Laborjournal 11/2009…

9. November 2009 von Laborjournal

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… ist ausgeliefert und damit freigegeben für Diskussion, Gemeckere und Lobhudelei. Entweder direkt als Kommentar auf diesen Blog-Eintrag oder via E-Mail an redaktion@laborjournal.de.

Eine Mail hat uns bereits zum Artikel „Die Verantwortung des Wissenschaftlers“ (S. 16) erreicht. Darin moniert der Schreiber, dass der Fälschungsfall im Labor von Peter Chen an der ETH Zürich gerade nicht geeignet wäre, den Sittenverfall in der Forschung zu dokumentieren, der laut Artikelautor Rüdiger Paschotta durch die Strategie der „Großprofessoren“ Einzug gehalten habe. Denn Peter Chen, so führt der Mail-Autor glaubhaft aus, betreibe gar kein „Großlabor“ und stünde schon gar nicht „unrechtmäßig“ auf irgendwelchen Veröffentlichungen. Das Fazit seiner Mail daher :

Grau ist alle Theorie, im praktischen Laboralltag ist vertrauensvolle Kooperation auch mit dem Chef ein hohes Gut. Wenn ein Chef in paranoider Weise alle immer der Fälschung verdächtigt, dann gehört er in die Psychiatrie. Peter Chen ist nach meinen mageren Kenntnissen von Interna hiervon nicht betroffen. Er ist ein sehr guter Wissenschaftler, der reingeflogen ist, leider. Aber das kann vielen passieren, passiert vielen.

Klingt, als müssten wir uns der Sache nochmal annehmen.

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4 Gedanken zu „Laborjournal 11/2009…“

  1. Ralf Neumann sagt:

    Und noch eine Rückmeldung zum Artikel „Schleichwerbung für Quacksalbe und Wunderbuch“ auf den Seiten 68-70. Darin ging es um die allzu dreiste Vermarktung der zweifelhaften Anti-Neurodermitis-Hautcreme Regividerm (online unter https://www.laborjournal.de/editorials/408.html). Obwohl es mit der Argumentationskette des Artikels nicht direkt zu tun hat, meinte eine Anruferin, unser Autor hätte wenigstens erwähnen sollen, dass das „Konkurrenzprodukt“ Raptiva der Firma Merck im Februar diesen Jahres wegen schwerer Nebenwirkungen vom europäischen Markt genommen wurde. Wenigstens um die Gefahr zu bannen, dass Betroffene vom Regen (Regividerm) in die Traufe (Raptiva) kommen.

  2. Winfried Köppelle sagt:

    Als Autor des bewussten „Regividerm“-Artikels (LJ 11/2009, Seiten 68-70) mein Kommentar:

    Warum ich die Aussetzung der Marktzulassung für Raptiva nicht erwähnt habe?
    Ganz einfach: Ich hatte für meinen Artikel exakt drei Seiten zur Verfügung, und auf diesen habe ich versucht, mit etwa einem halbdutzend Argumenten zu erläutern, wieso die bewusste WDR-Reportage „Heilung unerwünscht“ rund um die angebliche „Verhinderung“ einer Regividerm-Vermarktung hanebüchener Unsinn ist.

    Klar: Es gibt noch zahlreiche weitere, teils sehr handfeste Argumente, die das stützen, was in meinem Artikel steht; und ferner natürlich massig weitere mehr oder weniger randständige Informationen zu dieser leidigen Affäre rund um die rosa Regividerm-Schmiere.

    Letztere haben allerdings nur wenig mit den Hauptaussagen des Artikels zu tun. Auf deutsch: Sorry, tut nix zum Thema!

    Dass „Betroffene vom Regen (Regividerm) in die Traufe (Raptiva) kommen“ ist schon deswegen derzeit nicht möglich, weil – wie ja oben bereits erwähnt – die „Traufe“ Raptiva den Patienten derzeit ja gar nicht zugänglich ist.

    Beste Grüße
    Winfried Köppelle

    P.S.: Übrigens illustriert die erwähnte Aussetzung der Raptiva-Zulassung wunderschön die Vorzüge der evidenzbasierten Medizin und von vernünftigen (doppelt verblindeten & Placebo-kontrollierten) klinischen Studien: Wenn ein zugelassenes Medikament gefährlich ist oder sein könnte, wird es nicht zugelassen oder – sofern dieser Verdacht erst später entsteht – sofort vom Markt genommen (vom Hersteller und/oder von den Behörden). Kein Hersteller hat Lust, sich (v.a. in den USA) milliardenteuren Schadenersatzklagen auszusetzen, und kein Behördenleiter will sich vorwerfen lassen, nichts unternommen zu haben.

    Die ach so harmlosen Esoterik- und Kosmetikprodukte sind von derartigen Mechanismen nicht oder nur marginal erfasst. Mit derartigen Mittelchen laufen tagtäglich Menschenversuche – unkontrolliert, an Millionen von nichts ahnenden und sich in falscher Sicherheit wähnenden Probanden.

  3. Mela sagt:

    Viiiiiiiiiiiielen Dank für das Gedicht über die 10 kleinen Gele! Dieses hängt an unserer Labortür und jeder eingeweihte lacht sich krumm dabei – es ist ja so wahr…
    Andererseits hält mich mein Mann – ein Fachfremder – nun für ‚ein bisschen anders‘. Er fand das wohl nur halb so lustig wie ich…

  4. Winfried Köppelle sagt:

    @Mela: Oh ja, kenne ich, dieses bittere Los von Fach“idioten“ (auch ich bin einer).

    Viele (naturwissenschaftliche oder medizinische) Themen, bei denen ich der festen Überzeugung bin, sie seien waaahnsinnig relevant für jedermann auf dieser Welt (oder zumindest für jeden in D), stoßen etwa bei unserem Möbelschreiner oder bei meinem Rennradl-Kollegen (er ist leitender Angestellter bei der Stadtverwaltung) auf Unverständnis bzw. auf Langeweile.

    Das sind oftmals sehr kluge Leute, keine Frage, haben oftmals Abi und Fachstudium und so, aber sie leben eben in einer etwas anderen Welt als Naturwissenschaftler (manchmal, wie ich feststelle, in einer etwas „geerdeteren“ Welt als meinereins).

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