Wenn der Co-Autor nicht spurt

11. März 2010 von Karin Hollricher

Bloggerin Isis the Scientist warf kürzlich die Frage auf, was man als Autor eines Papers machen soll, wenn sich die Co-Autoren mit ihrem Job — dem Lesen respektive Korrigieren der Publikation vor der Einreichung – sehr viel Zeit lassen. Manchmal mag das nicht schlimm sein, aber was ist, wenn man selber dieses Paper braucht, um sich z. B. auf eine Postdoc-Stelle zu bewerben, und man dementsprechend unter Zeitdruck steht?

Wie lange darf/soll sich ein Co-Autor mit dem Reviewing Zeit lassen? Drei Wochen, drei Monate? Was, wenn weder zaghafte Anfragen noch Erinnerungen den Co-Autor auf Trab bringen? Soll und kann man ein Ultimatum setzen, und nach dessen Ablauf das Paper einreichen, auch wenn betreffender Co-Autor sich nicht gemeldet hat?

Wohl eher nicht, zumindest wenn man sich an die Richtlinien für wissenschaftliche Publikationen — die Vancouver Guidelines on Authorship — hält. Danach muss nämlich jeder Autor sein „okay“ geben und auch für den Inhalt des Papers gerade stehen. So sieht es auch etwa der  Blogger The Happy Scientist.

Aber daraus folgt, dass ein Autor die Publikation komplett blockieren kann, indem er einfach die Aufforderung zum Review ignoriert. Und das wäre meiner Einschätzung nach grobes wissenschaftsliches Fehlverhalten.

Soll man einen solchen Autor dann von der Autorenliste streichen? Schwierig, wenn er entscheidend an der Arbeit beteiligt war und man die Publikation ohne seine Ergebnisse nicht einreichen kann. Dann hilft wohl nur Druck und nochmal Druck.

Weil ja eigentlich alle Autoren eines Papers an dessen zügiger Publikation interessiert sind/sein sollten, taucht das hier geschilderte Problem wohl nicht allzu häufig auf. Oder doch? Würde uns interessieren.

P.S.: Der Blog Adventures in Ethics and Science macht sich ebenfalls Gedanken zum Thema.

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4 Gedanken zu „Wenn der Co-Autor nicht spurt“

  1. Jon Gilson sagt:

    Hi Leute,

    ja, das ist ein echtes Problem, vor allem wenn die Bremse der eigene Doktorvater oder Betreuer ist. Da es ja keine konkreten Deadlines von der DFG gibt, ist der wartende letztlich am kürzeren Hebel.
    Wenn aber zu bunt wird, sollte man über die Streichung des Autors von der Arbeit ernsthaft nachdenken und die Coautoren in die Diskussion einbinden, wenn er/sie sich nicht wirklich meldet und keine nachvollziehbaren Gründe vorbringt.

    Ciao Forschergemeinde.

  2. Jon Gilson sagt:

    Hi Leute,

    ja, das ist ein echtes Problem, vor allem wenn die Bremse der eigene Doktorvater/mutter oder Betreuer/in ist. Da es ja keine konkreten Deadlines von der DFG gibt, ist der Wartende letztlich am kürzeren Hebel.
    Wenn es aber echt zu bunt wird, sollte man über die Streichung des Autors von der Arbeit ernsthaft nachdenken und die Coautoren in die Diskussion mit einbinden, wenn er/sie sich nicht wirklich meldet und keine nachvollziehbaren Gründe vorbringt.

    Ciao Forschergemeinde.

  3. Heinrich Carnot sagt:

    Wie verhält sich das eigentlich bezüglich geltenden Rechts was die Autorenschaft bzw. Rechte des geistigen Eigentums anbelangt. Könnte ein Doktorand auch ein paper, rein hypothetisch ;-), auch ohne seinen Doktorvater publizieren?

  4. BadBoyBoogie sagt:

    @HC: Na klar könnte er das – wenn ihn die Herausgeber der Magazine lassen würden. Immerhin dürfen ja sogar TAs mit aufs Paper (sofern sie wesentlichen Input geliefert haben und der werte Professor sie lässt, was jammerselten ist).

    Ich meine, mich sogar an einen Fall erinnern zu können, bei dem eine TA(!) Alleinautorin war. In einem Peer reviewed paper! Klar – bringt ihr karrieremäßig nichts, aber es ist verdammt gut fürs Ego, und somit indirekt auch für die darauf folgende Arbeitsleistung dieser TA in der Arbeitsgruppe (wobei… die kann ja auch vorher schon nicht schlecht gewesen sein).

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