Die alte Dampflok Wissenschaft und ihre Heizer

15. März 2023 von Laborjournal

 

Manchmal fragen wir uns, was unsere Artikel bei Leserinnen und Lesern auslösen. Und ob da womöglich auch eine Art Kopfkino stattfindet …

Hin und wieder scheint das tatsächlich zu passieren. Zu unserem Artikel „Kein Platz für Opportunisten und Narzissten“ erhielten wir beispielsweise folgende Rückmeldung:

 

Sehr geehrte Redaktion […],

danke für den Artikel. Beim Lesen kam mir ein Bild in den Sinn, dass die Situation in der Wissenschaft – oder vielmehr ihr Wesen – für mich recht gut beschreibt. Ich stelle mir die Wissenschaft, in meinem Fall die „Life Sciences“, als eine alte Dampflok vor, die viel Getöse und viel Qualm macht. Sie kommt voran, wenn auch nur sehr schwerfällig und steif. Ihr Kesselfeuer ernährt sich von Karriere-Träumen – eine schier unerschöpfliche Energiereserve.

Ihre Energiebilanz ist aber mehr als ungünstig. Die Heizer haben viel zu tun. Wenn sie fleißig sind, dann dürfen sie den feinen Herrschaften in ihren wohligen Pullman-Salonwagen kurzeitig Gesellschaft leisten. Vielleicht wird ihnen ja auch irgendwann einmal ein dauerhafter Platz zugeteilt – und ein junger Traum schafft es in den Führerstand.

Lohnt es sich, diesem alten Stahlmonster ein „Upgrade „zu geben? Oder ist es nicht sinniger, gleich einen modernen Triebwagen mit vielen Sitzmöglichkeiten und besserer Energiebilanz zu besorgen?  …

Ich kann sie jedenfalls gerade ganz deutlich durch all den Qualm und Dreck sehen, die alte Dampflok. (Ich stecke gerade in einer SFB-Begutachtung und mein Vertrag endet zum x-ten Mal).

Beste Grüße […]

 

Treffend! Aber nicht nur das. Auch herrlich fantasievoll!

Liebe Leserinnen und Leser, gerne mehr davon!

(Foto:The Durango Herald)

Alte Dampflok „Wissenschaft“

22. September 2021 von Laborjournal

Ursachen für die wachsenden Verstöße gegen die wissen­schaftliche Integrität sind eine eklatante Ungleich­verteilung von Macht, systemische Fehlanreize durch die Bevorzugung quantitativer Indizes bei der Leistungsevaluation sowie zu schwache Kontrollmechanismen und Sanktionsmöglichkeiten. Dieses Fazit referierte Bettina Dupont in unserem Online-Artikel „Kein Platz für Opportunisten und Narzissten“, in dem sie ein Positionspapier aus dem Umfeld der Deutschen Psychologischen Gesellschaft zum Thema „Unethisches Verhalten in der Wissenschaft“ vorstellte.

Zu diesem Artikel beziehungsweise zu diesem Thema erhielten wir die folgende Zuschrift, die wir unserer Leserschaft nicht vorenthalten wollen:

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Bettina Dupont,

danke für den Artikel. Beim Lesen kam mir ein Bild in den Sinn, das die Situation in der Wissenschaft oder vielmehr deren Wesen für mich recht gut beschreibt. Ich stelle mir die Wissenschaft – in meinem Fall die „Life Sciences“ – als eine alte Dampflok vor, die viel Getöse und viel Qualm macht. Sie kommt voran, wenn auch nur sehr schwerfällig und steif. Ihr Kesselfeuer ernährt sich von Karriere-Träumen, eine schier unerschöpfliche Energiereserve. Ihre Energiebilanz ist aber mehr als ungünstig. Die Heizer haben viel zu tun. Wenn sie fleißig sind, dann dürfen sie den feinen Herrschaften in ihren wohligen Pullman-Salonwagen kurzeitig Gesellschaft leisten. Vielleicht wird ihnen ja auch irgendwann einmal ein dauerhafter Platz zugeteilt und ein junger Traum schafft es in den Führerstand.

Lohnt es sich, diesem alten Stahlmonster ein „Upgrade „zu geben, oder ist es nicht sinniger, gleich einen modernen Triebwagen mit vielen Sitzmöglichkeiten und besserer Energiebilanz zu besorgen?

Ich kann sie gerade ganz deutlich durch all den Qualm und Dreck sehen, die alte Dampflok. (Ich stecke gerade in einer SFB-Begutachtung und mein Vertrag endet zum x-ten Mal).

Beste Grüße

(Der Autor der Zuschrift ist der Redaktion bekannt.)

(Foto: National Heritage Memorial Fund UK)