Müller or Schmidt“ — und dann wie gehabt weiter auflisten. Damit würde sicher nicht alles gut, da die meisten auch diese Konstruktion bald auf „Maier et al.“ reduzieren würden. Aber auf dem Paper selbst wären die Verhältnisse sicher klarer als mit dem „Sternchen-Fliegendreck“.

 

 

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