Komische Kommentarauswahl bei PubPeer

30. April 2015 von Laborjournal

Nicht nur unser Autor Leonid Schneider macht gerade so seine Erfahrungen mit der Paper-Diskussionsplattform PubPeer (siehe hier und hier). Meine eigenen letzten Erlebnisse dort fand ich allerdings gar nicht prickelnd. Und das kam so:

In den letzten Wochen postete ich insgesamt drei Kommentare als „Unregistered Submission“ auf PubPeer. (Als „Peer“ kann ich mich dort nicht anmelden, da hierfür eine Instituts-Emailadresse verlangt wird, die ich als Laborjournalist nun mal nicht habe.) Laut eigener Aussage prüfen die PubPeer-Betreiber zunächst alle Beiträge, die als „Unregistered Submission“ hereinkommen — und versprechen deren baldige Publikation, sofern sie keine persönlichen Beleidigungen enthalten.

Von meinen drei eingereichten Kommentaren erschien genau einer — und dies sehr schnell. Die anderen beiden erschienen bis heute nicht. Jetzt ist ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass es ausgerechnet der „negative“ Beitrag war, den PubPeer publizierte. In diesem hatte ich mögliche Duplikationen von Gelbanden, die zudem noch durch Spiegeln, Zerren und Stauchen der Banden-Bilder getarnt wurden, zur Diskussion gestellt. (Wer es genauer wissen will, siehe hier. Leider hat dann niemand weiter mitdiskutiert, obwohl es sich für mich um einen klaren Fall von Manipulation handelt.)

Die anderen beiden Kommentare waren dagegen „positive“ Beiträge, in denen ich Argumente vorstellte, warum gewisse, von anderen der Manipulation verdächtigten Abbildungen meiner Meinung nach falschen Alarm darstellten. Diesen Beitrag weiterlesen »

Leidige Praxisprobleme

13. Februar 2015 von Laborjournal

Kaum einer zweifelt, dass Post-Publication Peer Review (PPPR) prinzipiell eine gute Sache ist. Was kann auch dagegen sprechen, wo und wie auch immer veröffentlichte Arbeiten im Nachgang online weiter zu kommentieren und zu diskutieren? Im besten Fall werden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen womöglich robuster einsortiert oder es werden gar neue Ideen und Hypothesen angestoßen. (Ganz abgesehen davon, dass auch echte Flops umgehend entlarvt werden können — wie etwa konkret geschehen in den Fällen der Arsen-Bakterien oder der STAP-Stammzellen.) Im schlechtesten Fall frisst es einfach nur Zeit, aber das tun andere Dinge im Forschungsbetrieb noch auf viel sinnfreiere Weise…

Die konkrete Praxis des PPPR wird dagegen schon kontroverser diskutiert. Ein besonders „heißes“ Thema etwa ist, ob die Kommentatoren anonym bleiben dürfen — oder eben nicht. Selbst die zwischenzeitlich etablierten PPPR-Plattformen sind hier gespalten: Publons oder PubMed Commons lassen beispielsweise keine anonymen Kommentare zu, während PubPeer dagegen Anonymität explizit für wichtig hält.

Die Erfahrungen des Physikers und Postdocs Julian Stirling sprechen allerdings für keine der Varianten — zumindest in der Form, wie sie bislang praktiziert werden. Diesen Beitrag weiterlesen »

Seid kritisch mit „Invited Commentaries“!

6. Dezember 2013 von Laborjournal

Nicht nur Nature bringt wöchentlich seine “News & Views”, oder Science seine “Perspectives” — nein, inzwischen präsentieren auch viele, viele andere Journals unter jeweils eigenen Rubriknamen sogenannte “Invited Commentaries”. Kurz gesagt, schicken dafür die Editoren die ihrer Meinung nach heißesten Originalpaper jeder einzelnen Ausgabe vorab an ausgewählte „Experten“ und bitten diese die darin vorgestellten Ergebnisse hinsichtlich ihrer Bedeutung für das gesamte Feld zu kommentieren.

Diese Kommentare sind meist durchaus nett und gewinnbringend zu lesen — insbesondere auch für den Forscher, der gerne mal ein wenig über den Tellerrand schaut. Schließlich liefert solch ein Kommentar in der Regel einen knackigen und kompetenten Überblick über das gesamte Feld, präsentiert dazu die aktuell offenen Fragen und Probleme, ordnet die frischen Ergebnisse des neuen Papers samt Bewertung in diesen Rahmen ein — und wagt zudem noch einen Ausblick, welche weiteren Fragen durch die neuen Erkenntnisse nun womöglich leichter angegangen werden könnten.

Viele Autoren werten es daher als eine Art „Ritterschlag“ ihres Papers, wenn dieses durch einen „Eingeladenen Kommentar“ quasi geadelt wird. Allerdings sind solche „Invited Commentaries“ offenbar manchmal doch eher ein Quell des Ärgernisses für die Autoren des kommentierten Papers. Diesen Beitrag weiterlesen »

Falsch positive Blindgänger

2. April 2012 von Laborjournal

Die größten Feinde der experimentellen Forschung sind „Falsch Positive“. Man kann gar nicht scharf genug darauf drängen, Bedingungen und Kontrollen der jeweiligen Untersuchung so stringent zu planen, dass diese lästigen „Trittbrettfahrer-Daten“ weitmöglichst ausgeschlossen werden können. Nicht zuletzt auch zum Selbstschutz. Schließlich ist es jedes Mal höchstpeinlich, wenn einem die Kollegen hinterher nachweisen, dass man in seinem Paper vor allem Artefakten auf den Leim gegangen ist.

Vor diesem Grund erstrahlt gerade ein Science-Paper aus dem Sommer letzten Jahres in ziemlich unangenehmem Scheinwerferlicht. Mit dem Titel „Widespread RNA and DNA Sequence Differences in the Human Transcriptome“ (Li et al., Science 333:53-58) schlug es damals äußerst geräuschvoll nicht nur in der RNA-Editing-Szene ein. Diesen Beitrag weiterlesen »