Schwere Kindheit

10. November 2009 von Laborjournal

ratMäuse, die direkt nach der Geburt kurz von ihrer Mutter getrennt werden, sind im späteren Leben anfälliger für stressbedingte Krankheiten. Die Tiere leiden lebenslang an schlechtem Gedächtnis, Antriebsstörungen und Depressionen. Schuld ist neben genetischen Prädispositionen die Epigenetik.

Dietmar Spengler, Leiter der Abteilung für Molekulare Neuroendokrinologie am MPI für Psychiatrie München, und sein Team haben gezeigt, dass frühgeburtlicher Stress die Methylierungsmuster der DNA verändert: Ein Genabschnitt, dessen Modifizierung durch Methylgruppen die Aktivierung des Vasopressin-Gens hemmt, ist in den gestressten Mäusebabys nicht methyliert (D. Spengler et al., Nat. Neurosci. 2009). Das Methyl-CpG-bindende Protein 2 (MeCP2) kann daher nicht an die (hypomethylierte) DNA binden. Folge ist eine dauerhaft erhöhte Produktion von Vasopressin in Neuronen des Nucleus paraventricularis im Hypothalamus und eine Überproduktion von Stresshormonen. MPI-Direktor Florian Holsboer sieht in dem Verständnis dieser epigenetischen Kodierung den Schlüssel neuer Behandlungsstrategien: „Unsere Studie dokumentiert, wie sich Umwelteinflüsse über epigenetische Mechanismen auf die molekulare Ebene unseres Genoms niederschlagen. Früh erlittene schwere Belastung kann die Entwicklung krankmachender Prozesse einleiten, die sich später in Angsterkrankungen und Depression manifestieren.“

Foto: Fotolia/Oleg Kozlov

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