Editorial

"Man macht sich natürlich seine Gedanken..."

Interview mit Stefanie Dimmeler zum glücklichen Ende der "Mäusebein-Affäre"

(22.07.2005) Dem anonymen Briefschreiber, der Sie des Fehlverhaltens beschuldigte, muss man Ausdauer bescheinigen. Allein ich habe von ihm - oder ihr - drei anonyme Briefe erhalten; und dazu, noch in der Woche vor der DFG Hauptausschuss Sitzung, eine anonyme Email. Haben Sie eine Idee, wer hinter den Briefen stecken könnte? Ehemaliger Mitarbeiter? Fakultätskollege?

Man macht sich natürlich seine Gedanken. Solange allerdings keine Beweise vorliegen, ist die Äußerung einer Vermutung genauso unfair wie das Schreiben von anonymen Briefen. Daher möchte ich keinen Namen nennen. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass es sich nicht um einen ehemaligen Mitarbeiter handelt.

Wollen Sie dem Briefschreiber etwas mitteilen?

Dass ich es sehr traurig finde, dass jemand so hasserfüllt und feige ist.

Sie haben ausgiebige Erfahrungen darin gemacht, wie man sich fühlt, wenn einem wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen wird. Welches Verhalten empfehlen Sie Wissenschaftlern, denen fälschlicherweise Fehlverhalten vorgeworfen wird?

Das Wesentliche ist, glaube ich, immer offen zu sein und zu versuchen alles zu tun, den Verdacht möglichst schnell auszuräumen. Ansonsten kann ich diesen Kollegen nur ein gutes Durchhaltevermögen, loyale Mitarbeiter und gute Freunde wünschen, um solch eine Zeit durchzustehen.

Wie beurteilen Sie im Nachhinein das Verhalten der DFG, der Frankfurter Universität und das Ihrer Fakultätskollegen?

Die DFG und die Frankfurter Universität haben sich immer fair verhalten und haben versucht das Verfahren schnellstmöglich trotz der vielen damit verbundenen Arbeit durchzuziehen. Bis auf wenige Ausnahmen haben mich auch meine Fakultätskollegen sehr unterstützt.

Die DFG hat aus dem Fall Breer etwas gelernt und bei Ihnen nicht nur die bemängelten, sondern auch weitere, zufällig herausgepickte Paper untersucht. Das macht Ihren Freispruch zu einem Freispruch erster Klasse. Wäre im Procedere der DFG noch etwas zu verbessern?

Ich denke das Verfahren insgesamt war zwar extrem belastend, das war aber nicht zu vermeiden - und es gibt hier aus meiner Sicht nichts zu verbessern. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Einstufung von wissenschaftlichem Fehlverhalten klarer definierter wird. Es gibt ja nicht "schwarz" oder "weiß", sondern unendliche viele Arten von Fehlern, die von Versehen bis absichtlichem Betrug reichen. Eine klare Abstufung würde auch helfen, dass in Deutschland nicht jegliche Art von Fehler sofort mit einem Skandal assoziiert wird.



Letzte Änderungen: 23.07.2005