Kürzlich stolperte ich auf Twitter über folgenden Tweet:
Dear author,
Your manuscript has been unsubmitted. Sure, there’s absolutely nothing wrong with it, and it’s perfectly reviewable as is.
But we just don’t care for the way you’ve formatted it, and we have no respect for your time.
Your master,
Manuscript Central
— Prof. Andrew R. Timming (@timminglab) December 7, 2019
Puh, ganz schön krass. Am Ende haben sie ihm womöglich sein Manuskript nur deswegen als „unsubmitted“ zurückgeschickt, weil er in den Referenzen die Journal-Namen nicht kursiv gesetzt hatte…
Wie auch immer, letztlich deutet das Ganze auf ein großes generelles Ärgernis hin! Schließlich kommt es oft genug vor, dass jemand sein Manuskript erst im x-ten Journal unterbringt. Und für jede Einreichung muss er es nach den jeweils ganz eigenen Vorgaben des angepeilten Journals wieder aufwendig umformatieren. Am Ende also x-1 Mal völlig umsonst.
Kein Wunder, fluchen viele über diesen Formatierungs-Wahnsinn, betiteln ihn als extrem nervige Zeitfresserei oder gar schlimmer. Dorothy Bishop, Professorin für Entwicklungsneuropsychologie an der Universität Oxford, schrieb beispielsweise vor einigen Jahren in ihrem BishopBlog:
For instance, many journals specify pointless formatting requirements for an initial submission. I really, really resent jumping through arbitrary hoops when the world is full of interesting things I could be doing. And cutting my toenails is considerably more interesting than reformatting references.
Entsprechend viel Zuspruch bekam auch Professor Timming für sein sarkastisches Gezwitscher oben. Doch mitten unter den zahlreichen Antworten dann plötzlich folgende:
I would have once agreed with you. But as I now have to edit stuff, I spend more hours bringing our authors’ work into line with our Style Guide than almost anything else. Given we have a clear Style Guide, it would be much less painful for all if it were followed from the start.
— Nick Hillman (@nickhillman) December 8, 2019
Sogleich gruben sich tiefe Furchen in meine Stirn. Hatte ich da in einem Vierteljahrhundert editorialer Arbeit für Laborjournal irgendetwas falsch verstanden? Für mich stand immer fest, dass dies klar zu den Hauptaufgaben eines Editors gehört. Schließlich kommen auch bei uns Text- und Illustrationsmaterial weitgehend unformatiert rein — und es ist dann unsere Aufgabe, all den „Wildwuchs“ in ein einheitliches Seitenlayout einzupassen. Und ganz ehrlich: Soooo schlimm ist das gar nicht! Wir verbrauchen damit jedenfalls nicht den Hauptteil unserer Zeit…
Und siehe da, eine Minute später dann folgende zwei Tweets zum Thema:
As a journalist, I feel that this should be the job of the editorial staff of the journal and not yours. It’s not like they don’t have the money to pay them.
— TP1024 (@tp_1024) December 8, 2019
Eben! Formatierung ist definitiv Aufgabe des Editorial Staff, und nicht diejenige der Autoren! Doch offenbar will man in den Wissenschaftsverlagen von dem, was im Journalismus selbstverständlich ist, nicht wirklich etwas wissen. Dabei verfügen diese — wie der letzte Twitterer richtig schreibt — meist tatsächlich über mehr Mittel, um solche editorialen Pflichtaufgaben zu erfüllen, als so mancher journalistische Verlag.
Ralf Neumann