Sport hält Mäuse jung

9. März 2011 von Laborjournal


Sport beugt dem Altern vor. Irgendwie haben wir das doch schon immer gewusst. Jeder für sich und rein instinktiv. Nicht zuletzt deshalb schrieb der schottische Arzt William Buchan bereits im 18. Jahrhundert:

Of all the causes which conspire to render the life of a man short and miserable, none have greater influence than the want of proper exercise.

Und sein Zeitgenosse, der Dichter John Gay ergänzte:

And Exercise thy lasting youth defends.

Klar, dass daher auch die „Um-die-50-Fraktion“ der Laborjournalisten versucht Muskeln und Mitochondrien geschmeidig zu halten: Zwei spielen regelmäßig Fußball in der „Bunten Liga“, einer durch-joggt heftig Freiburgs Südwesten und zwei andere radeln so oft als möglich in windschlüpfrigem Outfit (und ungedopt!) über Berg und Tal.

Dass ihnen das gut tut, dazu hätten sie sicher nicht die aktuelle Studie kanadischer Forscher gebraucht, in der diese zeigen, dass genetisch vorbelastete Mäuse nach regelmäßigen Runden im Laufrad tatsächlich langsamer verschleißen und länger leben als ihre „untätigen“ Artgenossen. Dennoch ist es natürlich ganz nett zu wissen, welche zellbiologischen Grundlagen das hat.

Was haben die Kanadier also gemacht? Sie nahmen einen Mäusestamm, deren Gen POLG1 für die katalytische Untereinheit der mitochondrialen DNA-Polymerase Gamma defekt war. Dadurch konnten die Mäuse ihre mitochondriale DNA nicht mehr effektiv reparieren — worauf sie in der Folge schneller alterten als ihre Wildtyp-Kollegen: Muskeln, Hoden und Gehirn schrumpften, das Fell ergraute und fiel aus, das Herz vergrößerte sich und der allgemeine Antrieb ließ stark nach. Das Ende vom Lied: Keine der Mäuse lebte über ein Jahr — eigentlich viel zu kurz.

Es sei denn, sie machten Sport. Dreimal die Woche für eine dreiviertel Stunde ins Laufrad — und schon war die genetisch vorprogrammierte, vorzeitige Alterung wie weggeblasen. Nach einem Jahr lebten noch alle Mäuse aus der Fitness-Gruppe, hatten normal große Muskeln, wie auch Herz, Hirn und Hoden — und auch Fell und Antrieb waren kaum negativ beeinträchtigt.

Interessanterweise waren auch die Mitochondrien in gutem Zustand, obwohl der gängige Reparaturweg blockiert war. Offenbar hatten die Mäuse durch ihre Fitness-Einheiten andere, kompensatorische Reparaturmechanismen aktiviert.

Laut den Autoren waren sie selbst überrascht über das Ausmaß, in dem der Mäusesport nahezu alle studierten Gewebe und Systeme „frisch hält“.

Das Fazit formulierte Co-Autorin Jacqueline Bourgeois folgendermaßen:

The recipe for healthy aging is very simple, and that’s exercise. The problem is that most people find it a difficult recipe to follow.

Stimmt, die warten stattdessen weiter auf die Anti-Aging-Pille.

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