Eine Nabelschau…

23. August 2011 von Laborjournal

… der besonderen Art veranstalten seit Februar Jiri Hulcr und seine Kollegen von der North Carolina State University: das Belly Button Biodiversity Project. „Was wächst alles in deinem Bauchnabel?“, lautet also die Frage.

Warum aber ausgerechnet der Bauchnabel? Der Bauchnabel sei eine gut geschützte Zone der menschlichen Haut, die dort zudem keine „störenden“ Sekrete produziert, erklärt Hulcr die Vorzüge. Und was die Mikroben noch viel toller finden: Die meisten Menschen waschen sich dort nicht besonders gut, und schon gar nicht mit Seife. Daher, so Hulcr, wüchsen dort mehr interessante Viecher als auf den allermeisten anderen Hautpartien.

Knapp 500 Probanden haben bisher für das Projekt einen sterilen Wattestab dreimal über ihren Bauchnabel gezogen. Diesen nahmen Hulcr und Co. und strichen die Probe auf einem Vollmedium aus. Waren die jeweiligen „Mitbewohner“ zu ordentlicher Kolonniegröße herangewachsen, fotografierten die Forscher die Schale und stellten sie unter der Nummer des Probanden auf die Website des Projekts. So konnte und kann jeder Teilnehmer seinen „Bauchnabel-Bewuchs“ selbst inspizieren.

Hulcr selbst zieht folgende, allerdings vorläufige Bauchnabel-Biodiversitätsbilanz:

  • Anhand bestimmter Gene aus den ersten sechzig gesammelten Proben identifizierte das Team bereits über 1.400 verschiedene Arten. Ein einzelner Proband beherbergte jedoch selten über 100 Spezies — je nach Waschgewohnheiten.
  • Besonders häufig tummeln sich im Bauchnabel Stämme von Staphylococcus epidermidis, des weitverbreitetsten Hautbakteriums überhaupt, samt anderen Staphylokokken; ebenfalls sehr zahlreich gediehen bestimmte Corynebakterien und Anaerokokken, aber auch Vertreter der Familien Finegoldia und Peptoniphilus.

Was auch Hulcrs Proben bisher bestätigten: Wie überhaupt auf gesunder Haut wachsen auch im Bauchnabel keine Hefen.

Vielleicht müsste bei ihm mal die Dame aus der Schöfferhofer-Weizenbier-Werbung vorbeikommen — diejenige, die darin so lasziv mit französischem Akzent säuselt:

… und eine Flasche von die Bier, die so schön ‚at geprickelt in mein‘ Bauchnabel.

 

 

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2 Gedanken zu „Eine Nabelschau…“

  1. Winfried Köppelle sagt:

    Übrigens hat sich Laborjournal-Kolumnist Mark Benecke vor nicht allzulanger Zeit der selben Problematik gewidmet: in Ausgabe 3/2011 sinnierte Benecke auf Seite 33 über „Nabelstaub“, dessen fusselige Eigenheiten und dessen intrinsische Schönheit…

  2. Ralf Neumann sagt:

    Gerade hat die gleiche Gruppe ein weiteres Biom-Projekt gestartet: The Wild Life of Your Home. In ihrer Präsentation schreiben sie:

    Moving Beyond Belly Button Biodiversity…we will study the species living with you on your body but also in the other biomes of YOUR household. If you want to know who is hiding in your refrigerator or mating in the pillow where you rest your head, we can help you.

    Und mit der Hilfe von Freiwilligen, die ihre Behausungen als „Proben“ bereitstellen, soll’s folgendermaßen gehen:

    We need volunteers to take samples of their houses, very simple samples. We will send you a sampling kit (composed of vials, cotton swabs, directions and some questions). You then take the vials and swab dust from key biomes of your home, including your door frame (inside and out), your refrigerator, your couch cushions and, well, you. You will then send your sample in and we will study the species present in the sample. We will find (it is nearly a guarantee) bacteria, archaea, protists, pollen and fungus in your house and on you, but we might also find more. You will then be able to compare your results to those of more urban and rural houses across North America (and, as we expand, the world), an endeavor we will help you with, but we also hope to engage you in helping us with.

    Ob auch unsere Redaktion da mitmachen darf?

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