Nach dem Lab-Lockdown…

29. April 2020 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und das Coronavirus“ …

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

Der ganz normale Wahnsinn im Labor… (1)

17. Juni 2013 von Laborjournal

Es ist ein Alptraum. Deine Gelkammer ist verschwunden, samt Gel. Trotz unübersehbarer Signierung: „Pfoten weg, sonst Backe.“ Dabei bist Du heute extra früh raus, um Dir einen der heiß begehrten Elektrophoreseplätze zu sichern — und jetzt ist das Gel weg.

Natürlich ist der Übeltäter schnell gefasst: „Ich muss doch dieses Gel noch fertigkriegen für meine Arbeit“, stammelt Pubsi. „Es sind aber noch zwei Slots frei, wenn Du willst?“ Zwei Slots? Ich brauche sieben…

Na super! Und was nun? Paper lesen? Keine Lust. Puffer machen? Zwecklos. Noch ehe Du zwei Leuten „Guten Tag“ gesagt hast, sind die auch wieder leer — natürlich nur „geborgt“, versteht sich. Außerdem hat irgendein Trottel schon wieder meine Pipetten entführt, und ich will nicht jeden Tag aufs neue Ostern  spielen.

Eigentlich müsste ich ja dringend ein paar Kulturen ansetzen. Doch ist der Schüttler genau bis Übermorgen belegt. Hammerversuch von Schmuus — riesige Kolben mit Zeugs, das aussieht wie Urin (und auch so riecht). Diesen Beitrag weiterlesen »

Etiketten ohne Info

15. Mai 2012 von Kommentar per Email

Es geht um Molekulargewichte und wofür wir sie im Labor brauchen. Für die meisten Wissenschaftler sind Molekulargewichte nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit auf dem Weg, eine Lösung bestimmter Molarität herzustellen — oder gar einen Puffer zu mixen. Und genau dies stand kürzlich mal wieder an…

Konkret wollte ich im Wägeraum eine Lösung aus zwei Substanzen in jeweils verschiedener Molarität ansetzen. Beide Reagenzien standen dort in den gewohnten weißen Gefäßen mit rotem Deckel — und beide offenbar erst seit kurzer Zeit. Dies war offensichtlich, da sich neuerdings die Chemikalien des betreffenden Unternehmens durch das Fehlen einer entscheidenden Informationen auf Etikett oder Verpackung auszeichnen — weit und breit keine Angabe des Molekulargewichts.

Ich wägte meine Optionen ab. Ich konnte entweder zurück ins Labor latschen und nach Chemikalien-Handbüchern suchen, oder ich konnte in mein Büro gehen und die gewünschten Molekulargewichte im Internet recherchieren. Während ich noch unentschlossen die Regale anstarrte, fiel mein Blick plötzlich auf ein paar alte Kataloge, die sich in einer Ecke versteckten. Ich blätterte also die Monster-Schinken durch — und fand eines der gesuchten Gewichte. Die andere Substanz war jedoch nirgendwo aufgeführt.

Also wanderte ich schließlich doch den ganzen Weg zu meinem Büro am anderen Ende des Gebäudes zurück Diesen Beitrag weiterlesen »

Hier kocht der Chef selbst!

24. Januar 2011 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Dokorand R.E. Bell, Grollologisches Institut Universität Wichtingen.

LJ: Hallo, Herr Bell. Gerade beim Chef gewesen? Das ist doch sein Büro?

Bell: Ja. Und ja.

LJ: Oh! Hat offenbar nicht zur Steigerung der Laune beigetragen.

Bell: Nee, überhaupt nicht. Obwohl ich ja wusste, wie’s laufen würde.

LJ: Worum ging’s denn?

Bell: Ach, wir haben meine Ergebnisse der letzten vier Wochen durchgesprochen. Das machen wir einmal im Monat.

LJ: Und die waren nicht gut?

Bell: Nee. Konnten sie auch nicht. Ich hab‘ letzte Woche erst gemerkt, dass der pH in meinem Stabilisierungspuffer falsch eingestellt war. Und als Konsequenz lag mein Enzym wahrscheinlich die ganze Zeit in der falschen Konformation vor.

LJ: Ärgerlich!

Bell: Sicher. Und als wär‘ das nicht schon schlimm genug, hat der Boss dann noch tausend Ratschläge, wie man sowas vermeiden kann. Dieser Überflieger! Wann hat der denn das letzte Mal experimentiert? Der weiß doch inzwischen gar nicht mehr, wie man eine Pipette hält.

LJ: Na ja, aber er kommt doch hin und wieder ins Labor?

Bell: Das letzte Mal hab‘ ich ihn im Labor gesehen, als irgendeine Zeitung Aufnahmen von ihm machen wollte. Damals hatte er gerade einen Preis gekommen. Er lieh sich also einen schönen weißen Laborkittel von unserem Technischen Angestellten und posierte mit Spatel, Agarplatten und Bunsenbrenner an der Sterilbank. Später haben wir das Photo ausgeschnitten, an die Sterilbank geklebt und drunter geschrieben: „Besuchen Sie unser Lokal. Hier kocht der Chef noch selbst.“

LJ: Fand er sicher nicht lustig.

Bell: Keine Ahnung. Ich glaube, er hat’s nie gesehen. Hing ja im Labor.