Editorial

Lübecker Uni vorerst gerettet

Die Universitätsmedizin zu Lübeck stand bei Drucklegung der aktuellen Audgabe von Laborjournal kurz vor der Schließung (siehe LJ 7-8/2010, Seite 22-25). Ein paar Tage später gab sich die Regierung einen Ruck und machte Geld locker für die Erhaltung der Universität. Ein Update.

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(21. Juli 2010) Eigentlich darf der Bund die Hochschulen nicht mit Geld unterstützen. Das ist allein Sache der Länder. Aber besondere Situationen erfordern manchmal besondere Taschenspielertricks.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan vertrat seit Beginn des Streits um die Universität zu Lübeck die Meinung, dass der Medizinstudiengang an dieser Uni erhalten bleiben müsse. Aber ihr waren die Hände gebunden: Wegen der Bildungshoheit der Länder darf der Bund kränkelnden Unis kein Geld zuschießen. Aber jetzt rettet sie Lübeck auf Umwegen. Dazu wird das Geomar-Institut für Meereswissenschaften in Kiel von einem Leibniz-Institut in ein Helmholtz-Zentrum umgewandelt. Das Institut zu verlieren findet die Leibniz-Gemeinschaft zwar nicht gut, kann aber mangels Mitspracherecht nichts dagegen tun. Denn der Vorteil für das Land Schleswig-Holstein liegt auf der Hand: Leibniz-Institute muss es zu 50 Prozent finanzieren, Helmholtz-Einrichtungen nur zu 10 Prozent. Da spart die Regierung in Kiel eine Menge und kann so die Uni Lübeck unangetastet lassen.

Was aber noch nicht zu Ende sein dürfte, ist die Fehde zwischen den Unis Kiel und Lübeck. Der Entwurf sah vor, die Medizin in Lübeck und damit praktisch die gesamte dortige Universität zu schließen, während der Medizinstudiengang in Kiel in vollem Umfang erhalten geblieben wäre.

Die Lübecker Nachrichten zitierten am 7. Juli aus vertraulichen Unterlagen: "Demnach hatte die Landesregierung den Plan gemeinsam mit Vertretern der Uni Kiel geschmiedet!"

Kein Wunder also, dass komplett zu Lasten der Uni Lübeck gespart werden sollte. Inzwischen bestätigte das auch jemand, der dabei war und es wissen muss – es ist kein geringerer als der ehemalige Wissenschaftsminister von Schleswig-Holstein, Werner Marnette (CDU), der diesen Entwurf bereits 2009 vorgelegt bekam und ihn ablehnte.

Und das wussten nicht wenige: 300 Kieler Professoren hatten das Papier seinerzeit unterschrieben.


Julia Offe

Foto: Thorsten Biet, AStA Lübeck



Letzte Änderungen: 04.03.2013