Zitat des Monats (3)

24. Juni 2011 von Laborjournal

Das Zitat diesen Monats kommt von dem Konstanzer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Jürgen Mittelstraß. Dieser schrieb im letzten Absatz seines Essays „Exzellenz und Mittelmaß“ (Gegenworte, 2000, Bd. 5: 23-25):

Bleibt wissenschaftliche Exzellenz das weitgehend uneingelöste Versprechen eines Systems, das die Qualität liebt und das Durchschnittliche fördert? Ist Wissenschaft möglich ohne Durchschnittlichkeit oder Mittelmaß? Vermutlich nicht — weshalb sich auch jenseits von Pessimismus und Resignation Tröstliches zu erkennen gibt. Denn Mittelmaß ist in der Wissenschaft der Preis der Qualität und der Exzellenz. Oder anders formuliert: Damit Exzellenz wirklich werden kann, muss viel Qualität gegeben sein; und damit Qualität wirklich werden kann, muss viel Mittelmaß gegeben sein. Allein Exzellenz, nichts anderes, wollen wäre nicht nur wirklichkeitsfremd, sondern für die Entstehungsbedingungen von Exzellenz vermutlich fatal — sie verlöre die wissenschaftliche Artenvielfalt, aus der sie wächst. Und darum eben auch: Nicht nur Erbarmen mit Durchschnittlichkeit und Mittelmaß, sondern zufriedene Unzufriedenheit mit diesen. Es ist das breite Mittelmaß, das auch in der Wissenschaft das Gewohnte ist, und es ist die breite Qualität, die aus dem Mittelmaß wächst, die uns in der Wissenschaft am Ende auch die Exzellenz beschert — mit oder ohne angestrengte Evaluierung.

(Foto: iStockphoto / philipdyer)

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