Mehr Mut zur Kultur

9. Januar 2015 von Laborjournal

Die Mikrobiologen gelten als einer der Hauptgewinner des explosiven Fortschritts in der Genomsequenzierung. Endlich, so frohlockten viele von ihnen, brauchen wir nicht mehr den lästigen und oftmals erfolglosen Weg über die Kultivierung im Labor gehen, sondern können Mikroorganismen direkt über ihre Genome im Computer studieren — insbesondere da viele von ihnen unter Laborbedingungen offenbar gar nicht kultivierbar sind.

Sicher öffneten die genomischen Methoden mannigfach Tür und Tor zum Studium von Mikroorganismen, die sich bis dato der Untersuchung mit herkömmlichen Methoden widersetzten — vielen kam man gar auf diese Weise überhaupt erst auf die Spur ihrer Existenz. Aber sorgten die neuen Möglichkeiten, auf vergleichsweise schlanke Art Genom- und Metagenom-Daten zu generieren, nicht womöglich auch dafür, dass man sich zu sehr von der Kultivierung und dem Studium der ganzen, lebenden Mikroorganismen abwandte? Lag vor diesem Hintergrund die Versuchung nicht allzu nahe, eine Bakterien- oder Pilzart kurzerhand und vorschnell für nicht-kultivierbar zu erklären — nur weil sie nicht umgehend auf der Platte wuchsen und man sie ja ohnedies auch „genomisch“ studieren konnte?  Diesen Beitrag weiterlesen »