Editorial

Inkontinenz am Inn: Interimsrektor in Schwierigkeiten (12) AKTUALISIERT!!!

Was bisher geschah: Eine von Hannes Strasser und Bartsch publizierte Phase III Studie war der EK nicht zur Stellungnahme vorgelegt worden. Es stellt sich heraus: An der Studie stimmt einiges nicht, gleiches gilt für die eingereichte Phase II Studie.

Als EK Mitglied Glossmann versucht, sich Klarheit zu verschaffen, erstatten Strasser und Bartsch Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und legen Dienstaufsichtsbeschwerde ein. Polizei und AGES ermitteln. Eine Klagewelle rollt, anonyme Briefe kursieren. Glossmann wird Befangenheit und Industriespionage unterstellt. Der Abschlussbericht der Polizei entlastet ihn. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen Strasser wegen Verdacht auf Körperverletzung und Dokumentenfälschung. Rektor Sorg suspendiert Strasser vorläufig. Kurz darauf wird Sorg wird aus undurchsichtigen Gründen entlassen. Bartsch wechselt zum Standpunkt der EK. Es tauchen neue anonyme Vorwürfe auf, diesmal auch gegen Bartsch. Der dritte Nationalratspräsident Graf stellt drei parlamentarische Anfragen und greift darin Glossmann und EK Mitglied Scheil an. Grafs Gewährsmann ist Strasser. Grafs Anfragen werden abgeschmettert. Der Anästhesist Margreiter wird tot aufgefunden. Eine anonyme E-Mail schiebt die Schuld daran auf Scheil und Glossmann. Scheil zeigt Strasser wegen falscher Zeugenaussage, Urkunden- und Beweismittelfälschung und Verleumdung an. Die MUI erstattet Disziplinaranzeige gegen Strasser.

(Januar 2009) Es scheint ein Fluch zu liegen auf dem Rektoramt der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI). Manfred Dierich, Leiter des Departements für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin war Interims-Nachfolger von Rektor Sorg geworden. Letzteren hatte der Universitätsrat im August 2008 fristlos entlassen. Nun erschien am 19.1.2009 ein Bericht des Rechnungshofes in dem Dierich scharf angegangen wird. In dem Bericht steht zu lesen:

"Der Leiter des Departements für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck war Auftraggeber (als Facharzt) und Auftragnehmer (als Projektleiter und Leiter des Departements) in einer Person." Ein schriftlicher Vertrag zwischen Dierich und der MUI, der diese Aktivitäten geregelt hätte, lag nicht vor. Der Rechnungshof: "Damit war nicht sichergestellt, dass die Interessen der Medizinischen Universität Innsbruck gegenüber den unternehmerischen Interessen des Leiters des Departments gewahrt wurden."

Dierich ist nicht nur Lehrstuhlinhaber und Interimsrektor, sondern übt als Nebenbeschäftigung noch die Tätigkeit des Facharztes für Hygiene und Mikrobiologie sowie eines Facharztes für Virologie aus. Von Dierichs Department wurden Dienstleistungen durchgeführt, wie Blut-, Stuhl- oder Urinuntersuchungen bzw. umweltanalytische Wasseruntersuchungen. Die Proben und die Untersuchungsaufträge stammten von Tiroler Bezirkskrankenhäusern, niedergelassenen Ärzten etc. Dierich, in seiner Eigenschaft als Facharzt, sowie die ARGE Umwelt-Hygiene GmbH, bei der Dierich einer von zwei Gesellschaftern ist, gaben diese Leistungen bei Dierichs Departement in Auftrag. Dierich war daher Auftraggeber und Auftragnehmer in einer Person. Es handele sich um "Insichgeschäfte", so der Rechnungshof.

Für die Laborleistungen ihres Departments erhielt die MUI den Selbstkostenpreis, d. h. Dierich erstattete ihr die angefallenen Ausgaben und die MUI war's zufrieden. An Dierichs Gewinnen wurde die MUI bis zum Jahr 2007 nicht beteiligt.

Es geht nicht um Erdnüsschen. Die Zahl der Untersuchungsaufträge des Departments lag zwischen 2004 und 2007 bei einer Viertelmillion pro Jahr und die Einnahmen des Instituts - wohl in der Hauptsache die von Dierich erstatteten Selbstkosten für die Untersuchungen - lagen zwischen 100.000 und 250.000 Euro jährlich. Wieviel Dierich daran verdient hat ist nicht bekannt. In Innsbruck wird von 2 Mio Euro gemunkelt. In der Tat hat nach Berechnungen des Rechnungshofes das Hygiene Institut der Universität Graz, das in einem ähnlichen Umfang aber im universitären Rahmen ähnliche Untersuchungen durchführt, 2006 einen Gewinn von 1,9 Mio Euro erzielt.

Dierich verteidigt sich in Tirol-Heute: " ...sind Geräte gekauft worden, Mitarbeiter sind individuell gefördert worden, was auch dazu geführt hat, dass das Hygieneinstitut nicht nur eine gute Untersuchungsleistung für Patienten und das Land Tirol gebracht hat, sondern darüber hinaus sich auch noch einen internationalen Ruf als erfolgreiche Forschungsstation erworben hat." Ähnlich argumentierte das Rektorat der MUI gegenüber dem Rechnungshof. Der aber stellte lapidar fest: "Ausgaben für Geräte, die der Leiter des Departments als Privatperson finanzierte, wurden von der Medizinischen Universität Innsbruck im Rahmen einer im Jahr 2008 von der Abteilung für Finanzen der medizinischen Universität Innsbruck erstellten Gesamtabrechnung aller Routineprojekte des Departments in Höhe von 317.585,62 Euro abgegolten."

Nach einer Überprüfung durch den Rechnungshof im Herbst 2007 wurde zu Beginn des Jahres 2008 vereinbart, dass Dierich seine fachärztliche Tätigkeit bis zu seiner Emeritierung im September 2009 "im universitären Rahmen durchführen werde". Das Geld für die Dienstleistungen von Dierichs Department kam seitdem auf ein Konto der MUI, das unter der Kontrolle des Rektors (damals Sorg) stand. Seit August 2008 ist jedoch Dierich Rektor und damit, zumindest formal, keine Kontrolle mehr gegeben. Dierich zu "Tirol Heute": "... aber ich werde absolut es so gestalten, oder es ist absolut so gestaltet, dass es völlig transparent abgewickelt wird.

Ab Anfang 2008 wurde auch eine Aufteilung des Gewinnes zwischen MUI und Dierich vereinbart. Mit letzterer ist der Rechnungshof jedoch nicht zufrieden: Dierich bekomme einen so hohen Basisanteil, dass bei niedrigen Überschüssen die Abgeltung Dierichs den Gewinnanteil der Universität deutlich übersteige. Laut Vertrag vom 18.2.2008 beträgt der Basisanteil Dierichs mindestens 80.000 Euro und höchstens 120.000 Euro jährlich. Der Gewinn (Einnahmen abzgl. Basisanteil, Verbrauchsmittel, Bezahlung der Mitarbeiter etc.) geht dann zu 50 Prozent an die MUI und zu 25 Prozent an Dierich, der Rest an die Sektion für Hygiene und Mikrobiologie und für Rücklagen.

Des Weiteren hatte Dierich mit 51 seiner Mitarbeiter freie Dienstverträge über "Nebenbeschäftigungen" abgeschlossen und Prämien an sie ausgezahlt. "Daraus resultiere eine private wirtschaftliche Abhängigkeit", kritisiert der Rechnungshof. Zudem habe Dierich nur sechs von den 51 Mitarbeitern bei der Personalabteilung gemeldet.

Seltsam erschien dem Rechnungshof auch der Kauf der Bundesstaatlichen bakteriologisch-serologischen Untersuchungsanstalt Innsbruck am 1. Juni 2002. Käufer war Dierichs Institut für Hygiene und Sozialmedizin, das damals noch keine Bakteriologie besaß. Verkäufer das Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen. Das Institut kaufte als juristische Person öffentlichen Rechts (Teilrechtsfähigkeit). Der Kaufpreis wurde durch drei Bundesministerien, darunter das für Finanzen, auf 2 Mio Euro festgelegt. Davon waren 665.000 Euro in Geld und der Rest innerhalb von fünf Jahren (bis zum 31.5.2007) durch Dienstleistungen für das Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen zu begleichen. Da Dierich gegenüber der MUI Schulden hatte, bezahlte er dem Ministerium den Kaufpreis. Das Ministerium wiederum gab 665.000 Euro an die MUI weiter, weil diese Teileigentümerin der Untersuchungsanstalt war. Der Rechnungshof kritisiert nun, dass die MUI Dierich diesen Betrag zurückerstatten wollte (den Dierich anscheinend nie gefordert hatte). Dafür gab es nach Ansicht des Rechnungshofes keinen Grund: Die MUI hatte etwas das (teilweise) ihr gehörte verkauft, warum also sollte sie dem Käufer den Preis zurückerstatten?

Die Rückerstattung an Dierich soll unter der Ägide von Rektor Sorg erwogen worden sein. Sorg antwortete auf die Frage von Laborjournal, wieso er Dierich habe Geld schenken wollen: "Die Sache habe ich damals nicht persönlich verhandelt. die vertragliche Vereinbarung wurde in Absprache mit dem Rechnungshof getroffen. Es gibt kein von mir unterschriebenes Dokument oder irgendeine Nebenabrede, in der Herrn Dierich 665.000 Euro angeboten worden wären. Mir kam es vor allem darauf an, endlich eine vertragliche Lösung für das Problem Dierich zu finden, was dann ja Anfang 2008 auch geschehen ist."

Aus der Politik wurden inzwischen schon Stimmen laut, die fordern, dass der Universitätsrat der MUI Konsequenzen ziehe. Wird Dierich auch rausgeschmissen? Oder schafft er es bis zur Wahl des neuen Rektors? Und wer wird das werden?

Am 28.1.2009 beriet ein Senatsausschuß der MUI über die einzuladenden Personen. Die folgenden zehn Glücklichen (?) dürfen vorsingen:

Stefan Endres, München, Klin. Pharmakol.

Peter Fritsch, Dermatologe, Innsbruck, angeblich Vertrauter der Vorsitzenden des Uni-Rats, Gabriele Fischer.

Margarete Hochleitner, Innsbruck, Amtierende Vizerektorin

Florian Lang, Tübingen

Herbert Lochs, Innsbruck

Wolfram Knapp, Nuklearmedizin, Med. Hochschule Hannover

Hilke Müller

Thomas Szucs, Hoffmann-La Roche, Mailand

Klaus Toyka, Würzburg, Neurologe

Hermann Wagner, München



Hubert Rehm



Letzte Änderungen: 03.02.2009