Verdauungs-Fantasien

6. März 2024 von Laborjournal

Ihr Opfer war so gut wie tot, das stand außer Frage. Noch krabbelte es auf zittrigen Beinen am Rand des leuchtend roten Fangeisens entlang, noch tastete es mit seinen Fühlern nach dem süßlichen, fauligen, verführerischen Duft ihrer Nektardrüsen. Doch nur wenige Millimeter weiter, und es würde mehrere ihrer Sinneshärchen berühren und die gespannten Tellereisen ihrer Fangblätter binnen 100 Millisekunden zuschnappen lassen. Widerstand war zwecklos.

Natürlich könnte sich Dionaea muscipula, die Venusfliegenfalle, von Sonnenlicht, Kohlendioxid, Wasser und Mineralien des Bodens ernähren. Doch jeden Morgen wacht sie auf und entscheidet sich aufs Neue für etwas anderes: Gewalt!

Warum? Weil sie an ihrem nährstoffarmen Standort einfach nicht auf die Stickstoff-Leckerli verzichten kann, die auf ihr herumkrabbeln.

Hat sie einen Arthropoden in einem ihrer Fangblätter eingeschlossen, bewerten Chemorezeptoren dessen Verwertbarkeit. Erachtet sie ihr Opfer als schmackhaft, versiegelt sie das klebrige Grab vollständig. Selbst Flüssigkeit kann dann nicht mehr austreten. Kleine Drüsen sondern nun ein Verdauungssekret ab, dessen Amylasen, Esterasen, Phosphatasen, Proteasen, Ribonukleasen und in geringen Mengen auch Chitinasen den gefangenen Gliederfüßer bis auf Molekülebene zersetzen. Nach zehn Tagen ist das Festmahl vorbei. Nur unverdauliche Reste wie Beine und Chitinpanzer bleiben übrig und fallen zu Boden, sobald sich die Fangblätter erneut öffnen und aufrichten. Das Massengrab zu Füßen der Venusfliegenfalle wächst.  Diesen Beitrag weiterlesen »

Leise rieseln … die Nadeln!

28. Dezember 2022 von Laborjournal

Erfreuen Sie sich weiterhin am Anblick Ihres Weihnachtsbaums?
Auch wenn er großteils schon zu nadeln begonnen hat …

Kein Wunder, Ihr Weihnachtsbaum schiebt Panik. Schon seit der Anschaffung! Egal, wo Sie ihn platziert haben, ob Sie ihn gewässert haben und mit wie viel Aufmerksamkeit Sie ihm weiterhin schmeicheln: Die ersten ein, zwei Wochen erstrahlt er noch in immergrüner Pracht, dann jedoch schmeißt er alle Nadeln ab – und sieht aus, als hätte in ihm eine Herde Borkenkäfer nächtelang durchgezecht.

Sein Nadelausfall ist dabei keineswegs Ausdruck von Nährstoff- oder Wassermangel. Sie, verehrte Leserin oder verehrter Leser, machen sich mitnichten des Tatbestands der Vernachlässigung schuldig. Weder ändern Sie seine hysterische Persönlichkeit mit einem anhaltend hohen Feuchtigkeitsstatus im Baum-Xylem noch mit kommerziellen Konservierungsmitteln oder Wasserzusätzen wie Maissirup, Zucker, Glyzerin oder Aspirin.

Ein Blick zu seinen Artgenossen in freier Wildbahn: Vergeht sich ein Waldtier am Nadelbaum, ist es meist hinter dessen Nadeln her. Schließlich beinhalten sie all die leckeren Nährstoffe. Der Rest des Baumes ist aus herbivorer Sicht nicht viel wert. Trennt hungrige Fauna aber dennoch irgendeinen Teil des Baumes von dessen Wurzel ab, löst das im Gefühlsleben der Konifere eine Panikattacke aus: Sie exprimiert Zellwand-hydrolysierende Enzyme – wie etwa Cellulasen und Polygalacturonasen –, und im Verbund lösen diese Mittellamellen, Primärwände und ganze Zellen in einer zwei bis drei Zelllagen breiten Abszissions-Zone an der Nadelbasis auf. Als Folge wirft das Nadelgehölz seine grüne Pracht aktiv ab.

So auch in Ihrem Wohnzimmer. Diesen Beitrag weiterlesen »

FROHE WEIHNACHTEN…

20. Dezember 2019 von Laborjournal

 

„Forscher Ernst“ und die Laborjournal-Redaktion wünschen frohe Weihnachten sowie einen geschmeidigen Start in ein gesundes, spannendes und denkwürdiges neues Jahr!

 

(Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier. Text und Zeichnung von Rafael Flores.)
 

„More Than A Freezer“

25. Juni 2012 von Laborjournal

Wir wiesen auf diesen Seiten ja bereits zuvor auf die zunehmenden Versuche von Laborausstatter-Firmen hin, mehr oder weniger witzige Werbe-Musikvideos für das Web zu produzieren (etwa hier, hier und hier). Das jüngste Werk kommt von Thermo Scientific und heißt „More than a Freezer“:

(Hier gibt’s das Original: „More than a Feeling“ von Boston.)

Ach ja, und bisher entgangen war uns der „Bio Rad GTCA Song“:

(Hier das Original: „YMCA“ von den Village People.)