Editorial

Moderne Liebe

Was bewegt uns wirklich? Die Wirtschaftskrise? Höchstens die in unserem Geldbeutel. Der Klimawandel? Bestenfalls der Wandel im Betriebsklima. Naturkatastrophen? Vielleicht die Maulwurfshügel in unserem Garten. Hungersnöte? Allenfalls unser Hunger nach Liebe und... ja, wir geben es zu, nach Geborgenheit! Aus diesem Hunger entstehen die wirklichen Dramen. Dort brandet die Flut der Gefühle an die Kaimauer des Lebens. Aber lesen Sie doch selbst...

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(15. Oktober 2009) Vor einigen Monaten war der 40-jährigen Pharmaberaterin Anneli Brusenberg vor der Tiefgarage der Merianstraße das Glück über den Weg gelaufen. Es hieß Oskar, war ein ehemaliger Schulkamerad vom „Keppi“, dem Keppler-Gymnasium, und Professor. Anneli hatte es geschafft! Nach einem Biologiestudium und zahllosen Affären mit irgendwelchen Versagern hatte sie endlich einen passabel aussehenden Mann von Stand gefunden. Geheiratet hatte sie Oskar noch nicht, aber es reichte, um bei ihren Freundinnen Diana und Suse aufzutrumpfen.

 

Donnerstag 16.30 Uhr.

Anneli sitzt mit Diana und Suse im Kasino der Uniklinik. Vor ihnen stehen Tassen mit schaumloser Kaffeebrühe und Kuchenstücke aus der Backfabrik.

„Oskar hat ´nen Superbody und ist auch noch ein heller Kopf“, strahlt Anneli.

Doch ihre Freundinnen verziehen keine Miene.

Anneli legt nach: „Er hat theoretische Chemie studiert und mit 26 Jahren mit Summa cum laude promoviert!“

Auch dies vermag die stets steinerne Miene von Diana Großgöschl nicht zu erweichen. Sie hat ihren Hängebusen und beide Ellbogen auf den Resopaltisch gestützt und spielt mit dem Zuckertütchen. Suse Willig, auch ein überreifer Apfel, aber mit Puppengesicht und blonder Pagenfrisur, rührt in ihrer Tasse. Sie war ebenfalls aufs Keppi gegangen. Sie meint schließlich abfällig: „Der war aber reichlich merkwürdig. Hat Bücher aus der Bibliothek durch die geschlossene Fensterscheibe auf den Schulhof geworfen.“

Daran kann sich auch Anneli erinnern und zudem weiß sie, was Suse nicht weiß: Oskar war lange arbeitslos gewesen und hatte dann fachfremd in Wirtschaftswissenschaften habilitiert. Aber das muss sie ja Pagenköpfchen nicht auf den Bauch binden. „Na und?“, kontert Anneli schnippisch, „Jetzt ist er jedenfalls verbeamteter Professor an der Fachhochschule Furtwangen. Mit erst 42!“

Suses und Dianas Gesichtsfarbe bekommt einen Stich ins Gelbe, was Anneli mit Genugtuung bemerkt.

Aber Diana und Suse denken: „Die Schrulle und der Schrat! Da haben sich die richtigen Chaoten gefunden!“

Gut, dass Anneli nicht Gedankenlesen kann.

Nach einer peinlichen Schweigeminute kommt Diana auf ihren Hexenschuss zu sprechen: „Am Sonntag hat mir der Notarzt wieder ´ne Cortisonspritze in den Rücken gejagt.“ Wütend fährt sie fort: „Heute hat mich mein Hausarzt wieder aufgefordert, den Oberkörper frei zu machen. Bei dem war ich das letzte Mal! Meinem Hund sage ich auch nicht, er soll sein Fell ausziehen!“

Diana hatte im Tierversuchslabor der Uniklinik als Veterinärin gearbeitet und war dann Pharmaberaterin geworden. Nach einer unglücklichen Liebschaft mit ihrem Regionalleiter hatte sie die Firma gewechselt und mehrere Autounfälle gebaut. Man hatte ihr gekündigt und sie war einige Zeit arbeitslos gewesen. Am Montag soll sie bei einer Nürnberger Pharmafirma antreten, um Tiernahrungsergänzungsmittel zu vertreiben. Das passt zu ihr, denn ihre einzigen Freunde sind zwei Köter, die sie aus Spanien eingeschleppt hat.

Diana schämt sich vor Anneli und Suse: 42 Jahre alt und nichts erreicht. Keine Kinder, keinen Mann - nicht einmal Geld. Sogar ihr Haus hatte sie verkaufen müssen. Nur weg aus Freiburg, nur nicht mehr die höhnisch-mitleidigen Blicke ertragen müssen.

Suse waren nicht einmal Ansätze einer Karriere gelungen: Weder als Ärztin im Tumortestlabor einer Firma, noch als Doktorandin in der Großtierklinik hatte sie eine Anstellung gefunden. Dennoch meldet sie sich nicht beim Arbeitsamt. Sie wohnt bei ihrer Mutter und putzt gelegentlich schwarz in Privathaushalten.

Das hält Suse nicht davon ab, Diana völlig unverständliche Ratschläge zu erteilen, wie etwa: „Du darfst die Straßen in Nürnberg nur im rechten Bogen überqueren, sonst wird die Polizei auf Dich aufmerksam.“

„Äh, wie?“, fragt Diana.

Aber Suse nickt nur.

„Die wird immer merkwürdiger“, denkt Anneli.

„Die wollen sie nicht als Tierärztin. Sie wollen sie einfach nicht haben!“, flüstert Diana Anneli hinter Suses Rücken zu und verschwindet.

Suse macht sich ebenfalls auf den Heimweg.

Anneli bleibt allein am Resopaltisch sitzen. Oskar, das Wunderkind, schwirrt in ihrem Kopf herum. „Bloß nicht so werden wie diese Luschen. Oskar ist meine Chance! Jetzt wird das übliche Programm abgezogen: heiraten, Kinder kriegen, Haus bauen. Man muss sich im Leben holen, was einem zusteht!“

Anneli schüttelt ihre blonden Locken, schlüpft in die Stöckelschuhe und streicht das schwarze Baumwollkleid von Esprit glatt. Dann greift sie ihre Pharmaberaterinnentasche und setzt ihr Dienstlächeln auf.

Sie pflegt mit Oskar eine Wochenendbeziehung. Unter der Woche lebt er in Furtwangen in einem Zimmer gegenüber einem chinesischen Restaurant. In dem Zimmer steht ein wackliges Ikea-Bett, ein Klapptisch, ein Stuhl und ein Schrank und es stinkt derart nach Frittiertem, dass man den Eindruck hat, die Möbel seien mit Bratfett überzogen. Das verlängerte Wochenende verbringt Oskar im Breisgau, in Tunsel, einem Winzerdorf in der Rheinebene, bei seiner Mutter. „Oh je“, hatte Anneli sich gedacht „ein Muttersöhnchen, hoffentlich geht das gut!“

Oskar hat noch nie seine Wäsche gewaschen oder gebügelt. Seine Socken riechen nach faulendem Schweiß. Er kann nicht kochen und die Mensa meidet er, weil er seine Kollegen nicht treffen will. Freunde hat Oskar sowieso keine. Unter der Woche ernährt er sich von Leitungswasser und Brot. Ersteres pflegt er vor dem Genuss abzukochen, um Anschläge auf sein Leben zu verhindern: „Die Studenten sind heimtückisch! Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben.“

Denn nur mit Heimtücke kommt man gegen Oskar an. Er trägt den schwarzen Gürtel und trainiert Karateschüler aller Altersklassen. In seiner freien Zeit geht er ins Fitnessstudio.

Dies hatte Anneli nicht abgeschreckt, denn sie hatte inzwischen gelernt: Es gab keine Supermänner und wenn doch dann nicht für sie. Man musste Kompromisse schließen und Oskar hatte ihr die Hochzeit versprochen, Familiengründung, Zusammenziehen. „Ich meine es ernst mit dir!“, hatte Oskar gesagt.

Oskar konnte auch witzig sein. Zum Beispiel wenn er ihre Bekannten runtermachte. „Ah, die verrückte Suse“, sagte er und: „Die Diana verwechselt ihre Hunde mit Menschen!“ Auch für Annelis Verehrer Wolfi hatte Oskar nichts übrig: „Den möchte ich sehen, wie der vor den Patienten steht.“

Ja, Anneli hat einen Verehrer: Wolfi, den Arzt. Einen Arzt hätte Anneli auch genommen, doch Wolfi hatte ein Unfall aus der Bahn geworfen. Statt eine Karriere an der Uni zu verfolgen, arbeitet er im Blutspendedienst vom Roten Kreuz. Jedenfalls behauptet er das. Daneben schreibt Wolfi Gutachten für Private, verschickt anonyme Drohbriefe und denunziert dem Finanzamt Kollegen, die ihre Nachhilfestunden an Medizinstudenten nicht versteuern.

Da ist Oskar schon eine andere Nummer! Anneli fiebert seiner Ankunft entgegen. Donnerstags abends darf sie ihn immer von der Bahn abholen und nach Tunsel fahren.

 

Donnerstag 21.15 Uhr.

Der Regionalexpress hält auf Gleis vier. Anneli steht in der Eingangshalle neben der Treppe zum Tanzcafe Palladium. Es ist Salsa-Abend und Anneli hätte gerne getanzt, aber Salsa ist mit Oskar nicht zu machen. Er kann Karate, aber die Hüften schwingen kann er nicht. Jetzt sieht sie ihn auf die Treppe zur Unterführung zugehen. So von ferne sieht er gut aus, etwa so breit wie hoch, aufgeblasene Muskeln, Geheimratsecken, die Haare in einem Zopf. Doch als er die Rolltreppe heraufkommt und vor ihr steht, stößt sie sich an seinem unnatürlich geröteten Gesicht und dem stechenden Blick. Wenn er sich wenigstens pflegen würde!

Sie laufen zu Annelis Audi. Oskar schimpft über die Studenten: “Dumm, antriebslos, ignorant! Was da an der FH angeschwemmt wird: Von der Uni nach zwei Versuchen aus den Studiengängen rausgeflogen und sitzt jetzt mit 25 Jahren bei mir in der Vorlesung.“ Im Auto, Anneli hatte erst ihren Werbemittelkrempel vom Vordersitz räumen müssen, schimpft Oskar auch über sich: „Das ist ein Idiotenjob den ich habe.“

„Immerhin bist Du verbeamtet“, tröstet Anneli und schiebt den Oberkörper vor, um ihre Brüste zur Geltung zu bringen.

„Was für eine Abitursnote hast Du eigentlich?“, kommt es zurück.

Anneli ist beleidigt. Abitursnoten! Bei ihren Brüsten! Sie kann nicht einmal auf dem Bauch schlafen, so dick sind die. Schnippisch sagt sie: „Eine 2 bis 3“.

„Kannst Du nicht noch einen Doktortitel machen, oder mit dem Klavierspielen wieder anfangen. Ich brauch eine Frau, die ich vorzeigen kann“, verlangt Oskar. Seine Stimme klingt scharf.

Anneli biegt auf den Autobahnzubringer ein und lenkt auch rhetorisch ab. Sie weist auf eine Pappkiste auf dem Rücksitz.

„Ich hab neue Werbeartikel bekommen. USB–Stick, Leucht-Kugelschreiber, Maus-pPad und so’n Zeug. Du kannst dir was raussuchen.“

Oskar dreht sich um, zieht die Kiste nach vorne und kramt darin. Mit dem Haarschwänzchen und dem gierigen Gesicht gleicht er einer Ratte auf Nahrungssuche.

„Ich werd und werd nicht schwanger!“, denkt Anneli indes. „Was soll ich bloß machen? Wozu verbieg ich mich für diesen Affen, halts Maul, geb immer nach, mach keine Szenen. Und der ungehobelte Klotz bringt’s nicht mal fertig, mir ein Kind zu machen! Am Ende fahr ich in die Grube und nichts bleibt außer ´nem Haufen Klamotten für die Altkleidersammlung. Eigentlich hab ich in meinem Leben nichts gemacht als Geld verdient, um's für irgendwelchen Schwachsinn auszugeben. Das ist jämmerlich, das ist ekelhaft.“

„Gehst Du mit mir zur In vitro-Befruchtungs-Beratung?“, überfällt sie Oskar. Der zieht erschrocken den Kopf aus der Kiste. Nachdem er einen USB-Stick in die Hemdtasche geschoben hat, sagt er: „Ich bin jetzt 42. Ich fühl mich zu alt für Kinder.“ Anneli schweigt und biegt auf die Landstraße ab, die über Feldkirch nach Tunsel führt. Kurz vor dem Ortsschild tötet Oskar eine weitere ihrer Illusionen: „Heiraten ist heute nicht mehr modern, bei den hohen Scheidungsraten“, sagt er. „Ich will lieber meine Freiheit bewahren oder zumindest nichts Verkehrtes machen.“

„Was ist jetzt eigentlich mit der Doktorarbeit?“, setzt er nach.

„Mit 40 Jahren?! Außerdem habe ich den Kaufvertrag für das Haus am Seepark unterschrieben. Wer soll den Kredit abzahlen? Du etwa?!“, gibt Anneli ungehalten zurück.

 

Donnerstag 22.00 Uhr.

Anneli setzt Oskar vor dem Haus seiner Mutter ab. Sie sieht den verwilderten Vorgarten, den vom Straßenstaub geschwärzten Putz, der in Placken abbröckelt, und es scheint ihr, als ob ihr Leben dem ähnelte: Alt, rissig und reif für den Abbruch.

Oskar fordert sie nicht auf, mit hereinzukommen. Er hat immer seltener Lust auf Sex. Er gibt sich nicht einmal Mühe, dies zu verheimlichen. „Deinen Körper kenne ich ja jetzt schon in- und auswendig“, hatte er ihr letztes Mal gesagt. Vom Zusammenziehen war schon lange nicht mehr die Rede.

„Nun, was soll’s“, denkt Anneli. „Der hat ja eh zwei linke Hände im Bett. Küssen kann er auch nicht! Der braucht gar keine Frau, das ist ein Neutrum. Die zweimal im Jahr kann er’s sich auch selbst besorgen.“

Als Oskar von seiner Mutter unter „Kumm Oskarli, kumm ins Huus! Jetz isch gnuug.“ in den Flur gezogen wird, wirft Anneli die Werbemittelkiste auf den Rücksitz, wendet ihren Dienstwagen und braust mit überhöhter Geschwindigkeit Richtung Freiburg. Vor Feldkirch wird sie geblitzt. Sie merkt es nicht, derart läuft ihr das Salzwasser aus den Augen.

„Was ist nur falsch gelaufen in meinem Leben?“, fragt sie sich. „Wieso kenn ich nur Spinner, Verhaltensgestörte und Versager?“

Die Antwort findet sie daheim im Bett.

„Ich hätt meine Zeit nicht mit Studieren vertrödeln sollen. Wozu Karriere machen? Karriere sterilisiert.“

„Zudem hab ich nicht mal Karriere gemacht: ich putze Klinken bei doofen Ärzten.“

Und dann wieder das ewige „Eigentlich hab ich in meinem Leben nichts gemacht als Geld verdient, um es für irgendwelchen Schwachsinn auszugeben. Und es hat nicht mal Spaß gemacht.“

 

Freitag 3.00 Uhr morgens.

Anneli ist noch wach. Das Telefon klingelt. Es ist Wolfi, ihr Verehrer. Nach Mitternacht hat er immer mindestens sechs Weizenbiere intus, ist in der Erregungsphase und braucht jemanden, um den neuesten Klatsch los zu werden.

Wolfi legt seine moralische Überlegenheit dar - „Ja, wir sind eben gut, wir nichtkonformen Ärzte! Uns ist zwar nur der abgeschobene Arbeitsplatz beim Roten Kreuz geblieben, aber ... laber, laber, laber.“

Anneli fällt ihm ins Wort.

„Komm, ich fahr dich morgen auf den Lorettoberg ins Bonzenviertel. Wir besichtigen den Neubau von Martin. Der ist freistehend.“

Martin ist ein ehemaliger Freund Wolfis. Martin hat Karriere gemacht, Martin hat Anneli beeindruckt, aber Martin will nichts von ihr wissen. Zudem ist er verheiratet.

„Nein, das will ich nicht. Ich weiß viel mehr als Martin, trotzdem hat der es viel weiter gebracht. Es tut weh, das in Ziegelsteinen gemauert zu sehen“, sagt Wolfi wehmütig.

„Warum tust Du nicht das, was alle tun“, fragt Anneli und meint „arbeiten“.

Wolfi legt auf.

Anneli überlegt, ob sie es vielleicht doch mit Wolfi probieren soll. „Aber die verfilzten Haare mit Kissenfedern drin, der lange, ungepflegte graue Bart, die verdreckten türkischen Pumphosen, die verbogene Brille auf der Nase. Der kommt zu meinen Pharmafortbildungen, nur um sich mal satt zu essen. Peinlich. Was sollen meine Arbeitskollegen denken?“

„Einsicht zeigt er auch keine. Neulich hat er mir erklärt, das seien doch nur Äußerlichkeiten, er hätte eine Gesichtsneuralgie, deshalb rasiere er sich nicht.“

Sie hat Angst, wegen Wolfi ihren Job zu verlieren.

„Wenn der so weitermacht, wird er für das Arbeiten mit Blutspendern gesperrt! Wahrscheinlich ist er das schon und lebt von Hartz IV. Nein, Wolfi - unmöglich! Den kann ich nicht mal zu meiner Geburtstagsparty einladen.“

„Es wird schon irgendwie weitergehen. Ich werd 'ne Kontaktanzeige schalten“, tröstet sich Anneli und schläft ein.

 

Freitag 16.30 Uhr.

Anneli sitzt wieder mit Suse am Resopaltisch des Uniklinik-Casinos. Diesmal fällt kein Wort über Oskar. Die Willig erzählt - seltsamer Zufall - von ihren Bekanntschaftsinseraten. Seit Monaten schon treffe sie sich in ganz Deutschland mit heiratswilligen Männern. Jedes Mal werde sie enttäuscht: Mann hatte ihr kein Getränk gezahlt oder besaß kein Haus, das sie hätte bewohnen können.

Mit der Karriere klappe es auch nicht. Nur in Berlin sei ihr eine unbezahlte Promotion angeboten worden. Wenn sich sonst nichts böte, würde sie ihr aufblasbares Gummibett einpacken und nach Berlin ziehen.

„Komm doch in den Pharmaaußendienst“, sagt Anneli.

„Nee, da fühle ich mich unter meinem Stand. Lieber geh ich schwarz Putzen!“

Suses Erzählungen hellen Annelis Stimmung auf.

„Der geht’s doch tatsächlich noch mieser als mir. Schlimmer geht immer!“

 

Freitag 17.00 Uhr.

Die Willig ist gegangen. Anneli starrt vor sich hin. Dann kramt sie hastig in ihrer Dolce & Gabbana-Handtasche, zieht ihr Händi raus und ruft Oskar an.

„Du, ich mach Schluss. Ich will keine Beziehung haben. Du bist nicht reif dafür. Männer, die nur nehmen und nichts geben, gibt es wie Sand am Meer! Ich bin dir zu dick, zu dumm, ich rede nicht so wie Du willst, ich kleide mich nicht wie Du willst! Auf dieses rein-raus-und-fertig kann ich dann auch noch verzichten!“

„Äh, was ...?“, hört sie Oskar noch erwidern, dann drückt sie die rote Taste.

„Schlussstrich! Ein Professor kommt mir nicht mehr ins Haus!“, denkt Anneli, fährt in die Innenstadt, stellt dort ihren Dienstwagen ins absolute Halteverbot und läuft zur Haupteinkaufsstraße hoch. Bei „Kaisers neue Kleider“ zahlt sie 1.013 € für einen Hosenanzug und eine Bluse. Sie sieht darin aus wie Angela Merkel nach einem Jahr Schlachtplattendiät.

 

Laura Amandt



Letzte Änderungen: 04.03.2013