Elephantöse Forschung

22. Februar 2023 von Laborjournal

Unser Forscher Ernst ist sich sicher, dass der gute alte Jacques Monod niemals darüber nachgedacht hat, was er mit seinem Spruch über E. coli und Elefanten bei späteren Studenten anrichten könnte…

 

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Gut, wenn jemand genauer nachschaut

8. Februar 2023 von Laborjournal

Vor etwa zehn Jahren konnte man in dem Essay eines Forschers [Name und Referenz leider entfallen] sinngemäß folgenden Vorwurf lesen:

„Immer ausgefuchster und kraftvoller werden unsere Methoden, aber was machen wir daraus? Gerade unsere wissenschaftlichen Edelblätter sind voll von Studien, die mit immer umfassenderen Analysen und schöneren Bildchen am Ende doch nur bereits Bekanntes zeigen. Weil es jetzt eben geht. Zugegeben, die Resultate schauen damit oftmals deutlich eindrucksvoller aus. Aber wirklich neue Erkenntnisse liefert die neue Methoden-Power auf diese Weise nicht.“

Da ist sicher was dran. Aber genauso sicher ist es nur die halbe Wahrheit. Oft genug enthüllt der „größere Blick“ auf Altbekanntes mit nunmehr besseren Werkzeugen tatsächlich bislang Verborgenes – das vielleicht nicht immer gleich neue Erkenntnisse liefert, aber zumindest den Weg zu neuen Fragen eröffnet.

Schauen wir uns vor diesem Hintergrund das folgende Zitat aus einer Pressemeldung der Johns Hopkins University in Baltimore, USA, an:

„Aus jahrzehntelanger Forschung zur Proteinfaltung wissen wir eine Menge über eine kleine Anzahl sehr einfacher Proteine, eben weil diese für die Experimente der Biophysiker am besten geeignet waren. Jetzt haben wir all diese wirklich erstaunlichen Technologien, um Zehntausende von Proteinen in einer Probe zu analysieren, aber bislang wurden sie nicht eingesetzt, um Proteinfaltung wirklich umfassend zu untersuchen.“

Warum nicht? Weil man dachte, über die Mechanismen der Proteinfaltung sei alles bekannt? Weil man eben nicht einfach nur umfassendere Daten und schönere Bilder ohne echten Erkenntniszugewinn liefern wollte?

Zum Glück haben Johns-Hopkins-Biochemiker um Stephen Fried, der Obiges sagte, es trotzdem gemacht.  Diesen Beitrag weiterlesen »

Ran an den Drucker und Buntstifte bereithalten!

15. Juni 2022 von Laborjournal

 

 

Malbücher sind nur was für Kinder? Von wegen! Wenn das Thema stimmt, greift auch der eine oder andere Erwachsene sicher gerne zu den Buntstiften.

Zum Beispiel bei dem nerdigen Malbuch, dass die University of Wisconsin-Madison hat zur Feier der „2022 Science Expeditions“ veröffentlicht hat. Das Werk trägt den Titel „Bacteria and me“ und wurde vom hausinternen Wissenschaftler-Duo Aedan Gardill und Tiffany Harris verwirklicht. Gardill ist studierter Künstler sowie derzeit PhD-Physikstudent und übernahm die illustrative Arbeit. Harris hingegen kümmerte sich als Mikrobiologie-Doktorandin vor allem um den Inhalt. Dieser dreht sich – wie der Titel schon vermuten lässt – insbesondere um all die winzigen Mikroben, die in und um uns herum leben. Darunter alte Bekannte wie E. coli, aber auch Exoten wie Deinococcus radiodurans.

 

Neisseria meningitis zum selber Ausmalen (aus dem im Text beschriebenen Buch)

 

Aber nicht nur Mikroben bekommen ihren Auftritt, sondern auch die Menschen, die sie entdeckt und studiert haben. Besonders lobenswert ist dabei die Diversität der vorgestellten Mikrobiologinnen und Mikrobiologen. Gardill und Harris porträtieren neben altbekannten Größen wie Robert Koch und Louis Pasteur beispielsweise auch Ruth Ella Moore, die als erste Woman of Color 1933 ihren PhD in einer Naturwissenschaft erhielt – oder June Almeida, die 1964 als erstes ein Coronavirus unter ihrem Mikroskop entdeckte.

Das insgesamt 87 Seiten dicke Mikrobio-Malbuch glänzt nicht nur durch seine bestechlich schönen Illustrationen, sondern auch durch seine verständlich formulierten Infotexte. „Bacteria and me“ gibt es auf englischer und spanischer Sprache und kann dank Creative-Commons-Lizenz kostenlos auf der Website der University Wisconsin-Madison heruntergeladen werden. Finanziert wurde das Projekt vom Marie-Christine-Kohler-Fellowship-Programm, dessen Ziel es unter anderem ist, Wissenschaft und Kunst zusammenzuführen.

 

Vorsicht, ihr Biohacker und DIY-Biologen!

9. Februar 2017 von Laborjournal

Erst jetzt haben wir mitbekommen, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits vor zwei Wochen eindringlich vor Do-It-Yourself (DIY)-Baukästen warnte, mit denen interessierte Laien echte Bakterien-Gentechnik in ihren eigenen vier Wänden machen können. Die Meldung mit dem Titel „Gentechnik mit Biologiebaukästen: Einfach, aber möglicherweise strafbar“ im Wortlaut:

Durch Genome-Editing-Verfahren wie etwa CRISPR-Cas ist es einfach und preiswert möglich, das Erbgut von lebenden Organismen gezielt zu verändern. Mittlerweile können insbesondere im Internet komplette Biologiebaukästen (so genannte „Do-it-yourself“, bzw. DIY-Kits) aus dem Ausland gekauft werden, mit denen daheim und ohne zusätzliche Geräte das Erbgut von Organismen, z. B. E. coli-Bakterien, verändert werden kann.

Derartige Experimente im heimischen Hobbykeller mögen lehrreich und spannend sein. Abhängig vom konkreten DIY-Kit gilt dafür jedoch das Gentechnikrecht. Dies ist immer dann der Fall, wenn das DIY-Kit gentechnisch veränderte Organismen (GVO) enthält oder wenn damit GVO erzeugt werden. Solche gentechnischen Arbeiten dürfen gemäß § 8 Abs. 1 Satz 1 Gentechnikgesetz (GenTG) nur in gentechnischen Anlagen durchgeführt werden, also in geeigneten, behördlich überwachten Laboren unter Aufsicht eines sachkundigen Projektleiters.

Das heißt, wer DIY-Kits bestellt und außerhalb gentechnischer Anlagen entsprechend anwendet, riskiert gemäß § 38 Absatz 1 Nummer 2 GenTG eine Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro. Falls im Rahmen der Nutzung der DIY-Kits GVO freigesetzt werden, droht gemäß § 39 Absatz 2 Nummer 1 GenTG sogar eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Für Nachfragen steht Ihnen die zuständige Landesbehörde zur Verfügung.

Warum das BVL diese Warnung aktuell für notwendig erachtet, fasst dieser Artikel der Zeitschrift „Make:“ recht gut zusammen. Nach der Recherche des Autors kamen gerade im vergangenen Jahr vor allem im Ausland zahlreiche Geräte und Kits auf den Markt, die dem Kunden nicht nur genetische Analysen, sondern auch gezielte genetische Veränderungen versprechen.

Als Beispiel nennt der Artikel unter anderem das Gerät „DNA-Playground“ der US-Firma Amino Labs. 325 Euro kostet die E. coli-Transformiermaschine, die es dem Kunden erlaubt, mit dem passenden „Engineer-Kit“ die Bakterien etwa derart genetisch umzubauen, dass sie im Dunkeln in allen möglichen Farben leuchten — siehe Video:

 

 

Noch drei weitere Beispiele beschreibt der Artikel, um dann am Ende allerdings auf die Warnung des BVL einzuschwenken:

Viele der Projekte richten sich neben Privatpersonen auch an Bildungseinrichtungen, da Schulen sich speziell eingerichtete Labore mit vielen Geräten kaum leisten können. In Deutschland gibt es allerdings eine Reihe an Forschungseinrichtungen und Museen, die in sogenannten Schülerlaboren biotechnologische Workshops anbieten. Sie halten dabei die Hygienemaßnahmen ein, entsorgen Abfälle sachgerecht und sind bei der zuständigen Behörde gemeldet. Erfolgt dies nicht, so warnt das Bundesamt, drohe eine Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro. Wer gentechnisch veränderte Bakterien in die Umwelt freisetzt, kann sogar mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden.

Ob die Warnungen gehört werden, darf bezweifelt werden angesichts des oftmals geradezu überschäumenden Enthusiasmus, den manche DIY-Biologen hinsichtlich ihrer Garagenlabor-Spielereien an den Tag legen. Vielleicht werden sie auch eher belächelt, da sich die weltweite Community der DIY-Biologen schon seit 2011 selbst einen Ethik-Code auferlegt hat. Genauso wie sie seither Mantra-artig beteuert, dass Biohacking nicht nur von Neugier, Spieltrieb und Ehrgeiz getrieben sei, sondern vielmehr ebenso gesteuert von Vorsicht, Vorausschau und in Kenntnis der jeweils geltenden Gesetzeslage. Schwer zu glauben allerdings, dass dies tatsächlich allen Biohackern weltweit in genügendem Umfang bewusst ist.

Sicher, das BVL muss auf die Gesetzeslage aufmerksam machen. Naturgemäß riecht dies aber immer stark nach Drohung. Vielleicht sollte es sich lieber mal die Mühe machen, die potentiellen Befürchtungen und Gefahren konkret und greifbar zu thematisieren — und damit letztlich das Problembewusstsein der vielen DIY-Zauberlehrlinge nachhaltig zu schärfen. Denn selbst die fänden das Szenario wahrscheinlich ziemlich gruselig, wonach „selbstgebastelte“ Bakterien oder was auch immer wild aus irgendwelchen Haus- und Garagentüren kriechen.

(DIY-Bio-Logo via diybio.org)

Best of Science Cartoons (26)

23. Mai 2014 von Laborjournal

… Zum Thema „Kompetenz im Labor“:

 

(Von Pedro Velica alias Pedromics)

Ganz schön eng hier

12. Juli 2013 von Laborjournal

So etwa sieht es im Cytoplasma von E. coli aus — zwar nicht so bunt, aber sicher SO VOLL!

Das Bild stammt aus dem Paper „Diffusion, Crowding & Protein Stability in a Dynamic Molecular Model of the Bacterial Cytoplasm“ der US-Biochemiker Sean R. McGuffee und Adrian H. Elcock (PLoS Comput Biol 6(3): e1000694. doi:10.1371/journal.pcbi.1000694) — und veranschaulicht eindrucksvoll das Problem des Molecular Crowding („Molekulares Gedränge“). Die Autoren fassten es folgendermaßen zusammen:  Diesen Beitrag weiterlesen »

Cover Models

1. November 2011 von Laborjournal

Manchmal fragen wir uns, ob wir in diesem Blog nicht hin und wieder die Ernsthaftigkeit vermissen lassen, die dem Thema Biowissenschaften womöglich angemessen wäre. Aber manche Augenzwinkereien sind einfach zu gut, um sie nicht weiter zu verbreiten — ganz abgesehen davon, dass sie von Forschern selbst gemacht sind und somit deren ganz eigenen Humor wiedergeben.

Einfach großartig in dieser Hinsicht sind die drei folgenden Titelbilder der fiktiven Zeitschrift „Model Organisms“. „Cover Artist“: der Portugiese Pedro Veliça.

 

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Glass Microbiology

25. Oktober 2011 von Laborjournal

Dass biologische Formen und Strukturen inzwischen auch für jede Menge mehr oder weniger künstlerische oder kunsthandwerkliche Aktivitäten hergenommen werden, ist auch hier immer wieder mal Thema. Jemanden, der Viren und Bakterien aus Glas nachbastelt, hatten wir aber noch nicht. Daher also Vorhang auf für Luke Jerram aus Bristol und seine „Glass Microbiology“:

 

HIV…

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