Hoch-Tief-Paten

29. September 2009 von Laborjournal

crisis

Sie reden gerne über das Wetter und wünschen sich jeden Morgen aufs Neue, aktiv daran teilzuhaben? Jetzt schlägt Ihre Stunde! Das Institut für Meteorologie der FU Berlin vergibt die Wetterpatenschaften für 2010: Wählen Sie einen Namen (es werden nur standesamtlich anerkannte Vornamen zugelassen), füllen Sie das entsprechende Formular aus (Antragsformulare für Hoch- und Tiefdruckgebiete gibt’s hier) und überweisen Sie 299 Euro für ein Hoch (Tiefs sind schon für 199 Euro zu haben). Sie können die Patenschaft auch bei eBay ersteigern, wenn sich einige Tage vor dem voraussichtlichen Vergabetermin des Namens in der Wetterkarte noch kein Direktpate gefunden hat (zuletzt wurde auf eBay ein Tief mit dem Anfangsbuchstaben „V“ zum Kauf angeboten und zum Schnäppchenpreis von 76,64 Euro ersteigert, und auch „Q“ und „X“ gingen für weit unter dem Ladenpreis von 199 Euro an die glücklichen Wetterpaten).

Jeder Patenschaftseuro fließt direkt in die Taschen der Wetter- und Klimabeobachter an der Station 10381 (Berlin-Dahlem), die sich seit 2002 zu einem großen Teil selbst finanzieren muss: Anfang 2002 beschloss man an der FU Berlin, das Wetter nur noch am Vormittag durch einen Menschen beobachten zu lassen. Für den Rest des Tages sollte das Automaten-Wetter ausreichen (welches automatisch Temperatur, Druck, relative Feuchte und Wind ermittelt), Parameter wie Bedeckung, Wolkenarten, Schnee, Hagel, Gewitter, Glätte und Vereisung galten ab sofort als nebensächlich. Die Studenten der Berliner Meteorologie beschlossen daraufhin, die Wetterbeobachtung am Nachmittag und in der Nacht selbst zu übernehmen, und boten zur kontinuierlichen Finanzierung Patenschaften für Hoch- und Tiefdruckgebiete an.

2009 tragen Hochdruckgebiete weibliche Vornamen und Tiefdruckgebiete männliche. 2010 wird es umgekehrt sein. Der Starttermin für die Vergabe von Patenschaften für 2010 ist der 1. Oktober 2009.

Taufen Sie Ihre eigene Luftmasse und weisen Sie bei jeder Wetterschau darauf hin, dass Sie abfällige Bemerkungen über Tief Brunnhilde ab sofort persönlich nehmen.

Foto:Fotolia/olly

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2 Gedanken zu „Hoch-Tief-Paten“

  1. Kai Herfort sagt:

    Tolle Idee, aber unternehmerisch zu kurz gegriffen. Staatsdiener eben. Warum sollte man bestimmte „Käuferschichten“ ausblenden. Wie wäre es mit Wetterprodukten für den kleinen Geldbeutel:
    Böe „Bert“ (49,95,- €)
    Schauer „Schorsch“ (69,95 €)
    Windhose „Walter“ (99,95 €)
    Gewitter „Gerti“ (129,95 €)
    Auch für den wohlhabenden Wetterfreund könnte man geeignete Produkte auf den Markt bringen:
    Sturmflut „Steffi“ (499,- €)
    Dürrekatastrophe „Dörte“ (999,- €)
    Regensommer „Rüdiger“ (1499,- €)
    Da ist für jeden etwas dabei. Das ist noch ausbaubar – auch über das Wetter hinaus. Man denke etwa an Wirtschaftskrise „Willi“ oder Massenkarambolage „Manni“.

  2. Nasenbär sagt:

    … „Bodo“ der Börsencrash, Stauwarnung „Sigrid“, Hurrikan „Hugo“, „Erwin“ das Erdbeben …

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