Warum Blau trotz Rot? — Gute Frage!

14. Februar 2024 von Laborjournal

Oft heißt es in der Wissenschaft: Wichtiger als Antworten zu finden ist es, die richtigen Fragen zu stellen. Bleiben wir kurz dabei – und fragen unsererseits: Wodurch zeichnen sich „richtige Fragen“ aus? Wohl dadurch, dass sie den Weg zu klaren Experimenten ermöglichen, deren Resultate zu wichtigen neuen Erkenntnissen führen.

Und damit wären wir bei einem Knackpunkt der ganzen Sache angekommen. Denn ob eine Frage „richtig“ in dem Sinne war, dass sie tatsächlich zu „wichtigen“ Erkenntnissen führte, entpuppt sich oft erst lange nachdem man sie ursprünglich gestellt hatte. Woraus zwangsläufig folgt: Wenn man im Voraus beurteilen will, ob eine Frage zu wichtigen Erkenntnissen führen werde, kann man ganz schön daneben liegen.

Nehmen wir als Beispiel eine frisch veröffentlichte Studie zur Blaufärbung von Heidelbeeren (Sci. Adv., doi.org/mf5t). Die Autoren um Rox Middelton von der Universität Bristol formulieren gleich zu Beginn der Einleitung ihres Artikels die entscheidende Frage:

Heidelbeeren sind sichtbar blau – die Pigmente, die sie enthalten, sind es jedoch nicht. So zeigen neuere Arbeiten auch deutlich, dass die Farbvariationen von Heidelbeeren tatsächlich nicht in erster Linie von deren Pigmentierung abhängen. Die Anthocyane, die diese Früchte in hohen Konzentrationen enthalten, haben im Allgemeinen dunkelrote Streuprofile. Wie kommen dann Früchte wie Heidelbeeren und Schlehen zu ihrer blauen Farbe?

Warum kann einem die Heidelbeere blau aus den Büschen entgegenleuchten, wenn sie doch nur dunkelrote Anthocyane als Farbstoffe enthält? Eine Frage, die eigentlich schon sehr lange formuliert sein dürfte – schließlich ist der aus den blauen Beeren gewonnene Heidelbeersaft tatsächlich dunkelrot (siehe Bild oben). Doch offenbar war es für die Wissenschaft bislang nicht wirklich eine richtige Frage – also eher keine, die den Gewinn neuer und vielleicht sogar wichtiger Erkenntnisse versprach.

Entweder Rox Middelton et al. sahen dies nun anders, oder sie gingen sie einfach trotzdem mal an. Middelton dazu in einer PressemitteilungDiesen Beitrag weiterlesen »

Vom Wert des genauen Hinschauens

12. Januar 2012 von Laborjournal

Wie war das nochmal, wie Wissenschaft funktioniert?

  • Beobachte ETWAS (möglichst etwas Neues).
  • Beschreibe ES.
  • Überlege dir, warum oder wozu ES da ist.
  • Knobele Strategien aus, wie du testen kannst, dass ES eben darum oder dazu da ist.
  • Teste, teste, teste,… — wiederhole, wiederhole, wiederhole,…
  • … bis Konsens besteht, dass ES darum oder dazu da ist.

Projekte zu den Schritten 1 und 2 werden heutzutage oftmals etwas geringschätzig als „rein deskripitv“ abqualifiziert — im Gegensatz zu vermeintlich viel „edleren“ Projekten zur Entschlüsselung von Sinn und Funktion von ETWAS. Dabei ist durch das Schema selbst schon klar: Jegliche Suche nach Sinn und Funktion von ETWAS ist zwingend abhängig von sorgfältiger Beobachtung und Beschreibung. Und das kann bisweilen ganz schön knifflig sein…

Ein schönes Beispiel, wie wichtig allein die Wahl der Bedingungen ist, unter denen man beobachtet, lieferte im letzten Jahr das Paper „Stable structural color patterns displayed on transparent insect wings“ von Ekaterina Shevtsova und ihren Kollegen von der Universität Lund (PNAS vol. 108: 668-73). Das Team nahm sich jede Menge Insektenflügel und fotografierte sie vor schwarzem statt, wie üblich, vor hellem Hintergrund (siehe Foto oben). Und siehe da — was zuvor im Hellen ziemlich unspektakulär aussah, schillerte plötzlich fast schon wie Schmetterlingsflügel in allen möglichen Farben… Diesen Beitrag weiterlesen »

Flower Power-Organellen

17. Oktober 2011 von Laborjournal

Was man wohl nehmen muss, um Zellen „so schön“ zu sehen?

Via freshPhotons.