Editorial

Tipp 111:
"Pflegeleichtes" Intranet

Standardprogramme für die Einrichtung von Netzwerken sind selten auf die Bedürfnisse von Forschungsinstituten und Arbeitsgruppen zugeschnitten. Matthias Faix und seine Kollegen von der Giftzentrale der Universität Bonn, machten aus der Not eine Tugend und entwickelten kurzerhand ihr eigenes Intranet.

Faix ist Datenbank- und Netzwerkadministrator an der Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn. Dort verwaltet er nicht nur tausende von Sichersheitsdatenblättern auf die die Ärzte des Zentrums, etwa beim Verdacht auf eine Vergiftung, zugreifen können. Als Computer und Netzwerkspezialist ist er ständig in seinem Institut auf Achse, um Computer -Probleme zu lösen oder neue Programme zu schreiben und einzurichten, die Medizinern und Wissenschaftlern die Arbeit erleichtern sollen.


Tipp: Labor-Intranet Web 2.0

"Labore in Kliniken und Forschungsinstituten sind mittlerweile vollgestopft mit EDV. Oft existieren unzählige kleine Insel-Lösungen auf vielen verschiedenen Rechnern. Dies führt häufig dazu, dass Daten doppelt erfasst werden. Problematisch sind auch Sicherheitsdatenblätter, Fachinformationen und Adressenbestände, die in Excel Listen gespeichert sind. Sobald ein Rechner durch Viren oder sonstige technische Pannen ausfällt, sind zeitaufwändige "Task-Force"-Einsätze notwendig. Effektiver ist es, Rechner über ein Intranet zu verbinden. Wir haben ein leicht zu installierendes Intranet-Programm (Web 2.0) entwickelt, das sowohl für Labore als auch für Serviceabteilungen, wie Giftzentralen, geeignet ist.

Web 2.0 erfüllt folgende Vorgaben:
  • Geringe Anforderungen an die Endgeräte.
  • Leicht zu warten.
  • Stabilität
  • Verschiedene Mitarbeiter können Informationen eingeben.
  • Die Dateneingabe ist über einen beliebigen Browser möglich.









Mit Web 2.0 gelangen Informationen wie Mitteilungen, Beobachtungen oder Datenblätter, schnell und ohne Umwege an den richtigen Mitarbeiter. Unser Intranet besteht aus aufeinander abgestimmten Werkzeugen und enthält unter anderem ein Programm, das die gemeinschaftliche Erstellung und Bearbeitung des Inhalts von Text- und Multimedia-Dokumenten ermöglicht und organisiert (Content-Management-System), eine Software für Empfang, Bestätigung, Klassifizierung und Bearbeitung von Kundenanfragen (Trouble-Ticketing) und ein Dokumentenmanagement. Derzeit arbeiten wir an einem RSS-System, also einem Plattform-unabhängigen auf XML basierendem Format um Nachrichten und andere Web-Inhalte auzutauschen und einem Online Tagebuch (Blogging-System, Weblog).

Für die oben genannten Vorgaben erschien uns ein Content-Management-System am Besten geeignet. Dies besonders deshalb, weil viele unterschiedliche Mitarbeiter an dem Aufbau des Intranets beteiligt sind. Wir haben uns für den kommerziellen Content-Manager "Contray" entschieden, den auch die Universität Tübingen für die Darstellung ihrer Homepage nutzt. Contray kostet knapp 300 Euro, bietet jedoch was Schnelligkeit, Transparenz und Wartung anbelangt einige Vorteile gegenüber kostenlosen Open Source Programmen wie Typo 3. So stellt es zum Beispiel minimale Anforderungen an den Server und die Administrator-Rechte (Das System basiert auf Perl, dementsprechend benötigt man nur ein Apache Server mit CGI Erweiterung). Bestechend einfach funktioniert auch die Überführung von Programmen in eine andere Zielumgebung (Programm-Migration). Zudem können Sie mit Contray sehr einfach Templates erstellen, etwa ein "MyLab"-Template, das verschiedene Arbeitsgruppen verwenden können, um ihre Arbeit zu optimieren.

Wir haben folgende Programmfeatures in Web 2.0 installiert:
  • Statische Informationen, zum Beispiel Datenblätter.
  • Anbindungen an Dokumentenverwaltungssysteme (vgl. Google Desktop).
  • Trouble Ticketing
  • Stundenerfassungen


Insbesondere die Anbindung an Dokumentenverwaltungssysteme ist inzwischen ein wesentlicher Teil von Web 2.0. Jeder Berechtigte kann darin Dokumente einstellen. Da Google Desktop per Parameter gesteuert werden kann, sind die Daten immer aktuell und man kann sich im jeweiligen "Unterfenster" (inneren Frame) des Intranets jederzeit das neueste Dokument anzeigen lassen. Wir arbeiten auch an einem "Userbasierten" System, bei dem sich ein bestimmter Nutzer anmelden kann, um Seiten, die nur für ihn interessant sind, anzuschauen.

In Zusammenarbeit mit der Firma tradebit versuchen wir derzeit "Blogging" und "RSS" in Web 2.0 zu integrieren. Mit Blogging können Sie zum Beispiel Laborprotokolle in einem Log eingeben, auf die man via intergriertem Google Desktop zugreifen kann. Mitglieder eines Arbeitskreises haben so einen schnellen Zugriff auf aktuelle Informationen. Per RSS können die Teilnehmer des Intranets über neue Einträge infomiert werden, zum Beispiel über Änderungen und Weiterentwicklungen des in Laborjournal 12/2006 vorgestellten Internetcafe-Rechners Gecko Bravo 3. Dazu müssen die angeschlossenen Nutzer jedoch einen RSS-fähigen Browser verwenden."

(Matthias Faix, Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn)

Informationen:
Matthias.Faix@ukb.uni-bonn.de
skype a1594656

Weiterführende Literatur:
Laborjournal 10/2006 (Google Desktop)
Laborjournal 12/2006 (Gecko Bravo 3)
www.bitclix.de
www.contray.de
www.medizin.uni-tuebingen.de/pages/ukpp/cgi-bin/contray/contray.cgi
www.mantisbt.org/
www.ipm-koeln.de/




Letzte Änderungen: 15.03.2007