Wer macht hier Wissenschaft, und wer Pseudowissenschaft?

24. Juli 2019 von Laborjournal

Erinnert sich noch jemand an den Kasseler „Gnomen-Klüngel“? Vor über zwölf Jahren zielte Siegfried Bär unter dieser Überschrift mit spitzer Feder auf gewisse Versuche, der Anthroposophie mittels zweier ziemlich skurriler Stiftungsprofessuren an der Universität Kassel zu akademischen Weihen zu verhelfen. Um Biodynamische Landwirtschaft nach Rudolf Steiner ging es da, um Biokristallisation — ja sogar um die Erforschung von Gnomen und Elfen.

Offenbar wird der Artikel tatsächlich noch vereinzelt gelesen, denn erst kürzlich bekamen wir wieder eine E-Mail, mit der die Verfasserinnen scharf gegen den Artikel protestierten und die Anthroposophie vehement verteidigten. Solche Beschwerden hatten wir natür­lich einige erhalten, als der Artikel frisch veröffentlicht war. Was an dieser E-Mail jedoch — neben dem zeitlichen Abstand — besonders war: Unterzeichnet hatten sie zwei Wissenschaftlerinnen eines medizinischen Forschungsinstituts.

Unter anderem werfen sie uns darin folgendes vor:

Ihr Bericht über die Anthroposophen […] stellt das Maximum an Intoleranz und Polemik dar. Wir können daher nicht glauben, dass ihre Zeitschrift tatsächlich einem wahrhaft wissenschaftlichen Ansatz folgt, wenn dort offensichtlich nur Menschen arbeiten, die unterschiedliche Sichtweisen und Denkrichtungen nicht tolerieren.

Wie bitte? Wir mussten uns wirklich die Augen reiben. Allerdings: So krass dieser Vorwurf auch klingt, war es bei weitem nicht das erste und einzige Beispiel, das uns zweifeln ließ, ob man als ausgebildeter Wissenschaftler, der weiterhin an einem wissenschaftlichen Institut arbeitet, auch immer weiß, was Wissenschaft eigentlich ist. Und vor allem: Ob ihm klar ist, was Wissenschaft tatsächlich von Pseudowissenschaft trennt.     Diesen Beitrag weiterlesen »