Formatierst du noch oder publizierst du schon?

10. Dezember 2019 von Laborjournal

Kürzlich stolperte ich auf Twitter über folgenden Tweet:

Puh, ganz schön krass. Am Ende haben sie ihm womöglich sein Manuskript nur deswegen als „unsub­mit­ted“ zurückgeschickt, weil er in den Referenzen die Journal-Namen nicht kursiv gesetzt hatte…

Wie auch immer, letztlich deutet das Ganze auf ein großes generelles Ärgernis hin! Schließlich kommt es oft genug vor, dass jemand sein Manuskript erst im x-ten Journal unterbringt. Und für jede Einreichung muss er es nach den jeweils ganz eigenen Vorgaben des angepeilten Journals wieder aufwendig umfor­ma­tieren. Am Ende also x-1 Mal völlig umsonst.

Kein Wunder, fluchen viele über diesen Formatierungs-Wahnsinn, betiteln ihn als extrem nervige Zeitfresserei oder gar schlimmer. Dorothy Bishop, Professorin für Entwicklungsneuro­psy­cho­lo­gie an der Universität Oxford, schrieb beispielsweise vor einigen Jahren in ihrem BishopBlog:

For instance, many journals specify pointless formatting requirements for an initial submission. I really, really resent jumping through arbitrary hoops when the world is full of interesting things I could be doing. And cutting my toenails is considerably more interesting than reformatting references.

Entsprechend viel Zuspruch bekam auch Professor Timming für sein sarkastisches Gezwitscher oben. Doch mitten unter den zahlreichen Antworten dann plötzlich folgende:

Sogleich gruben sich tiefe Furchen in meine Stirn. Hatte ich da in einem Vierteljahrhundert editorialer Arbeit für Laborjournal irgendetwas falsch verstanden? Für mich stand immer fest, dass dies klar zu den Hauptaufgaben eines Editors gehört. Schließlich kommen auch bei uns Text- und Illustrationsmaterial weitgehend unformatiert rein — und es ist dann unsere Aufgabe, all den „Wildwuchs“ in ein einheitliches Seitenlayout einzupassen. Und ganz ehrlich: Soooo schlimm ist das gar nicht! Wir verbrauchen damit jedenfalls nicht den Hauptteil unserer Zeit…

Und siehe da, eine Minute später dann folgende zwei Tweets zum Thema:

Eben! Formatierung ist definitiv Aufgabe des Editorial Staff, und nicht diejenige der Autoren! Doch offenbar will man in den Wissenschaftsverlagen von dem, was im Journalismus selbstverständlich ist, nicht wirklich etwas wissen. Dabei verfügen diese — wie der letzte Twitterer richtig schreibt — meist tatsächlich über mehr Mittel, um solche editorialen Pflichtaufgaben zu erfüllen, als so mancher journalistische Verlag.

Ralf Neumann

 

Schlagworte: , , , , ,

3 Gedanken zu „Formatierst du noch oder publizierst du schon?“

  1. Irgendwo müssen die 37% Gewinn doch herkommen: zuwenig unterbezahlte Leute drücken die Kosten, hohe Abonnements und APCs erhöhen den Umsatz. Nur so freut sich der Aktionär!

  2. Hans Zauner sagt:

    Zum Glück geht’s auch anders.

    Viele Journale akzeptieren mittlerweile z.B. einen direkten Transfer des Manuskripts via BioRxiv so wie’s da als Preprint steht, ohne weitere Änderungen vor dem Peer Review.

    Andererseits kommen immer neue Aufgaben auf Journal-Editors zu. Z.B: Begleitende Daten und deren Accession Numbers prüfen, nach Conflict-of-Interest-Statements suchen, Trial-Registrierung (bei klinischen Studien) und Ethik-Approvals (Tiere, Menschen) abklopfen, nach Links zu Software-Repositorien und deren Lizenzen stöbern….

    Da ist man ehrlich gesagt schon froh, wenn sich die Autoren an das empfohlene Format des Journals halten, dann findet man die Infos einfach schneller und das Paper geht schneller raus in den Review (davon haben auch die Autoren was).

    Nickeligkeiten wie Zitierstile, Schriftarten oder Zeilenabstände sind aber tatsächlich Kleinigkeiten, die vor der eigentlichen Publikation niemanden interessieren sollten.

  3. Wolf sagt:

    die großen Journals würden noch das Peer Editorial erfinden, damit ein anderer es ihnen unbezahlt formatiert….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha loading...