Data not shown

28. September 2009 von Laborjournal

blog11Forscher teilen ihre Daten offenbar viel weniger gern mit ihren Kollegen, als sie eigentlich müssten. Eine frische Studie zum „Data Sharing“ in PLoS ONE kommt jedenfalls zum Ergebnis, dass nur in einem von zehn Fällen die „Bittsteller“ die Daten tatsächlich bekamen.

Explizit hatten die Autoren der Studie nach unveröffentlichten Daten aus Artiklen in  PLoS-Journalen gefragt. Wie viele andere Zeitschriften verlangt auch PLoS als Voraussetzung für die Publikation, dass die Autoren sämtliche Daten, die für die Veröffentlichung relevant sind, auf Nachfrage an ihre Kollegen weitergeben.

Neun von zehn Autoren haben also ganz klar die sogenannte Data Sharing Policy von PLoS verletzt (siehe etwa hier). Streng genommen müsste PLoS die entsprechenden Artikel öffentlich zurückziehen.

(Update: Siehe zum Thema auch dieses frische Editorial auf Lab Times online)

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4 Gedanken zu „Data not shown“

  1. Nasenbär sagt:

    Das klingt für mich so, als wollten die neun nicht, dass ihre Ergebnisse nachgeprüft werden können. Verdächtig! Und unverständlich, weil die Daten doch bereits veröffentlicht sind. Sie zu klauen macht keinen Sinn, wenn es darum geht, die neuen Erkenntnisse für sich zu beanspruchen. Und wer mit den Ergebnissen die eigene Forschung voranbringen will (um mit den eigenen Ergebnissen wiederum andere Wissenschaftler auf die richtigen Ideen zu bringen), handelt im Sinne aller, die an der Wissenschaft interessiert sind, statt nur am eigenen Denkmal für die Ewigkeit zu meißeln.

  2. Ralf Neumann sagt:

    Man muss das vielleicht etwas relativieren. Manchmal ist es sicherlich schwer, Originaldaten weiterzugeben. Ich habe zum Beispiel zu meiner eigenen Forschungszeit (lang ist’s her) Krümmungswinkel von Reissprösslingen auf seitlichen Blaulichtreiz gemessen (Phototropismus). Das heißt, Hunderte von Fotos von Zig Tausend Pflänzchen gemacht, deren Krümmungen ich dann unter einem selbstgebastelten Gerät (fragt nicht, wie das aussah) vermessen habe. Was hätte ich da auf Nachfrage schicken sollen? Die Fotos? Oder die Blätter, auf denen ich die Winkel notiert habe? Da hätte ich ja alles Mögliche draufschreiben können.
    Auf der anderen Seite hätte ich bei Nachfrage mit ähnlichen Sätzen leicht begründen können, warum eine Datenweitergabe schwer möglich ist. Hätte wohl auch jeder verstanden.
    Sich solcher Daten-Anfragen indes komplett zu verweigern, wie in der Studie offenbar geschehen, geht allerdings gar nicht. Und macht verdächtig…

  3. Bad Boy Boogie sagt:

    Höhö, wenn mein Promotions-Laborkollege von 1998 seine Daten auf Anfrage hätte rausrücken müssen, dann hätte der bemitleidenswerte Empfänger im Anschluss erst mal nen erstklassigen Kryptologen engagieren müssen – und auch der hätte sich die Zähne ausgebissen an winzigklein-krakelig beschrifteten Schmierblättern mit Kaffeetassenrändern und nicht aufgeschlüsselten Cup-Kürzeln.

    Selbst unsere eigene TA hat’s in monatelanger Kleinarbeit nicht geschafft, die Versuche meines Kollegen anhand dessen Originaldaten (die ja komplett unlesbar waren) zu wiederholen, sprich: zu verifizieren (er selbst war da bereits längst abgedüst, bei irgendeiner Pharmafirma unter Vertrag und für uns Ex-Kollegen nicht mehr greifbar).

    Seinen Titel durfte er bis heute behalten. Er hatte ja schließlich tolle Ergebnisse…

  4. Lina Scott sagt:

    Offenbar scheint das wohl in den meisten Forschungslabors so zu laufen: Postdoc X verläßt mitsamt seinen Rohdaten das Labor. Doktorand Y, der das Projekt fortführen soll, fängt beim Urschleim an und quält sich einen ab, die publizierten Daten zu verifizieren (ich weiß wovon ich spreche….habe damit halbe Vertragslängen zugebracht). Spricht nicht gerade für das Labor, schließlich gibts ja sowas wie eine good laborytory practice. Ein Labor- oder Arbeitsgruppenleiter sollte eine Verantwortung dafür haben, dass auch nach 5 oder 10 Jahren gewährleistet ist, dass Rohdaten 1. gescheit, leserlich und für andere reproduzierbar erhoben und 2. archiviert werden, so dass man mit entsprechendem Sachverstand ggf. nachvollziehen kann, wie die Daten in Publikationen zustande kamen. Wenn man wissenschaftliches Fehlverhalten wirklich praktisch und effizient bekämpfen will, müßte man guidelines für akurates, fälschungssicheres protokollieren entwerfen und deren Umsetzung kontrollieren.

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