Auch Schneemänner sind Hanna

15. November 2023 von Laborjournal

Egal, was er macht – um das Thema „#IchBinHanna“ kommt unser Forscher Ernst nicht herum …

 

(Gezeichnet von Rafael Florés. Über 200 weitere Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Intime Rituale

4. Oktober 2023 von Laborjournal

Die zoologische Forschung hat null Hemmungen, über die intimen Hygiene-Rituale ihrer Versuchstiere zu berichten. Was Forscherinnen und Forscher ihrerseits auf der Toilette so treiben, traut sich dagegen keiner laut zu sagen. Bis zu dieser Glosse …

Was haben die Ameisen eigentlich der Forschung getan? Nestbeschmutzer sollen sie sein, behauptetet ein Regensburger Zoologen-Team um Tomer Czaczkes in einem Paper in PLoS ONE mit dem schönen Titel „Nest Etiquette – Where Ants Go When Nature Calls„. Statt ihr Geschäft draußen zu verrichten, hinterlassen die Ameisen der Art Lasius niger ihre Ausscheidungen oft gleich im Nest. Immerhin krabbelten die Laborameisen der Regensburger Gruppe in bestimmte Nischen in ihren Gips-Nestern, um sich zu erleichtern.

Wieso die Zoologie-Forschenden in die Intimsphäre der fleißigen Insekten eindrangen, erschließt sich allerdings nicht. Da räumen die Krabbeltiere den Wald auf, quasi bienenfleißig (wenn das keine Beleidigung in Ameisenkreisen wäre). Und was ist der Dank der Wissenschaft? Übelstes Nachspionieren und öffentliche Diffamierung. Ant-Shaming sozusagen, noch dazu in einer allgemein zugänglichen Open-Access-Zeitschrift.

Bizarre Verhaltensweisen

Glücklicherweise setzt sich Laborjournal  aus Prinzip für die Kleinen ein, und deshalb schlagen wir heute im Namen der Ameise zurück. Die Ergebnisse jahrelanger verdeckter Recherchen, bisher schamhaft in der untersten Redakteurs-Schublade verborgen, kommen endlich ans Licht. Denn wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über den Stuhlgang der Ameise schreiben, ist es nur fair, wenn wir nach dem Prinzip „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ mal nachsehen, was die Forschenden selbst in ihren Instituts-Toiletten so treiben. Bizarre Verhaltensweisen, die im Tierreich ihresgleichen suchen, gelangen hier erstmals an die Öffentlichkeit. Streng anonym und anekdotisch.    Diesen Beitrag weiterlesen »

Postersession: Ritual im Großformat

30. August 2023 von Laborjournal

– EHER EINE GLOSSE –

 

„Poster? Nie mehr. Da bleib‘ ich lieber im Labor.“ So das Fazit eines Konferenzbesuchers nach einer enttäuschenden Poster-Session (siehe „Inkubiert“ in LJ 5/2015, S. 8). „Aalglatte Stories mit den Daten von vorgestern“, so der im Heft zitierte Informant.

Der Grund für die offenbar um sich greifende Zurückhaltung: Paranoia vor der Konkurrenz. Da könnte ja jemand die unveröffentlichten Experimente nachkochen. Kann man die Papierschlacht mit den Postern also gleich ganz bleiben lassen?

Andererseits: Was wäre eine Konferenz ohne eine zünftige Poster-Rallye? Denn Rituale wollen gepflegt werden und geben Halt im Jahreslauf des Forscherlebens.

Das Drama beginnt schon zu Hause im Labor.

Der Kampf mit dem Chef. Der hat nämlich in der Regel seine eigenen Vorstellungen davon, was man auf dem großen Blatt Papier zeigen soll – oder eben nicht zeigen darf, um die Konkurrenz im Dunkeln zu lassen.  Diesen Beitrag weiterlesen »

Keine Sorge, Junge!

19. April 2023 von Laborjournal

Die vorläufigen Pläne zur Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes bringen auch unseren Forscher Ernst in ziemliche Erklärungsnot …

 

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Normalität? Wirklich?

9. Februar 2022 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Pandemie“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Windige Maßnahmen

7. Oktober 2021 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Zurück zur Normalität!

1. September 2021 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

„Mein“ Paper musst du selber schreiben!

14. Juli 2021 von Laborjournal

Zählen wir mal alle diejenigen zusammen, die die akademische Welt sofort nach der Doktorarbeit oder dem ersten Postdoc ein für allemal verlassen. Oder gar mittendrin die Segel streichen. Damit wäre sicherlich bereits die klare Mehrheit all derer beisammen, die jemals eine Doktorarbeit oder einen Postdoc begonnen haben.

Und jetzt überlegen wir mal weiter, wie viele potenzielle Paper deswegen niemals geschrieben worden sind. Es dürften ziemlich viele sein!

Bei den Abbrechern ist es klar: Sie haben eine Weile Daten produziert, bis sie aus verschiedenen Gründen der Forschung plötzlich Knall auf Fall „Adieu“ sagen. Nur die allerwenigsten dürften danach noch erhebliche Zeit des neu begonnenen Lebensabschnitt dafür opfern, um dem Ex-Chef die „alten“ Daten für ein Manuskript aufzubereiten. Mit welcher Motivation auch?

Dummerweise haben aber ebenso oft diejenigen, die gleich nach abgeschlossenem „Doktor“ oder abgelaufenem „Postdoc“ umschwenken, noch genug selbstproduziertes und spannendes Daten-Rohmaterial für die eine oder andere weitere Veröffentlichung übrig. Doch haben diese Umsteigerinnen und Umsteiger jetzt noch genug Motivation, damit „posthum“ noch das eine oder andere Paper-Manuskript zu verfassen? Neben dem neuen und womöglich völlig anders gelagerten Job? In ihrer Freizeit? Sicherlich sehr selten!

Oftmals hilft dann auch kein Bitten und kein Flehen – vehementes Fordern oder gar Drohen sowieso nicht. Und auch ein schlechtes Gewissen lassen sich die Abwandernden kaum noch einreden – nach dem Motto: „Sowohl die Forschergemeinde als auch die Öffentlichkeit, die dich finanziert hat, haben ein Recht darauf, deine Erkenntnisse mitgeteilt zu bekommen.“

Also bleibt den Bossen und Chefinnen schließlich nichts, als über ehrlose Ex-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu jammern und deren Daten selbst zu einem Manuskript zusammen zu puzzeln.

Doch wie kommt es überhaupt soweit? Vielleicht, weil erstere das Manuskriptverfassen nie mit in die Vertragslaufzeiten einplanen? Weil sie stattdessen alle und jeden bis zum Vertragsende experimentieren lassen – und darauf bauen, dass man die Paper ja irgendwie auch danach noch schreiben kann? Und dies wiederum, weil sie davon ausgehen, dass ihre Schützlinge selbstverständlich auch danach noch in der Forschung weitermachen – und die Veröffentlichungen daher für die eigenen Karriere brauchen?

So gesehen könnte es also durchaus sein, dass mancher Boss und manche Chefin selber schuld an dem Dilemma sind.

Ralf Neumann

 

Systemtreue Forscher

2. Juni 2021 von Laborjournal

Kürzlich klagte jemand in einer E-Mail an die Redaktion: „Da gibt es etwas, das ich einfach nicht verstehe. Schon vor zwanzig Jahren hörte ich Doktoranden und Postdocs immer wieder stöhnen, wie schlimm sich das Wissenschaftssystem entwickelt habe und wie sehr sie unter prekären Arbeitsverhältnissen sowie Instituts-Hierarchien und -Platzhirschen leiden würden. Jetzt sind die meisten von ihnen selbst Gruppenleiter, Instituts-Chef oder sogar noch mehr. Aber nichts hat sich geändert, sie verhalten sich heute genauso wie diejenigen, die sie damals kritisiert haben – vielleicht sogar noch schlimmer. Dabei sind doch sie es, die heute die Dinge tatsächlich ändern könnten, über die sie damals noch so gemeckert haben – wenigstens in ihrem eigenen Umfeld. Da muss man sich schon fragen: Wollen sie das inzwischen vielleicht gar nicht mehr?“

Gute Frage. Eine mögliche Antwort lautet: Sie wollen schon lange etwas anderes. Stehen für Promovierende und junge Postdocs anfangs noch Neugier und Erkenntnisdurst im Vordergrund ihres Forschungsstrebens, rückt mit zunehmender Zeit ihre eigene prekäre Situation angesichts zeitlich befristeter Verträge und Förderungen immer stärker ins Bewusstsein. Mit der Folge, dass die Forschung an sich für Jungforscherinnen und Jungforscher zunehmend seinen Selbstzweck verliert – und stattdessen als „Mittel zum Zweck“ für das eigene Karriere-Management herhalten muss. Aufgrund der prekären Situation wird das Karriere-Management jedoch zwangsläufig zum Risikomanagement – und der Nachwuchs kann es sich daher immer weniger leisten, nur aus reiner Neugier spannenden, aber riskanten Projekten nachzugehen.

Das Dumme ist, dass diese Art Karriere-Management von diesem Punkt an nicht mehr aufhört – auch an der Spitze der Pyramide nicht. Gut, dort heißt das dann wohl eher „Reputations-Management“. Aber die Lage bleibt ähnlich heikel: Für die Allermeisten fließen die Fördermittel nur sehr kurzatmig, und der Publikations-Strom darf nicht abreißen. Das ist natürlich weiterhin Gift für riskante Forschungsvorhaben, sorgt aber noch für etwas anderes: Man bleibt im System gefangen. Und abgesehen davon: Wer ändert schon gerne was an einem System, in dem man es trotz allem „ganz nach oben“ geschafft und somit so viele andere hinter sich gelassen hat?

Ralf Neumann

(Illustr.: AdobeStock / Good Studio)

(Der Beitrag erschien bereits in leicht anderer Form unter „Inkubiert“ in unserer Print-Ausgabe 4/2021.)

 

Doktorandinnen-Blues (Teil 2)

14. April 2021 von Laborjournal

(… Die Doktorandin aus dem letzten Post sang ihr „Klagelied“ über das Wissenschaftssystem und die Bedingungen ihrer Promotion noch folgendermaßen weiter: … )

Ich war eine idealistische Studentin, getrieben von Wissbegier und Abenteuerlust. Das Studium war perfekt für mich und erfüllte alle meine Erwartungen. Zunächst.

Dass mit dem universitären System etwas nicht stimmte, merkte ich zum ersten Mal, als ich während des Masterstudiums ein Praktikum im Ausland machen wollte. So etwas war nicht vorgesehen und es gab weder Angebote noch Förderung. Ich setzte meinen Plan dennoch in die Tat um. Und ich wollte mehr. Nach Abschluss des Studiums packte ich wieder meinen Rucksack. Ich hatte Blut geleckt – interessante Menschen treffen, exotische Orte sehen und außergewöhnliche Arbeit machen. Maximale Freiheit, maximale Eigenverantwortung und jeder Tag ein Abenteuer. Das perfekte Leben.

Ich war jung und blauäugig und dachte, das würde immer so weitergehen. Ich dachte, die Wissenschaft wäre der ideale Platz für mich – die interessantesten Menschen treffen, die exotischsten Orte sehen und außergewöhnliche Arbeit machen. Also folgte ich dem Lockruf des nächsten Bildungslevels – auf zur Promotion!

Sobald ich meine Stelle angetreten hatte, fühlte ich, wie sich Ketten um mich legten, kalt und schwer. Laut Arbeitsvertrag eine wöchentliche Arbeitszeit von angeblich 19,5 Stunden – haben Sie sich davon auch blenden lassen? Die Bezahlung reicht gerade so zum Leben. Die Forschungsarbeit, die mich tagein, tagaus umtreibt, ist so spezialisiert und engsichtig, dass ich ständig schiele. Zukunftsperspektive? Immer noch Fehlanzeige.

Wie schon das Studium bereitet auch die Doktorarbeit hauptsächlich auf eine universitäre Laufbahn vor. Die kann und will aber nur ein Bruchteil der Doktoranden einschlagen. Die einzige allgemein bekannte Alternative heißt Industrie. Aber was tut man dort eigentlich? Wie kommt man rein? Warum sollte die Industrie mich haben wollen? Und will ich überhaupt die Industrie? Alles sehr ominös.  Diesen Beitrag weiterlesen »