Komische Kommentarauswahl bei PubPeer

30. April 2015 von Laborjournal

Nicht nur unser Autor Leonid Schneider macht gerade so seine Erfahrungen mit der Paper-Diskussionsplattform PubPeer (siehe hier und hier). Meine eigenen letzten Erlebnisse dort fand ich allerdings gar nicht prickelnd. Und das kam so:

In den letzten Wochen postete ich insgesamt drei Kommentare als „Unregistered Submission“ auf PubPeer. (Als „Peer“ kann ich mich dort nicht anmelden, da hierfür eine Instituts-Emailadresse verlangt wird, die ich als Laborjournalist nun mal nicht habe.) Laut eigener Aussage prüfen die PubPeer-Betreiber zunächst alle Beiträge, die als „Unregistered Submission“ hereinkommen — und versprechen deren baldige Publikation, sofern sie keine persönlichen Beleidigungen enthalten.

Von meinen drei eingereichten Kommentaren erschien genau einer — und dies sehr schnell. Die anderen beiden erschienen bis heute nicht. Jetzt ist ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass es ausgerechnet der „negative“ Beitrag war, den PubPeer publizierte. In diesem hatte ich mögliche Duplikationen von Gelbanden, die zudem noch durch Spiegeln, Zerren und Stauchen der Banden-Bilder getarnt wurden, zur Diskussion gestellt. (Wer es genauer wissen will, siehe hier. Leider hat dann niemand weiter mitdiskutiert, obwohl es sich für mich um einen klaren Fall von Manipulation handelt.)

Die anderen beiden Kommentare waren dagegen „positive“ Beiträge, in denen ich Argumente vorstellte, warum gewisse, von anderen der Manipulation verdächtigten Abbildungen meiner Meinung nach falschen Alarm darstellten. (Da sie niemals erschienen sind, kann ich logischerweise auch keinen Link anbieten.)

Im jüngeren der beiden Fälle ging es um ein 1998er-Paper aus der damaligen Berliner Gruppe um Adolf Gräßmann im Journal of Biological Chemistry (Vol. 273, 33347-53). Auf PubPeer wurde konkret die Abbildung 2B daraus der Mehrfachverwendung der gleichen Gele für verschiedene Experimente verdächtigt — siehe hier:

 

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(Die hier gepostete Abbildung wurde zuvor in Photoshop „überschärft“, damit die Gelkratzer und Dreckpunkte besser hervortreten. Das Original-Bild — auch größer — gibt es HIER.)

 

Zu diesem Bild schrieb ich nur zwei Sätze: dass in sämtlichen angeprangerten Gel-Dubletten die Muster der Hintergrund-Störungen jeweils komplett verschieden sind (Spots, Kratzer, Dreck,…); und dass dies stark gegen manipulative Duplikation von Gelen spricht. (Zumal hier sowieso sämtliche Gelpaare — also auch die nicht-verdächtigten — einander sehr ähnlich sind.)

Diesen, wie auch den anderen auf ähnliche Weise „entkräftenden“ Beitrag hat PubPeer nicht durchgelassen, obwohl beide niemanden persönlich beleidigten und damit deren Kriterien klar erfüllten.

Mir geht es hier nicht um persönliche Eitelkeit. Ich empfinde nur Beiträge der zweiten Art fast als wichtiger als welche, die wieder neuen „Dreck“ hochspülen, da Leute, die sehr wahrscheinlich zu Unrecht am PubPeer-Pranger stehen, mit den entsprechenden Argumenten schnellstmöglich von solchen Manipulations-Vorwürfen entlastet werden müssen.

An einen technischen Fehler kann ich kaum glauben, da mir der Empfang der beiden Kommentare bestätigt wurde. Sollte die „Nichtberücksichtigung“ am Ende tatsächlich durch eine selektive Auswahl der eingereichten Beiträge geschehen sein, so hätte ich damit ein massives Problem — insbesondere angesichts der Verantwortung, die PubPeer inzwischen für Karriere und Wohlergehen mancher Forscher eingenommen hat. Gerade deswegen gilt auch die mögliche Ausrede nicht, dass nur ein überschaubares, ehrenamtliches Team von Betreibern hinter PubPeer steht.

(Cartoon von David Walker)

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2 Gedanken zu „Komische Kommentarauswahl bei PubPeer“

  1. Hier muss man aber sagen, dass auch wenn dies ganz klar NICHT die selben Abbildungen sind, müsste man auch prüfen, ob es stattdessen verschiedene Aufnahmen des gleichen Gels sein könnten. Damit wäre es eigentlich noch schlimmer.
    Im Fall Olivier Voinnet wurde etwas ähnliches nahegelegt: https://pubpeer.com/publications/7354A08C358C6D27839217949FE706#fb21686

  2. Oje sagt:

    Ich habe ebenfalls diese Erfahrungen gemacht. Ich habe beo PubPeer zu drei Publikationen einer Arbeitsgruppe kommenatre verfasst. Die Gruppe hat in allen drei Publikationen einen methodischen Fehler gemacht, der nicht wegzudiskutieren ist. Es werden elektrophysiologische Daten erhoben, die sich rein technisch mit dem verwendeten Equipment nicht messen lassen. Die Autoren kennen sind mit den technischen Details überfordert und kennen sich wohl einfach nicht aus. Auch bei mir wurde nur 1 Kommentar gepostet. Ich habe alle drei Journals angeschrieben. Ein Letter wurde wurde wegen conflict of interest nicht publiziert, bei dem zweiten Journal gab es eine Response in der die Autoren trotzig feststellen, dass sie die technischen Limitierungen nicht interessieren und verweisen auf zwei Referenzen. Alledings machen die Referenzen es richtig. Das Journal hat das abgedruckt, obwohl man mit Oberstufenphysik erkennt, dass die Antwort Unsinn ist. Im dritten Journal passiert gat nichts. Meine Erfahrung ist, dass die betroffenen Gruppe jetzt um die Fehler wissend diese bewusst nicht korrigiert bzw. die Paper nicht zurückzieht, wie es eigentlich sein müsste. Auch die Journals agieren nicht, wohl weil es zeigt wie insuffizient der Reviewing-Prozess ist und wie unwissend die Gutachter. Mit Wissenschaft hat das alles nichts mehr zu tun. Schlimmer noch, die gezeigten Daten sind Phantasiedaten…aber jeder kann sie in Pubmed lesen und nimmt das auch noch ernst…einfach unglaublich.

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