Falsch positive Blindgänger

2. April 2012 von Laborjournal

Die größten Feinde der experimentellen Forschung sind „Falsch Positive“. Man kann gar nicht scharf genug darauf drängen, Bedingungen und Kontrollen der jeweiligen Untersuchung so stringent zu planen, dass diese lästigen „Trittbrettfahrer-Daten“ weitmöglichst ausgeschlossen werden können. Nicht zuletzt auch zum Selbstschutz. Schließlich ist es jedes Mal höchstpeinlich, wenn einem die Kollegen hinterher nachweisen, dass man in seinem Paper vor allem Artefakten auf den Leim gegangen ist.

Vor diesem Grund erstrahlt gerade ein Science-Paper aus dem Sommer letzten Jahres in ziemlich unangenehmem Scheinwerferlicht. Mit dem Titel „Widespread RNA and DNA Sequence Differences in the Human Transcriptome“ (Li et al., Science 333:53-58) schlug es damals äußerst geräuschvoll nicht nur in der RNA-Editing-Szene ein. Diesen Beitrag weiterlesen »

Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (12)

19. März 2012 von Laborjournal

Was denkt wohl der gemeine Forscher, wenn er liest:

… as published in Nature and Science.

Logisch, dass das Zeug in zwei unabhängigen Publikationen veröffentlicht ist — einmal in Nature, und einmal in Science (als Nachfolgestudie oder was auch immer).

Obige Aussage würde indes auch auf das Paper „Studies On A Newly Introduced Drug Acting As Anti-Cancer Initiation Activity“ zutreffen. Doch dieses steht weder in Nature noch in Science, sondern vielmehr in Nature and Science — einer Zeitschrift, die seit 2003 im US-Verlag Marsland Press erscheint.

In den Kommentaren eines Beitrags auf dem Blog Retraction Watch kommt diese Namensgebung allerdings nicht gut weg:

Nature and Science, are you kidding me?! […] Taken from the website of this soon-to-be tiger of scientific publishing, it is allegedly “an international journal to enhance our natural and scientific knowledge spreading in the world under the free publication principle.” Hm… […] This just puts me off, such cheap parasitism on respectable journals,…

…schreibt etwa einer. Während ein weiterer Kommentator den Bogen schon mal weiter spannt:

I have to quickly start a journal called Cell, Nature and Science.

 

 

Arsen-Bakterien schon geplatzt?

7. Dezember 2010 von Laborjournal

Halomonadaceen-Stamm GFAJ-1 aus dem Mono Lake: Doch kein Arsenat- statt Phosphatrückgrat in der DNA?

Wow, was war das für eine Sensation letzte Woche:

A Bacterium That Can Grow by Using Arsenic Instead of Phosphorus,

betitelten NASA-Forscher ihren Science-Artikel. Und nachdem die NASA selbst tagelang im Voraus ominös-nebulös ‚eine spektakuläre Entdeckung‘ angekündigt hatte, hypte sie dann schließlich in ihren eigenen Science News:

Discovery of „Arsenic-bug“ Expands Definition of Life.

Was die Abteilung Astrobiologie der NASA damit wirklich meinte, formulierten dann auch die deutschsprachigen Medien zu voller Blüte aus. Einige Beispiele:

Die Suche nach Aliens muss jetzt ganz von vorn beginnen (BILD)

–  Ähnliche Organismen auch im Weltall denkbar (Rheinpfalz)

Astrobiologie: Nasa präsentiert irdische Aliens (Spiegel online)

Astrobiologen der Nasa spüren Alien Bakterien auf (Die Welt)

Jetzt, nur wenige Tage später, scheint die NASA-Seifenblase jedoch schon zu platzen. Jede Menge Mikrobiologen und Chemiker haben die Studie inzwischen gelesen — und lassen kaum ein gutes Haar daran. Diesen Beitrag weiterlesen »