Zitat des Monats (23)

21. November 2014 von Laborjournal

Wie erwirbt man sich einen wahrhaft guten Ruf als Wissenschaftler? 1985 bemerkte der US-Physiker und Nobelpreisträger  Richard Feynman vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasaden dazu in seinem Buch „Surely You’re Joking, Mr. Feynman!„:

We’ve learned from experience that the truth will come out. Other experimenters will repeat your experiment and find out whether you were wrong or right. Nature’s phenomena will agree or they’ll disagree with your theory. And, although you may gain some temporary fame and excitement, you will not gain a good reputation as a scientist if you haven’t tried to be very careful in this kind of work. And it’s this type of integrity, this kind of care not to fool yourself, that is missing to a large extent in much of the research in cargo cult science.

Den Begriff „Cargo Cult Science“ hatte Feynman selbst in einer Rede vor dem Caltech-Abschlussjahrgang 1974 eingeführt. Er steht im Wesentlichen für Arbeiten und Aktivitäten, die durch einen hohen Symbolgehalt zwar nach toller Wissenschaft aussehen, tatsächlich aber nur wenig realen wissenschaftlichen Nutzwert haben. Feynman meinte damit zunächst gar nicht mal vorrangig pseudowissenschaftliche Strömungen (dafür wurde er später auch eingesetzt), sondern zielte vielmehr auf Vorgehensweisen im Wissenschaftsbetrieb ab, die zwar formale Kriterien erfüllen, denen es jedoch an wissenschaftlicher Integrität mangelt. Laut Feynman ist für jeden die Gefahr gegeben, zum „Cargo Cult Scientist“ abzusteigen — insbesondere durch die vielen Versuchungen zur Selbsttäuschung. Um dem nachhaltig entgegen zu wirken, müssten Wissenschaftler immer bereit sein, ihre eigenen Theorien und Resultate in Frage zu stellen — und sie im gegebenen Fall selbstlos über Bord zu werfen.