Editorial

Tipp 151:
Selbstgebautes Gel-Dokumentations-System

Das Hin und Her von Agarosegelen, zwischen Elektrophoresekammer und Transilluminator, kann nervig sein. Warum nicht beides in ein einziges Gerät integrieren?

Wenn man im Internet nach Gel-Dokumentations-Systemen sucht, findet man hin und wieder auch selbstgebaute Geräte. Meist bestehen diese aus einer einfachen Dunkelkammer, die über einem Transilluminator angebracht ist und einer im Deckel der Kammer eingelassenen Digitalkamera. Ein nach diesem Schema aufgebautes Do-it-yourself Gel-Dokumentationssystem ist zum Beispiel in Ausgabe 2-2011 unserer englischsprachigen Schwesterzeitschrift Lab Times auf Seite 64 beschrieben.

Zuweilen stößt man aber auch auf ausgeklügeltere Eigenbauten von Gel-Dokumentation-Systemen. Ein schönes Beispiel ist das von Giovanni Destro Bisol und Christiano Ariano kürzlich in Clinical Chemistry vorgestellte System zur Visualisierung von Nukleinsäure-Elektrophoresen in Echtzeit (Clinical Chemistry 2009, 55:7, 1436-38).

Der italienische Anthropologe Destro Bisol und sein Kollege Christiano Ariano von der Universität Rom haben sich ein System ausgedacht und von ihrer Werkstatt bauen lassen, in das eine komplette Elektrophorese-Kammer für DNA-Agarose-Flachbettgele integriert ist (siehe Bild). Von außen betrachtet sieht das System der beiden Römer aus wie eine unscheinbare, mit einem Deckel verschlossene schwarze Kiste, die 27 cm hoch, 33 cm breit und 34 cm lang ist. Interessant wird es erst, wenn man den aufklappbaren Deckel der Kiste öffnet und sich deren Innenleben anschaut. Dann sieht man, dass die beiden italienischen Tüftler die Elektrophoresekammer im unteren Drittel der schwarzen Box eingebaut haben, und das Gel vom Kistenboden aus mit einer UV-Lampe beleuchtet werden kann. In den Kistendeckel ist eine kleine, an einen PC angeschlossene Digitalkamera eingebaut, deren Objektiv direkt über der Gelkammer positioniert ist. Zusätzlich haben die beiden Italiener ein kleines Kästchen mit einem„Guckloch“ auf dem Deckel platziert, durch das man das Gel und den Verlauf der Elektrophorese von außen verfolgen kann.

Visualisierung in Echtzeit

Durch die Integration der Kamera quasi in die Elektrophorese-Aparatur kann man jederzeit während der laufenden Elektrophorese ein Bild von den Gelbanden schießen. Dadurch entfällt nicht nur das übliche Hin und Her des Gels zwischen Elektrophoresekammer und Transilluminations-Tisch, einschließlich der Gefahr, dass das Gel aus dem Gelbett flutscht und man die Gel-Bruchstücke auf dem Laborboden einsammeln darf. Weil man die Gele jederzeit, ohne die Elektrophorese anhalten zu müssen, fotografieren und die Gelbilder vergleichen kann, hat man darüber hinaus auch die Möglichkeit die Trennung der DNA-Fragmente zu optimieren.

Auf Anfrage erhält man von Destro Bisol eine Technische Zeichnung des Geräts sowie eine vollständige Auflistung der verwendeten Bauteile, bei der nicht die kleinste Schraube fehlt und für jedes aufgeführte Teil ein Preis (Stand 2009) angegeben ist. Nach Angabe der beiden Autoren ist der Eigenbau ihres Gel-Dok-Systems, der mit etwas mehr als 600 Euro zu Buche schlägt, deutlich günstiger als der Kauf und der Betrieb eines ähnlich funktionierenden kommerziellen Gerätes, das knapp 1000 Euro kostet.
Trick 151

Innenleben des römischen Do-it-Yourself Geldokumentations-Systems.




Letzte Änderungen: 27.07.2011