Nach Leistung fördern! Aber wie Leistung messen?

27. November 2014 von Laborjournal

Bekanntlich kommen die medizinischen Fakultäten an deutschen Universitäten in den Genuss einer leistungsorientierten Verteilung von Landesforschungsmitteln. Klar, dass die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) diese Praxis niemals grundsätzlich in Frage stellen würde. Ein wenig Kritik übte sie jetzt aber schon.

„600 Mio. Forschungsgelder pro Jahr fehlverteilt?“ überschrieb die AWMF kürzlich eine Pressemitteilung. Und führte dann im Vorspann weiter aus:

AWMF fordert sachgerechte Zuweisung von Landesmitteln: Über 600 Mio. Euro an Forschungsgeldern aus Landeszuschüssen werden jedes Jahr an den medizinischen Fakultäten nach wissenschaftlich nicht ausreichend validen Leistungskriterien vergeben.

Anlass der Pressemitteilung — so stellte sich heraus — war die Delegiertenkonferenz der AWMF am 15. November in Frankfurt, bei der offensichtlich Christoph Herrmann-Lingen, Direktor an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Göttingen, als Sprecher der AWMF-Kommission für Leistungsevaluation in Forschung und Lehre zum Thema referierte.

Wie die AWMF jedoch darauf kommt, dass ausgerechnet 600 Mio. Euro fehlverteilt würden, erklärt sie zumindest in der Pressemitteilung nicht. Ebenso wenig verliert sie ein Wort darüber, wie gravierend die Fehlverteilungen tatsächlich sind — wurde größtenteils „krass“ fehlverteilt, oder hauptsächlich „nur ein bisschen“. Schade, das wäre interessant gewesen!

Stattdessen springt der Text ohne Differentialdiagnose unmittelbar weiter zu möglichen Therapien: Diesen Beitrag weiterlesen »

Forscherdichte weltweit

8. Juli 2013 von Laborjournal

Bei ChartsBin gibt es folgende interessante Graphik zur Forscherdichte pro Nation:

 

 

Es lohnt sich, die Originalseite zu besuchen, da die abgebildete Graphik dort interaktiv ist — und man erst damit so allerhand erfährt.

Zum Beispiel: Welches Land hat die höchste Forscherdichte weltweit? Wer hätte es gedacht, es ist Finnland. Auf 1 Million Einwohner kommen dort 7.707 Forscher (bei etwa 5.4 Mio. Gesamtbevölkerung). Zweiter ist Island mit 7.315 Forschern pro Mio. Einwohner. Allerdings leben dort „nur“ etwa 320.000 Isländer, so dass die Gesamtzahl der Forscher deutlich unter diesem Schnitt liegt — nämlich entsprechend bei 2.341.

Auch die anderen skandinavischen Länder sind sehr „Forscher-dicht“: Dänemark (5.670), Norwegen (5.468), Schweden (5.239). Da hält ansonsten nur noch Japan mit (5.573).

Deutschland (3.532) und die Schweiz (3.436) liegen dagegen weit im Mittelfeld, werden etwa von Österreich deutlich hinter sich gelassen (4.123).

Die meisten großen Forschungsnationen liegen ebenfalls klar vor Deutschland: USA (4.663), Kanada (4.260), UK (4.269), Südkorea (4.627), Australien (4.224), Neuseeland (4.365). Lediglich Frankreich (3.496) pendelt mit auf deutschem „Niedrigniveau“.

Überraschend ist das allemal. Wobei es allerdings erst richtig spannend würde, wenn man solche Graphiken auch für die einzelnen Fächer haben könnte. Aber vielleicht sind die ja bei ChartBin schon in Arbeit…

(Schon fertig hat ChartBin übrigens eine Graphik zum Frauenanteil unter den Wissenschaftlern pro Nation. Da hier aber zu vielen Nationen die Daten einfach fehlen — u.a. USA, Kanada, Australien — besprechen wir sie hier erstmal nicht weiter.)