Kooperation versus Konkurrenz

25. Januar 2013 von Laborjournal

Im Oktober 2011 erschien in PLoS Biology das Paper „A Holistic Approach to Marine Eco-Systems Biology“ (vol. 9(10): e1001177). Darin erklärten die Partner des Tara Oceans Consortiums ihren globalen, multidisziplinären und vor allem kooperativen Ansatz zum umfassenden Studium des Meeresplanktons. Ein Ansatz, den sie „Öko-Systembiologie“ tauften.

Die „Tara-Expedition“ zum umfangreichen Probensammeln war zu diesem Zeitpunkt bereits zur Hälfte durch — und nicht zuletzt deshalb schrieben die Autoren ganz am Ende folgenden bemerkenswerten Satz in ihr Paper:

A lesson from this project is that, when it comes to addressing broad and complex issues of general interest to mankind, competition between scientists may not be the best model. 

Im Herbst letzten Jahres fragte Lab Times bei Eric Karsenti, Molekularbiologe am EMBL Heidelberg und Ko-Direktor von „Tara Oceans“, unter anderem nach, wie dieser Satz genau gemeint sei. Seine Antwort:

Forscher tendieren dazu, als einzige an ihrem Thema arbeiten zu wollen — oder wenigstens mit den Resultaten die Ersten zu sein. Vielleicht liegt dieses Konkurrenzdenken daran, dass die Projektförderung heutzutage so stark vom Publikations-Ausstoß abhängt — und den kann man nicht beliebig schnell ändern.

Zum Teil ist das ja auch okay so. Aber wenn Du ein wirklich großes und komplexes Problem angehen willst, kannst Du Dich so nicht verhalten. Ich denke, die grundlegende Bedingung, um in einem entsprechend großen Konsortium gut arbeiten zu können, ist vielmehr, Vertrauen zwischen den Leuten aufzubauen. Das ist gar nicht so leicht, denn — wie gesagt — liegt heutzutage viel Gewicht darauf, wer besser ist als die anderen. Ich denke aber, dass die Wissenschaft insgesamt keineswegs nur dieses Konkurrenzdenken braucht um voranzuschreiten. Zumal es viele Wege gibt, der Beste zu sein. Und manchmal ist es gerade nicht der, der größte Fisch im Teich zu sein (oder wenigstens so auszusehen). Manchmal erreicht ein gut kooperierender Schwarm deutlich mehr.

Das lassen wir jetzt mal so stehen.

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Ein Gedanke zu „Kooperation versus Konkurrenz“

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