Hier kocht der Chef selbst!

24. Januar 2011 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Dokorand R.E. Bell, Grollologisches Institut Universität Wichtingen.

LJ: Hallo, Herr Bell. Gerade beim Chef gewesen? Das ist doch sein Büro?

Bell: Ja. Und ja.

LJ: Oh! Hat offenbar nicht zur Steigerung der Laune beigetragen.

Bell: Nee, überhaupt nicht. Obwohl ich ja wusste, wie’s laufen würde.

LJ: Worum ging’s denn?

Bell: Ach, wir haben meine Ergebnisse der letzten vier Wochen durchgesprochen. Das machen wir einmal im Monat.

LJ: Und die waren nicht gut?

Bell: Nee. Konnten sie auch nicht. Ich hab‘ letzte Woche erst gemerkt, dass der pH in meinem Stabilisierungspuffer falsch eingestellt war. Und als Konsequenz lag mein Enzym wahrscheinlich die ganze Zeit in der falschen Konformation vor.

LJ: Ärgerlich!

Bell: Sicher. Und als wär‘ das nicht schon schlimm genug, hat der Boss dann noch tausend Ratschläge, wie man sowas vermeiden kann. Dieser Überflieger! Wann hat der denn das letzte Mal experimentiert? Der weiß doch inzwischen gar nicht mehr, wie man eine Pipette hält.

LJ: Na ja, aber er kommt doch hin und wieder ins Labor?

Bell: Das letzte Mal hab‘ ich ihn im Labor gesehen, als irgendeine Zeitung Aufnahmen von ihm machen wollte. Damals hatte er gerade einen Preis gekommen. Er lieh sich also einen schönen weißen Laborkittel von unserem Technischen Angestellten und posierte mit Spatel, Agarplatten und Bunsenbrenner an der Sterilbank. Später haben wir das Photo ausgeschnitten, an die Sterilbank geklebt und drunter geschrieben: „Besuchen Sie unser Lokal. Hier kocht der Chef noch selbst.“

LJ: Fand er sicher nicht lustig.

Bell: Keine Ahnung. Ich glaube, er hat’s nie gesehen. Hing ja im Labor.

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