Selbst ist die Frau!

3. Juni 2011 von Laborjournal

Milena Penkowa: Spitzenwert bei Selbstzitierungen

So langsam sprießen die Fälle bzw. Neuigkeiten zu wissenschaftlichem Fehlverhalten schneller aus dem Morast als wir sie pflücken können. Gerade noch Silvia Bulfone-Paus und Carsten Carlberg, gestern Peter Zabel — und jetzt gibt’s schon wieder Neues zur Dänin Milena Penkowa.

Die 37-jährige Neurowissenschaftlerin gehörte zu den Shooting Stars der dänischen Forschung. Bis im Januar Nature titelte: Fraud investigation rocks Danish university. Bereits im Monat zuvor war Penkowa von ihrer Stelle an der Universität zurückgetreten, da sie unter dem dringendem Verdacht der Datenfälschung wie auch der Veruntreuung von Forschungsgeldern stand.

Mehr dazu stand damals in Lab Times. Deutlich detaillierter (und auch zynischer) brachte UniversityPost, die Zeitschrift der Universität Kopenhagen, die ganze Geschichte — Titel: Penkowa for dummies.

Wie so viele Fälle von Fälschungsverdacht wartet jedoch nun auch dieser zähflüssig auf seine endgültige Aufklärung. Doch während man noch wartet, hat sich der Kopenhagener Geophysiker Peter Riisager mal Frau Penkowas Publikationen näher angeschaut — beziehungsweise, wer sie denn so alles zitiert. Diesen Beitrag weiterlesen »

Von der Schadensbegrenzung bei Plagiaten

12. Mai 2011 von Laborjournal

Man könnte gerade denken, Plagiate gibt es hauptsächlich in den juristischen Doktorarbeiten irgendwelcher Politiker, die meinen, Ego und Rang dadurch aufpolieren zu müssen, indem sie wissenschaftliche Prinzipien mit Füßen treten. Doch nein, auch in der Biomedizin ist das „Spicken“ durchaus verbreitet. Man erinnere sich nur an den besonders dreisten Fall des „Publikators“ Bernhard Schaller (Laborjournal 9 (2005), S. 16-20 sowie hier und hier) oder diese fast schon witzige Geschichte.

Einen weiteren Fall beschreibt jetzt das US-amerikanische Committee on Publication Ethics (COPE) aus der Perspektive der Editoren eines Journals. Diesen Beitrag weiterlesen »

Finde die Fehler

29. März 2011 von Laborjournal

Klinische Studien scheinen besonders anfällig für Fehler. Ja nicht wenige meinen gar, dass sie zu einem hohen Anteil tatsächlich Fehler enthalten.

Zu einer ganz besonderen erzieherischen Maßnahme in dieser Hinsicht griff nun das Indian Journal of Psychiatry. Einer der Editoren, Chittaranjan Andrade, publizierte darin eine klinische Studie mit dem Titel „A 6-week, multicentre, randomized controlled clinical trial to evaluate the safety and efficacy of placeboxetine hydrochloride in the treatment of major depressive disorder in an Indian setting„.

Allerdings, die Studie hat nie stattgefunden. Was auch gleich im ersten Satz klar gestellt wird:

This paper describes a fictitious study of a fictitious drug.

Eine erfundene Studie also. Aber warum? Nun ja, Andrade hatte gezielt typische Fehler in Design, Durchführung und Auswertung klinischer Studien eingebaut. Entsprechend stellte er dem geneigten Leser gleich in der Einleitung die Aufgabe diese aufzuspüren. Diesen Beitrag weiterlesen »

Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (3)

29. Dezember 2010 von Laborjournal

Peer Review von Original-Manuskripten ist eine Sache höchster Vetraulichkeit. Dennoch treibt hier so mancher Gutachter Schindluder. Und dabei geht es keineswegs nur um die Weitergabe einiger Daten an den eigenen Postdoc.

Wie etwa in folgendem Beispiel: Forscher M reicht ein Manuskript ein, beide Gutachter A und B verlangen eine ‚Major Revision‘. Nach einigen Monaten hat Forscher M diese fertig und reicht das Manuskript erneut ein. Der Editor fragt daraufhin bei A und B an, ob sie die revidierte Version erneut begutachten würden. A sagt zu, B lehnt ab — schlägt aber Kollegen C vor. Das revidierte Manuskript geht also an A und C. Diesen Beitrag weiterlesen »

Ungeliebte Widerlegungen

3. Dezember 2010 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Professor G.U.T. Glaub, Veritologisches Institut Universität Wahrenstadt.

LJ: Hallo, Herr Glaub. Gerade kam eine Ihrer Mitarbeiterinnen heulend aus Ihrem Büro gestürzt. Was ist passiert?

Glaub: Eine Katatrophe ist passiert. Sie kann mit ihrer Doktorarbeit komplett neu anfangen. Die bisherigen eineinhalb Jahre völlig für die Katz — auch wenn sie nur schwer vorangekommen ist. Wenigstens wissen wir jetzt warum.

LJ: Äh… ja,… und warum?

Glaub: Kurz gesagt: Wir hatten für ihre Arbeit eine wirklich nette Hypothese aufgestellt, die auf Ergebnissen und Schlussfolgerungen eines ganz bestimmten Papers zur Chromatinstruktur beruhte. Und jetzt hat sich herausgestellt, dass dessen Folgerungen falsch sind und die betreffenden Strukturen in der Form  offenbar nicht vorkommen. Und damit ist auch unsere Hypothese futsch.

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Ärgere Deinen Nächsten!

16. Juli 2010 von Laborjournal

Der Autor des Blogs Lounge of the Lab Lemming präsentierte gerade eine hinterhältig-böse Fantasie, wie man seine übelsten Wettbewerber ärgern könne: Man verfasse ein 40-seitiges Manuskript, das überhaupt keinen Sinn macht, schicke es unter falschem Namen und falscher Adresse an das Journal mit dem meistgehassten Chief Editor und gebe die drei ungeliebtesten Konkurrenten als mögliche Gutachter an. Und dann sollen die sich mal abstrampeln…

Schön-böse Idee. Allerdings fragt sich, wer hier wen mehr blockiert. Denn was wird wohl länger dauern: 40 Seiten Unsinn zu fabrizieren; oder 40 Seiten Unsinn als solchen zu erkennen — und ihn in die Tonne zu treten?

Keine Kommentare, bitte!

19. November 2009 von Laborjournal

Umleitung in verschiedene RichtungenIm August kursierte ein Essay des US-Physikers Rick Trebino durch die amerikanische Wissenschaftsblogger-Szene — Überschrift: How to Publish a Scientific Comment in 123 Easy Steps. Wie der Titel bereits andeutet, schildert Trebino darin auf  schauerlich-amüsante Weise seine leidvollen Erfahrungen bei dem letztlich sehr komplexen Versuch, einen Scientific Comment zu inhaltlichen Schwächen eines bestimmten Papers zu veröffentlichen. Jeden Knüppel, den man überhaupt werfen kann, schmissen die Editoren Trebino zwischen die Beine, um sein Ansinnen abzublocken.

Interessanterweise finden sich in der deutschsprachigen Szene bisher überhaupt keine Hinweise auf diese wirklich lesenswerte Realsatire. Soweit jedenfalls das frische Ergebnis einer mittelintensiven Google-Suche des Autors. Daher jetzt von uns die Empfehlung und der Link: Lest, lacht und sinniert über How to Publish a Scientific Comment in 123 Easy Steps.

Übrigens: Laborjournal hatte bereits 2006 über zwei ganz ähnliche Fälle berichtet. Online hier nachzulesen. Natürlich auch mit Empfehlung.

(Foto: imageteam – Fotolia.com)