Die Mikrobiomik hat’s nicht leicht

6. September 2023 von Laborjournal

Schon vor knapp fünf Jahren bemerkte unser Wissenschaftnarr süffisant zum Thema:

Mittlerweile spuckt PubMed pro Tag dreißig neue Mikrobiom-Artikel aus. Kein Fach, das nicht von der Mikrobiom-Manie erfasst wurde.

Um wenig später zu ergänzen:

Immerhin konnte aufgrund der Vielzahl der publizierten Studien mittlerweile eine Reihe von Metaanalysen durchgeführt werden. Diese schlussfolgern in aller Regel, dass man eigentlich gar nichts sagen kann, da die vorliegenden Studien gewisse Qualitäts-Mindestanforderungen nicht erreichen. Und dort, wo solide und gut gemachte Studien vorliegen, liefern diese entweder neutrale oder sogar negative Resultate. So geschehen etwa kürzlich in einer relativ großen Studie an Patienten mit Reizdarm: Den Probanden in der Stuhltransplantations-Gruppe ging es am Ende schlechter als denjenigen, die mit Placebo behandelt wurden.

Und damit hat er noch nicht mal das leidige Hauptproblem der Mikrobiomik angesprochen: Nämlich dass bei der Entnahme oder Weiterprozessierung der Mikroorganismen immer wieder unbemerkt menschliche DNA mit ins Röhrchen rutscht – und die Mikrobiom-Daten am Ende auf hässliche Weise kontaminiert. Das weiß man zwar schon länger und versucht daher, mit den Referenzdaten des Humangenoms solche Falsch-Daten nachträglich wieder herauszurechnen – dennoch werden bis heute weiterhin in schöner Regelmäßigkeit solche Kontaminationen aufgedeckt.  Diesen Beitrag weiterlesen »

Warum Rumknutscherei beinahe Impfungen ersetzt

31. Mai 2023 von Laborjournal

 

 

Küssen Sie gern – vor allem Ihren Partner oder Ihre Partnerin? Warum eigentlich? Warum tut’s nicht auch ein regelmäßiger Handschlag? Oder wie wäre es mit Nasereiben? Auch schnüffeln etliche Tiere zur Begrüßung gern am Hinterteil des Artgenossen. Klar, durch Ihren aufrechten Gang wird das etwas schwieriger. Und Ihr Gegenüber würde bestimmt auch erstmal einen Satz zur Seite machen. Aber sicher würden Ihre Mitmenschen mit der Zeit Verständnis zeigen.

Wozu also diese ständige Rumknutscherei?

Natürlich liegt die Antwort auf der Hand: Sie wollen genau wissen, was Sache ist. Beim Küssen kommen Sie nämlich den Nasolabialfurchen zwischen Nasenflügeln und Mundwinkeln Ihres Gegenübers nahe – einem Sammelpunkt von Pheromonen. Und diese olfaktorische Visitenkarte informiert Sie über die Qualität des Immunsystems Ihres potenziellen Sexualpartners.   Diesen Beitrag weiterlesen »

Hunger macht Mensch und Mikrobe giftig

12. April 2023 von Laborjournal

“Tout ce qui est vrai pour le Colibacille est vrai pour l’éléphant”, sagte der französische Biologe Francois Monod 1972 – „Was für E. coli gilt, trifft auch auf den Elefanten zu“. Markant beschrieb er damit, dass die fundamentalen Regeln der Molekularbiologie grundsätzlich vom einfachsten Bakterium über das gesamte Organismenreich bis hin zu uns Menschen gelten.

Komisch, dass einem dieser Spruch bei folgender Überschrift sofort in den Sinn kommt: „Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass auch Bakterien ‚hangry‘ werden“. Über die Hungerwut („Hangriness“) und wie man Menschen da in wieder heraushelfen kann, hatten wir ja erst unlängst an dieser Stelle geschrieben. Dort hieß es etwa:

Hungergefühl und negative Emotionalität korrelieren über demographische Faktoren hinweg (PLoS ONE, doi.org/h4g5). Der Werbeslogan „Du bist nicht du, wenn du hungrig bist“ eines bekannten Erzeugers von Zuckerspeisen behält also tatsächlich Recht. Hunger macht „hangry“.

Und weiterhin:

Obendrein ist „hangriness“ nicht auf die Spezies Mensch beschränkt. Beispielsweise erwecken ausgehungerte männliche Taufliegen in Reichweite des Futtertrogs den Krieger in sich (Anim. Behav., doi.org/gkb6mz). Auch sollten Sie Zebrafinken direkt nach einer Fastenkur besser nicht in die Quere kommen (Endocrinology, doi.org/f5d2qt).

Hunger macht Mensch, Fink und Fliege also irgendwie „giftig“. Im übertragenen Sinne.

Bei Bakterien passiert das offenbar bisweilen wirklich. Zumindest zeigen das die Resultate der Studie, die sich hinter der oben erwähnten Überschrift versteckt. Deren Autoren sind Forscher aus Harvard und Princeton sowie dem dänischen Biotechnologie-Konzern Danisco unter Leitung des Mikrobiologen Adam Rosenthal; „Hauptdarsteller“ ist das Darmbakterium Clostridium perfringens (Nat. Microbiol., doi.org/j42p).  Diesen Beitrag weiterlesen »

Keinen Impact, aber Einfluss!

2. Mai 2019 von Laborjournal

(Eine fiktive Geschichte zur Entmystifizierung einiger beliebter Floskeln des modernen Wissen­schafts­betriebs:…)

Professor Suck war Mikrobiologe, seine Leidenschaft waren Zucker. Zeit seines Forscherlebens war er immer wieder auf’s Neue fasziniert davon, was Bakterien mit Zuckern alles anstellen. Und tatsächlich konnte er mit seinen Mitarbeitern auch einiges zum Verständnis davon beisteuern.

Zitiert wurden seine Arbeiten jedoch eher so la la. Suck selbst juckte das allerdings nicht. Er war lange genug Forscher, dass er diese Dinge mit gesundem Selbstbewusstsein einschätzen konnte. Zudem stand er mittlerweile im Spätherbst seiner Forscherkarriere — und musste keinem mehr etwas beweisen.

So dachte Suck jedenfalls. Eines Tages jedoch las er in einem Brief von der Univerwaltung, dass diese nacheinander alle Fakultäten evaluieren wolle und dafür extra ein ständiges Büro mit vier „Evaluationsexperten“ eingerichtet habe. Und kurze Zeit später saß tatsächlich einer dieser jungen und dynamischen „Evaluationsexperten“ bei Suck im Büro…     Diesen Beitrag weiterlesen »

Best of Science Cartoons (32)

16. Januar 2015 von Laborjournal

Von Bill Whitehead

Best of Science Cartoons (31)

10. November 2014 von Laborjournal

(Von rmay via toonpool.com)

Ich nehm‘ das Gen, Du das Produkt

26. August 2014 von Laborjournal

Manchmal kann man nur staunen, welche Wege Gene im Laufe der Evolution gehen.

Gut geeignet dazu ist etwa das Szenario, das japanische Forscher unlängst in der unscheinbaren Erbsenlaus Acyrthosiphon pisum vorfanden.

Bereits zuvor war bekannt, dass die Läuse in speziellen Zellen, sogenannten Bakteriozyten, Bakterien der Art Buchnera aphidicola beherbergen. Dort verstoffwechseln diese, quasi als „Verdauungshelfer“, so einige Nahrungsbestandteile für ihren Wirt.

Diese Endosymbiose funktioniert schon seit 100 Millionen Jahren — und das offenbar so gut, dass die Bakterien außerhalb ihres Wirtes gar nicht mehr leben können. Was nicht verwundert, denn wie es bei parasitischen und endosymbiotischen Lebensweisen die Regel ist, hat auch Buchnera sein Genom inzwischen von einer ganzen Reihe ungebrauchter Gene bereinigt.

Die Japaner selbst hatten bereits in einer früheren Studie gezeigt, dass die Erbsenlaus-Vorfahren mindestens zwölf Gene bakteriellen Ursprungs durch horizontalen Gentransfer in ihr Genom integrierten. Sieben davon exprimieren sie spezifisch in ihren Bakteriozyten — was darauf hindeutet, dass sie für ihre Buchnera-„Dauergäste“ essentiell sind. Diesen Beitrag weiterlesen »

Best of Science Cartoons (16)

30. Juli 2013 von Laborjournal

(Von hier)

Best of Science Cartoons (10)

15. Februar 2013 von Laborjournal

Via I Waste So Much Time

In diesem Sinne: SCHÖNES WOCHENENDE!

Glass Microbiology

25. Oktober 2011 von Laborjournal

Dass biologische Formen und Strukturen inzwischen auch für jede Menge mehr oder weniger künstlerische oder kunsthandwerkliche Aktivitäten hergenommen werden, ist auch hier immer wieder mal Thema. Jemanden, der Viren und Bakterien aus Glas nachbastelt, hatten wir aber noch nicht. Daher also Vorhang auf für Luke Jerram aus Bristol und seine „Glass Microbiology“:

 

HIV…

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