„Bulfone-Paus-Fall“ wächst und wächst…

13. Juni 2011 von Laborjournal

(Update vom 15.6.2011: Zum Paper Blood. 2010; 116: 2665-75 wurde eine „Correction“ veröffentlicht. Die Editoren kamen offenbar zu dem Schluss, dass die duplizierte Abbildung keine Fälschung darstellt, sondern vielmehr durch ein Versehen zustande kam. Mehr am Ende des Beitrags.)

Zwölf Publikationen musste Silvia Bulfone-Paus vom Forschungszentrum Borstel bislang wegen offensichtlicher Datenmanipulation zurückziehen. Nun distanzieren sich auch externe Ko-Autoren von Bulfone-Paus Artikeln, die bisher noch nicht zurückgezogen sind.

Nachdem bereits ein weiteres 99er-Paper in Blood (Band 93 (10):  3531-9) von den Editoren auf Manipulationen untersucht wird, sind nun nochmal drei Artikel der Bosteler Immunologin unter Verdacht geraten: Transplantation. 2000; 69: 1386-91 (mehr siehe hier), J. Immunol. 2009; 183: 3004-13 (mehr siehe hier) und zuletzt Blood. 2010; 116: 2665-75 (mehr siehe hier).

Dass die erneuten Vorwürfe durchaus Substanz enthalten, illustriert die Mail eines Ko-Autors des letztgenannten Papers, die unserer Redaktion vorliegt. Diesen Beitrag weiterlesen »

Selbst ist die Frau!

3. Juni 2011 von Laborjournal

Milena Penkowa: Spitzenwert bei Selbstzitierungen

So langsam sprießen die Fälle bzw. Neuigkeiten zu wissenschaftlichem Fehlverhalten schneller aus dem Morast als wir sie pflücken können. Gerade noch Silvia Bulfone-Paus und Carsten Carlberg, gestern Peter Zabel — und jetzt gibt’s schon wieder Neues zur Dänin Milena Penkowa.

Die 37-jährige Neurowissenschaftlerin gehörte zu den Shooting Stars der dänischen Forschung. Bis im Januar Nature titelte: Fraud investigation rocks Danish university. Bereits im Monat zuvor war Penkowa von ihrer Stelle an der Universität zurückgetreten, da sie unter dem dringendem Verdacht der Datenfälschung wie auch der Veruntreuung von Forschungsgeldern stand.

Mehr dazu stand damals in Lab Times. Deutlich detaillierter (und auch zynischer) brachte UniversityPost, die Zeitschrift der Universität Kopenhagen, die ganze Geschichte — Titel: Penkowa for dummies.

Wie so viele Fälle von Fälschungsverdacht wartet jedoch nun auch dieser zähflüssig auf seine endgültige Aufklärung. Doch während man noch wartet, hat sich der Kopenhagener Geophysiker Peter Riisager mal Frau Penkowas Publikationen näher angeschaut — beziehungsweise, wer sie denn so alles zitiert. Diesen Beitrag weiterlesen »

A Lab goes Jethro Tull

24. Mai 2011 von Laborjournal

Im Auftrag der DFG durchforstete der Würzburger Roland Houben Ende der Neunziger mit seinen Kollegen Patrick Gröhn, Hermann Frank und Ulf Rapp die gesammelten Werke der Krebsforscher Friedhelm Herrmann und Marion Brach auf Datenfälschungen. Mit durchschlagendem Erfolg, wie man heute weiß: In knapp 100 Publikationen fand die „Task Force“ damals Beweise oder zumindest klare Hinweise auf Datenmanipulation.

Heute arbeitet Roland Houben in der Würzburger Hautklinik. Und dass er den Humor trotz allem nicht verloren hat, beweist die folgende Musikvideo-Produktion „The Circle of Science“ aus seinem Labor, auf die er uns gerade aufmerksam gemacht hat. Houben selbst schrieb dazu: „Auch das hier ist ein übles Plagiat.“

Übrigens: Houben sucht Leute, die Interesse haben in seinem Klinik-assoziierten Labor ihre Diplom- oder Masterarbeit zu machen. Kontakt: Houben_R@klinik.uni-wuerzburg.de

1:0 fürs Forschungszentrum Borstel

2. Mai 2011 von Laborjournal

 

Transparenz und offensiver Umgang gegenüber der Öffentlichkeit ist möglich — und zahlt sich letztlich aus.

Diese für Deutschlands Institutionen ungewohnte Wahrheit beweist seit Monaten das Forschungszentrum Borstel. Die beiden FZB-Direktoren Ulrich Schaible und Peter Zabel sind bisher erfreulich offen mit der Fälschungsaffäre um Silvia Bulfone-Paus umgegangen (siehe Laborjournal 1-2/2011, Seite 14) und haben damit den Ruf ihrer Einrichtung als seriöse, glaubwürdige Wissenschaftsinstitution gefestigt.

Unlängst zeigte sich erneut, dass die Transparenzoffensive des FZB goldrichtig ist. Es geht um einen doch sehr merkwüdigen „offenen Brief“ von Bulfone-Paus-Anhängern — und um die klare Antwort des FZB darauf.
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Retraktions-Rekordhalter

5. März 2011 von Laborjournal

Joachim Boldt: Zweifelhafter Rekord

Wie unsere Freunde von Retraction Watch schreiben, gibt es einen neuen Rekordhalter hinsichtlich zurückgezogener Paper. Es ist — tätärätä — der ehemalige Anaesthesiologie-Chef des Klinikums Ludwigshafen, Joachim Boldt.

Boldt kam nun zu dieser zweifelhaften Ehre, da für die meisten seiner klinischen Studien zur Blutvolumen-Stabilisation während Koronararterien-Bypass-Operationen keinerlei Genehmigung der Ethikkommission vorlag. Aus diesem Grund zog ein Editoren-Konsortium der betroffenen Journale jetzt insgesamt 88 „Boldt-Paper“ zurück (zuerst waren es gar 89). Und es könnten immer noch mehr werden. Diesen Beitrag weiterlesen »

Laborjournal 11/2009…

9. November 2009 von Laborjournal

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… ist ausgeliefert und damit freigegeben für Diskussion, Gemeckere und Lobhudelei. Entweder direkt als Kommentar auf diesen Blog-Eintrag oder via E-Mail an redaktion@laborjournal.de.

Eine Mail hat uns bereits zum Artikel „Die Verantwortung des Wissenschaftlers“ (S. 16) erreicht. Darin moniert der Schreiber, dass der Fälschungsfall im Labor von Peter Chen an der ETH Zürich gerade nicht geeignet wäre, den Sittenverfall in der Forschung zu dokumentieren, der laut Artikelautor Rüdiger Paschotta durch die Strategie der „Großprofessoren“ Einzug gehalten habe. Denn Peter Chen, so führt der Mail-Autor glaubhaft aus, betreibe gar kein „Großlabor“ und stünde schon gar nicht „unrechtmäßig“ auf irgendwelchen Veröffentlichungen. Das Fazit seiner Mail daher :

Grau ist alle Theorie, im praktischen Laboralltag ist vertrauensvolle Kooperation auch mit dem Chef ein hohes Gut. Wenn ein Chef in paranoider Weise alle immer der Fälschung verdächtigt, dann gehört er in die Psychiatrie. Peter Chen ist nach meinen mageren Kenntnissen von Interna hiervon nicht betroffen. Er ist ein sehr guter Wissenschaftler, der reingeflogen ist, leider. Aber das kann vielen passieren, passiert vielen.

Klingt, als müssten wir uns der Sache nochmal annehmen.