Editorial

Dem Forscher zum Geleit (3)

(7.10.16) Zum heutigen 'World Smile Day' wieder ein Opus aus der Feder unseres alten Forscher-Schöngeists und Dichterfürsten P.H. Metrius – diesmal über nächtliche Erscheinungen im Labor :-).
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Der Gelkoenig

 

Wer stehet so spaet im Abzugswind?

Es ist der Doktorand, er pipettiert geschwind.

Er haelt das Eppi, er haelt es warm,

Darin Bakterien, E. coli vom Darm.

„Oh Probe, was pelletierst Du so schlecht?

Es ist schon halb eins, das ist nicht gerecht.

Ich muss doch nach Hause, dort wartet die Frau,

Sie wird sich beschweren, ich weiss es genau.“

Editorial

Da ploetzlich die Stimme im leeren Labor,

Sie kommt aus dem Nichts, sie dringt an sein Ohr:

„Du Knecht des Versuches, so gehe nicht fehl,

beeil Dich mal lieber und giesse das Gel!“

„Professor, Professor, bist Du’s, den ich hoer´?

Doch nein, du hast Urlaub – du bist ja auf Foehr.“

„Sei ruhig mein Sohn und fuerchte dich nicht,

Ich bin der Gelkoenig... komm´ wieder ans Licht.

Na – soll ich dir helfen bei Deinem Versuch?

Du brauchst meine Hilfe, so steht’s nicht im Buch.“

„Oh ja, Gelkoenig, oh ja – ich giesse das Gel,

Fuer das Ergebnis nimm ruhig meine Seel’!“

„So machst du’s richtig, ja so ist es fein.

Nun lade und schalte das Netzgeraet ein!“

„Oh Koenig, oh Koenig, ich seh’ es genau:

Der Marker ist falsch, er ist gar nicht blau.“

„Egal jetzt, mein Sohn, nun spute dich bald.

Und bist du nicht willig, so kuerz’ ich’s Gehalt!“

„Mein Koenig, mein Koenig, das Gel laeuft ganz schief,

Und all’ diese Puffer, die sorgen fuer Mief.“

Dem Doktorand grauset’s, er sucht RNA,

Doch auch nach zwei Stunden ist einfach nichts da.

Er gruebelt, er zweifelt, er hat´s nicht kapiert.

Die RNA... ist komplett degradiert!

                                                         P.H. METRIUS



Letzte Änderungen: 08.12.2016