Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (21)

21. Oktober 2013 von Laborjournal

Mick Watson, Genomforscher am Roslin Insitute der Universität Edinburgh, schrieb kürzlich in seinem Blog opiniomics über seine Tätigkeit als Editor mehrerer Open Access-Journale (sinngemäß übersetzt):

Als Editor bei Frontiers und BMC (früher auch bei PLoS ONE) habe ich es als wirklich schwierig erlebt, Reviewer für die Manuskripte zu finden. Schätzungsweise werden etwa 50% der Einladungen zum Peer Review einfach ignoriert — also weder angenommen noch abgelehnt, sondern schlichtweg im Sande verlaufen lassen. Ich bin nicht sicher, auf welchem ​​Planeten dies eine akzeptable „Antwort“ auf solch eine Einladung ist — sicher jedoch nicht auf meinem Planeten. Wenn jemand den Peer Review-Job gerade nicht übernehmen kann, warum nicht einfach gleich „Decline to Review“ klicken? Das hilft vor allem insofern, als dass der Editor umgehend jemand anderen einladen kann. Ignorieren ist dagegen schlichtweg unanständig. Übrigens: Ich führe eine Liste darüber — und es wäre besser für jeden, nicht auf dieser Liste aufzutauchen ;-).

Dass Manuskripte öfter ärgerlich lange brauchen, bis sie letztlich veröffentlicht werden, scheint demnach manchmal auch ein Kommunikationsproblem zu sein.

 

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3 Gedanken zu „Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (21)“

  1. Panagrellus sagt:

    Ich habe den Review-Prozess von beiden Seiten des Redaktionstisches erlebt und kann bestätigen, was Mick Watson sagt.

    Einladungen werden oft ignoriert, bzw. es hagelt Absagen. Ich schätze mal, 6-12 Einladungen, um letztendlich 2 Reviews aufzutreiben, sind etwa die Regel für ein ‚durchschnittliches“ Community-Journal (also kein Glam-Magazin wie Nature oder Science – die habens leichter). Ich habe einmal ein (zugegeben sehr langweiliges) Paper gesehen, das mehr als 40 Einladungsschreiben benötigte, bis sich 2 Leute erbarmt hatten.

    Ich würde die Schuld aber nicht den Reviewern in die Schuhe schieben. Es gibt einfach zu wenige kompetente Reviewer für die heutige Paper-Flut, die sind meist einfach hoffnungslos überlastet.

    Verlags-Systeme, bei denen man sich zum Absagen erst einloggen muss, helfen dabei auch nicht..

  2. Wie Panagrellus sagt, ich kann das auch bestätigen, und zwar Ursachen und Folgen, meiner Einschätzung nach.

  3. Ralf Neumann sagt:

    Ich würde die Schuld aber nicht den Reviewern in die Schuhe schieben. Es gibt einfach zu wenige kompetente Reviewer für die heutige Paper-Flut, die sind meist einfach hoffnungslos überlastet.

    Es geht im Beitrag v.a. darum, dass viele nicht einmal kurz absagen. Das ist sicher keine Frage von Überlastung, sondern tatsächlich des Anstands (auch wenn’s altmodisch klingt). Und daran sind dann schon die Reviewer schuld – wer sonst?.

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