Umfassendes Verständnis unmöglich

8. Juli 2021 von Laborjournal

Aus unserer Reihe „Gut gesagt!“:

 

__________________________

Man kann als jemand, der sich mit physikalisch-quantitativem Hintergrund im Umfeld der Biowissenschaften bewegt, nicht umhin, in deren Charakterisierung als üble Lernfächer einen wahren Kern zu sehen. Ironischerweise ist die Situation seit dem Übergang der „klassischen“ Biologie zur Molekularbiologie nicht besser, sondern eher schlimmer geworden. Wer immer sich durch aktuelle Übersichtsvorträge oder Artikel zu einem wichtigen molekularbiologischen Thema informieren möchte, wird, wenn er/sie nicht über ein phänomenales Gedächtnis oder unglaubliche Geduld verfügt, sehr schnell zu der Einsicht kommen, dass ein umfassendes Verständnis des Gegenstands völlig unmöglich ist. Jeder halbwegs interessante zelluläre Signalweg, jedes zelluläre Interaktions-Netzwerk stellt sich als Tummelplatz unzähliger Spezies mit kryptischen Abkürzungen dar – wobei selbstverständlich darauf verzichtet wird, sich bei deren Benennung einer verbindlichen Systematik zu bedienen.

__________________________

 

 

… Sagte Petra Schwille, Direktorin der Abteilung „Zelluläre und molekulare Biophysik“ des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried, in Laborjournal 7-8/2018 („Die Sache mit dem Telefonbuch – oder ist Abstraktion in der Biologie möglich?“, S. 60-62)