In unserer aktuellen Printausgabe schrieben wir unter „Inkubiert“, welch ärgerlich geringschätzige Politik manche Journals hinsichtlich der Referenzen betreiben. Daneben gibt es aber noch eine — vielleicht sogar noch wichtigere — Rubrik, bei der viele Journals den Anschein erwecken, als würden sie diese am liebsten gar nicht drucken: Material und Methoden.
Sehr schön illustriert diesen Eindruck die folgende Twitter-Diskussion aus dem Jahr 2014:
From yesterday: on a paper with a Methods section only slightly more informative than saying "a wizard did it" http://t.co/Pukc0CwSyD
— Neuroskeptic (@Neuro_Skeptic) 21. April 2014
@Neuro_Skeptic Which journal introduced policy of printing Methods section AFTER Conclusions section? Nature? Science? Reason: sex up paper.
— Max Coltheart (@maxcoltheart) 21. April 2014
@maxcoltheart Yes that sends the wrong message. Even worse is when they put most of the methods in Supplementary Materials…
— Neuroskeptic (@Neuro_Skeptic) 21. April 2014
@Neuro_Skeptic Even worse indeed. So why do you think journals began to do this?
— Max Coltheart (@maxcoltheart) 21. April 2014
@maxcoltheart @Neuro_Skeptic There's also the awful trend of reduced font size for methods sections.
— Marc Ettlinger (@mettle) 21. April 2014
Die Symptome dieser Geringschätzung des „Material und Methoden“-Teils sind folglich,
- ihn auf ein völlig unverständliches Maß zusammenzukürzen;
- ihn ganz ans Ende des Artikel zu hängen;
- dazu noch die Schrift auf eine schwer zu lesende Größe zu verkleinern;
- oder ihn gar nicht zu drucken, sondern nur noch als Online-Supplement anzubieten.
Wie „Neuroskeptic“ schreibt: All dies sendet ein fatales Signal — nämlich, dass „Material und Methoden“ ein zu vernachlässigendes Anhängsel eines Forschungsartikels seien. Und dass das „Interessante“ — Entdeckungen und Erkenntnisse — ja sowieso woanders stehe.
Dabei wird doch (hoffentlich) jedem Jungforscher eingetrichtert, dass Forschungsergebnisse erst zählen, wenn sie jederzeit und überall unabhängig reproduziert werden können. Was natürlich nur geht, wenn man die beschriebenen Experimente absolut exakt „nachkochen“ kann. Und was braucht man dazu? Eben — eine bis ins letzte Detail exakte Beschreibung der verwendeten Materialien und eingesetzten Methoden.
Was machen daher also die Journals, wenn sie den vermeintlich ach so langweiligen „Material und Methoden“-Teil der Forschungsartikel immer mehr verstecken und kastrieren? Genau — sie sorgen zunehmend dafür, dass Forschungsergebnisse nicht mehr unabhängig verifiziert werden können.
Und war da nicht gerade was von wegen Reproduzierbarkeitskrise in der Forschung?…