In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Pandemie“:
(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)
In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Pandemie“:
(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)
Ein gerne bemühter Allgemeinplatz in der Wissenschaft lautet: Jedes Ergebnis öffnet die Tür zu neuen Fragen. Manchmal erscheint den Forschern jedoch die eine oder andere Frage, die ihre neusten Ergebnisse ihnen förmlich aufdrängen, zunächst als ziemlich bizarr.
Derart überrumpelt hat sich womöglich kürzlich ein internationales Biologenteam gefühlt – zumindest im ersten Moment. Den Beteiligten – unter ihnen Sven Künzel vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön sowie Miguel Vences aus dem Zoologischen Institut der Technischen Universität Braunschweig – ging es zunächst einmal nur darum, die Verbreitung eines sehr häufigen Säuger-Retrotransposons namens Bovine-B (Bov-B) in Fröschen zu prüfen. Und tatsächlich fanden sie die Bov-B-Sequenzen zuhauf im Erbgut nahezu all derjeniger Frösche, die sie auf Madagaskar eingesammelt hatten. Diese Bov-B-Sequenzen waren zuerst in Rindern aufgepürt worden, wo deren vervielfältigte Kopien teilweise mehr als 18 Prozent der gesamten Genomsequenz ausmachen. In manchen Exemplaren der Madagaskar-Frösche nahmen sie immerhin 0,5 Prozent des Genoms in Anspruch.
1998 hatten zwei slowenische Forscher den überraschenden Befund publiziert, dass die Vorfahren der Rinder sich die Bov-B-Retrotransposonen vor Jahrmillionen via horizontalem Gentransfer aus Schlangen eingefangen hatten (Kordis D & Gubensek F, PNAS 95(18): 10704-09). Damit waren Schlangen natürlich auch als Bov-B-Lieferanten für die Madagaskar-Frösche unter Verdacht. Und nach vergleichender Analyse etlicher Reptilien- und Amphibienarten stand schließlich fest: Die Bov-B-Sequenzen der madegassischen Frösche sind am engsten mit denen von madegassischen Schlangen verwandt (Mol. Biol. Evol. 39(4): msac052). Und mehr noch: Die Frosch-Ahnen erwarben die Bov-B-Elemente tatsächlich durch horizontalem Gentransfer aus den Vorfahren der Schlangen – und zwar in mehreren Sprüngen während des Zeitraums von vor 85 bis vor 1,3 Millionen Jahren. Diesen Beitrag weiterlesen »
Könnte es eventuell eine zweifelhafte Freude sein, mit der eigenen Veröffentlichung auf dem Titelblatt einer Journal-Ausgabe zu landen? …
Zu meiner eigenen aktiven Zeit im Labor – die mittlerweile schon eine ganze Weile her ist – lief es jedenfalls so: Jedes Mal, wenn das Paper einer Gruppe es bis auf das Cover eines guten Journals geschafft hatte, gab es eine zumindest mittelgroße Feier im gesamten Institut. Man wertete dies schlichtweg als ganz besondere Form der Wertschätzung für den jeweiligen Inhalt – und entsprechend groß war deshalb die Freude.
Bis heute scheint sich an dieser Freude nicht wirklich was geändert zu haben – wie ein kurzer Blick nach Twitter verrät. Da jubelt beispielsweise letzte Woche einer, dass eine Studie mit seiner Beteiligung durch die Cover-Illustration der Mai-Ausgabe von Lancet Oncology ganz besonders gewürdigt wird.
Einen Tag danach verkündet eine walisische Professorin:
Und wieder einen Tag später wird folgende Nachwuchsforscherin geradezu euphorisch:
„Doch wird die Freude allzu groß, legt irgendwo ein Spielverderber los.“ Und in diesem Fall könnten drei italienische Wirtschaftsforscher diese Rolle besetzen. „Cover effects on citations uncovered: Evidence from Nature“ übertitelten sie ihre Studie, die gerade frisch im Journal of Infometrics erschien (16(2): Art. 101293; im Preprint hier lesbar). Im Abstract schreiben sie: Diesen Beitrag weiterlesen »