AutorenReviewer am Rande des Nervenzusammenbruchs (20)

6. September 2013 von Laborjournal

Auf „My Chrobial Romance“ fasst der US-Pflanzenforscher und Assistant Professor David Baltrus unter anderem folgende Erfahrung mit dem Peer Review eines eingereichten Manuskripts zusammen:

Baltrus erhielt das Manuskript von einer Zeitschrift, deren weitaus wichtigstes Kriterium zur Annahme die technische Korrektheit und Schlüssigkeit der Studie ist. Womit die besagte Zeitschrift bei weitem nicht alleine steht.

Damit hatte Baltrus überhaupt kein Problem — technisch war das Manuskript völlig okay. Einleitung und Diskussion dagegen stießen ihm ziemlich unangenehm auf. Er fand, dass die Autoren ihre Resultate ziemlich „überverkauften“ und dabei die einzelnen Aspekte der Studie auch noch verzerrt gewichteten. Aus diesem Grund empfahl er schließlich, das Manuskript vorerst abzulehnen. Zugleich schlug er aber den Autoren sehr detailliert vor, auf welche Weise sie ihre Ergebnisse angemessener gewichten und schlüssiger interpretieren könnten — um damit am Ende auch mehr wirklich relevante Leser zu erreichen.

Den Editoren jedoch war’s egal. Immerhin betonte Baltrus in seinem Gutachten ja mehrfach, dass das Manuskript „technically OK“ sei. Und da dies ja erklärtermaßen das Königskriterium des Journals war, wurde das Paper am Ende ohne jegliche Änderungen akzeptiert.

Ein Beispiel, das ganz klar die Nachteile dieser weit verbreiteten „Publish if experiments are technically OK“-Maxime aufzeigt. Und das zugleich illustriert, wie wertvoll offener Post-Publication Review — zumindest als Zusatz-Option — sein kann. Denn da könnte Baltrus jetzt allen seine — wohl berechtigten — Einwände gegen das Paper mitteilen.