Antwortscheue „Corresponding Authors“

2. September 2014 von Laborjournal

Wozu steht bei jedem Paper ein „Corresponding Author“? Simple Frage, oder? Als kompetenter und zuverlässiger Ansprechpartner für Fragen oder Anfragen, die nach der Publikation auftauchen. Wie der Name schon sagt: Jemand, mit dem man über das Paper korrespondieren kann.

Wenn sie es denn nur tun würden…

Denn von der Hälfte der angegebenen „Corresponding Authors“ bekommt man auf Nachfrage keine Antwort. Dies jedenfalls ist das Ergebnis einer Probe auf’s Exempel, die drei Bostoner Forscher jetzt in Clinical Orthopaedics and Related Research unter dem Titel „Do Corresponding Authors Take Responsibility for Their Work? A Covert Survey“ veröffentlichten (publ. online 15. August 2014).

Quasi „undercover“ hatten die Verfasser insgesamt 450 „Corresponding Authors“ angemailt und nach zusätzlichen ergänzenden Daten gefragt, die sie angeblich für einen Review brauchen würden. Die Auswahl erfolgte quer durch die Artikel der Jahre 2003 bis 2013 von 45 biomedizinischen Journals mit Impact-Faktoren zwischen 0 und 52. Nach drei Wochen erhielten alle, die sich bis dahin nicht gerührt hatten, eine Erinnerungs-Mail, die das Anliegen nochmals ausführlicher und auf die jeweilige Publikation „maßgeschneidert“ erklärte.

Natürlich gab es Unterschiede, je länger die Publikationen zurück lagen, und natürlich waren auch einige E-Mailadressen nicht mehr aktuell (insgesamt 89). Am Ende hatten jedoch nur 197 von 357 noch aktuellen „Corresponding Authors“ in irgendeiner Form geantwortet. Die restlichen 167 schrieben trotz doppelter Anfrage nicht ein Wort zurück.

Die Verfasser legen Wert darauf, dass der Impact Faktor des jeweiligen Journals nicht signifikant in dieses Verhalten hineinspielte. Vielmehr auffällig war aber, dass klinische Forscher sich deutlich auskunftsfreudiger und hilfsbereiter präsentierten als ihre Kollegen aus der Grundlagen- oder der sogenannten translationalen Forschung — 51 versus nur 34 Prozent Rücklauf. Wer hätte das gedacht?

Die Verfasser gehen mit ihrer Auswertung noch deutlich tiefer ins Detail — das Kernergebnis ist allerdings auch so schon klar: Knapp 50 Prozent der „Korrespondierenden Autoren“ biomedizinischer Paper kommen ihrer Verpflichtung und Verantwortung als ebensolche nicht nach. Frei nach dem Motto: „Was interessiert mich mein Paper von gestern.“

Neben einigen rein technischen Vorschlägen zur besseren Kommunikation bleibt den Verfassern daher zum Schluss nur, an die Journals zu appellieren: Sie sollen ihren Autoren künftig eindringlich klar machen, welche explizite Verpflichtung und Verantwortung ein „Corresponding Author“ insbesondere auch nach Publikation des Papers hat.

Ob die Journals allerdings in irgendeiner Weise interessiert, wie sich die „Korrespondierenden Autoren“ verhalten, nachdem deren Paper bei ihnen erschienen ist? Man darf es zumindest bezweifeln.

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