Editorial

Dann mach ich´s mit System

Was können Zitationsvergleiche ... nicht unbedingt?



Wie kann ich dieses System für mich nutzen, dachte Professor Birnsen, Leiter des Humangenetischen Instituts einer großen deutschen Universität, als er ahnte, dass das Zitate zählen einmal wichtig werden würde für Ruhm, Macht und Forschungsgelder. Nur hatte er ein Problem: Die Gutachter ließen seine Ergebnisse allenfalls in mittelmäßige Journals. Also muss ich´s über Masse machen, dachte er weiter. Viele kleine Steinchen machen irgendwann auch einen Berg.

Fortan publizierte er - um es platt zu sagen - jeden Furz. Vorzugsweise in den beiden Journals, in deren Editorial Boards er auch saß. Doch auch dies schien nicht zu genügen. Der Fürze entfleuchten weiterhin zu wenige, und zu leise waren sie noch obendrein.

Also mach ich´s zudem noch nach Art der Parasiten, beschloss Birnsen. Und zeichnete seither jedes Paper, dass nur in die Nähe seines Schreibtischs kam. Zum Glück hatte er Macht in der Fakultät. Und die nutzte er. Wie etwa, als er von guten Resultaten aus der Zoologie nebenan hörte: Er schlenderte kurz mal rüber, ließ sich ein Gel zeigen, sagte es sei okay und grinste die C1-Frau mit seinem typischen Jetzt nimmst Du mich aber drauf-Lächeln an.

Damit sammelte er dann doch ganz erkleckliche Zitierungen. Richtig Glück hatte er aber mit einem seiner eigenen Assistenten. Bekam der doch von seinem Klinik-Spezi Proben einer Familie mit gleich mehreren Parkinson-Fällen geliefert - und fand glatt eine auffällige Mutation. Nun, den Artikel seines Assis mitzuzeichnen, war natürlich leicht. Das Paper kam in Nature Genetics – und da gerade viele Neurogenetik oder Parkinson machen, hagelte es Zitierungen. Obwohl das Ganze eher an Lottoglück bei einem Routine-Patientenscreen erinnerte, statt an originelle Forscherleistung.

Birnsen war´s egal, er konnte sich nun zurück lehnen und beruhigt auf den nächsten Zitationsvergleich der Humangenetiker in einer verbreiteten Laborzeitschrift warten. Als der schließlich kam, rangierte er unter den ersten Fünf. Weit vor Kollegen, die nur unterschreiben, wozu sie auch selbst Gewichtiges beitragen. Oder deren brillante Paper, die sie durchweg in den besten Journals publizieren, nur deshalb vergleichsweise schlapp zitiert werden, da nur wenige deren anspruchsvolle Themen richtig verstehen und ebenfalls darüber arbeiten.



Letzte Änderungen: 08.09.2004