Rezeptoren mit „G“

10. Oktober 2012 von Laborjournal

Lefkowitz (l.), Kobilka

Auch der Chemie-Nobelpreis wird immer mehr zum verkappten Preis für Biowissenschaften. Gerade hat Stockholm bekannt gegeben, dass in diesem Jahr die beiden US-Amerikaner  Robert J. Lefkowitz (Duke University) und Brian K. Kobilka (Stanford University) die glücklichen gewinner sind. Beide arbeiten an medizinischen Forschungseinrichtungen — und haben mit ihren Arbeiten zusammen den Grundstein für das große Feld der zellulären Signalaufnahme durch G-Protein-gekoppelte Rezeptoren gelegt.

Die Jury erklärt und begründet ihre Entscheidung folgendermaßen:  Diesen Beitrag weiterlesen »

Pluripotenter Preis

8. Oktober 2012 von Laborjournal

Gurdon (l.), Yamanaka

Gerade hat das Stockholmer Nobelpreis-Komitee verkündet, dass der Brite John B. Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka im Dezember den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie und Medizin erhalten werden. Beide lieferten zentrale Erkenntnisse, dass und wie sich adulte, ausdifferenzierte Zellen in einen pluripotenten Zustand zurückversetzen lassen — und von dort wiederum in andere adulte Zellen umprogrammiert werden können.

Es ist indes nicht der erste Preis, den die Beiden zusammen erhalten. Mehr darüber in diesem Laborjournal online-Editorial.

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Update (09.10.2012): Eine Leserin machte uns gerade auf eine nette Anekdote zu John Gurdon aufmerksam. Wie bei der BBC nachzulesen ist, bewahrt John Gurdon bis heute eine Schulbeurteilung auf, die er als Fünfzehnjähriger erhielt. Darin schreibt der Lehrer:

I believe Gurdon has ideas about becoming a scientist; on his present showing this is quite ridiculous; if he can’t learn simple biological facts he would have no chance of doing the work of a specialist, and it would be a sheer waste of time, both on his part and of those who would have to teach him.

Alter Schwede, die Nobelpreise stehen wieder an

24. September 2012 von Laborjournal

Mitte September. Der Urlaub ist vorbei, der Rest der semesterfreien Zeit mit Tagungen und Kongressen vollge­stopft — und wie jedes Jahr um diese Zeit sieht man den ein oder anderen Forscher bereits unruhig werden. Unauffällig stocken sie den Sektvorrat im Kühlraum auf und erkundigen sich beiläufig schon mal nach dem besten Partyservice der Stadt. Man kann ja nie wissen, ob etwa am 8. oder 10. Oktober nicht plötzlich das Telefon klingelt und vööööööllig unerwartet jemand aus Stockholm am anderen Ende ist…

Richtig, die diesjährigen Nobelpreise stehen wieder an — am 8. Oktober der für Medizin und zwei Tage später der für Chemie. Und wenn es zuge­ge­benermaßen auch nur wenige sind, die aufgrund berechtigter Hoffnungen nervös werden, so kann sich dennoch kaum eine Forscherin X oder ein Forscher Y dem ganzen Nobelpreis-Treiben entziehen. Denn ist man vielleicht auch selbst (noch) nicht preiswürdig, so hält man sich doch wenigstens für kompetent. Und weil man dies meint, hat auch jede und jeder seine persönlichen Favoriten.

Nennen Sie uns Ihre! Keine Scheu!

Auch wir von der Laborjournal-Redaktion lassen uns nicht lumpen und spekulieren ein wenig mit: Diesen Beitrag weiterlesen »

Wege zum Ruhm

13. März 2012 von Laborjournal

In der Serie The Life Scientific interviewt der englische Physiker Jim Al-Khalili für BBC Radio 4 regelmäßig…

… leading scientists about their life and work, finding out what inspires and motivates them and asking what their discoveries might do for mankind.

Ende letzten Jahres war Paul Nurse, Medizin-Nobelpreisträger 2001, dran. Auf die Frage, was seiner Meinung nach der Schlüssel zu seiner erfolgreichen Forscherkarriere gewesen sei, antwortete er, dass er bereits sehr früh die Entscheidung traf, ein „Big Problem“ verfolgen zu wollen — nämlich zu verstehen, wie Zellen sich teilen:

I realised that science was difficult and it often failed and if you were going to carry out a career like that you at least had to tackle a big problem. […] And so I thought it would be a very fundamental problem to understand how cells reproduce themselves and that’s the problem I set myself as a PhD which also didn’t go brilliantly, quite frankly, but it was a very, very strategic decision.

Das „Big Problem“ also als Schlüssel zum Erfolg? Diesen Beitrag weiterlesen »

Cesar Milstein rappt über monoklonale Antikörper…

6. Oktober 2011 von Laborjournal

… und — passend für diese Woche — wie er für deren Entwicklung den Nobelpreis bekam. Also, natürlich rappt nicht Milstein selbst, der ist ja 2002 gestorben. Allerdings hat Autor und Sänger Zach Powers (aka Science Rapper) für sein Video immerhin… nun … — ach, seht und hört einfach selbst:

Forscher Ernst wünscht frohe Weihnachten…

23. Dezember 2010 von Laborjournal


… und die Laborjournal-Redaktion schließt sich an: Unseren Lesern eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute samt viel Erfolg im neuen Jahr.

(Forscher Ernst wird gezeichnet von Rafael Florés.)

Wie man in einem Habilitationsverfahren die Grundrechte verletzt

10. Dezember 2010 von Laborjournal

In Hamburg gibt es einen Biochemiker, der seit 21 Jahren gegen die Ablehnung seiner Habilitationsschrift über potenzielle Schizophrenie-Marker klagt. Gestern hat die TAZ die Geschichte von Alfred Fleissner unter dem Titel „Der verhinderte Professor“ veröffentlicht.

Wie groß Fleissners eigener Anteil an der „Verhinderung“ ist, wird daraus nicht ganz klar — abgesehen von einigen Hinweisen, dass er offenbar ein durchaus streitbarer Charakter ist. Indes hatte sich kürzlich das Bundesverfassungsgericht des Falles angenommen. Und dieses schlug sich  insofern auf Fleissners Seite, als dass es das Vorgehen der Gutachter und des Habilitationsausschusses scharf bemängelte. Die TAZ fasste dessen Fazit folgendermaßen zusammen:

Die Wissenschaftsfreiheit des Grundgesetzes schütze Forscher vor unangemessenen Entscheidungen. Eine Habilitationsschrift dürfe nicht nur deshalb abgelehnt werden, weil der Habilitationsausschuss anderer Meinung ist. Wichtig seien deshalb die vorbereitenden Voten der Gutachter. Diese müssten so ausgewählt werden, dass alle Teile der Arbeit sachkundig bewertet werden können. Nur so könne der Habilitationsausschuss eine fundierte Entscheidung treffen, die wiederum voll gerichtlich überprüfbar ist. Ähnliche Regeln hatte früher schon das Bundesverwaltungsgericht aufgestellt. Doch jetzt haben sie quasi Verfassungsrang.

Die Karlsruher Kammer postulierte damit folglich ein „Recht auf sachkundige Leistungsbewertung im Habilitationsverfahren“. Diesen Beitrag weiterlesen »

The Winner Takes It All

1. Dezember 2010 von Laborjournal

Worum geht’s eigentlich in der Wissenschaft? Zunächst natürlich um Entdeckungen. Doch damit aus Entdeckung auch Erkenntnis wird, braucht sie zwingend Überprüfung und Bestätigung. Validierung nennt man das heute.

Ein schönes Beispiel ereignete sich bereits 1919. In diesem Jahr kam es zur ersten Sonnenfinsternis nach Formulierung der Allgemeinen Relativitätstheorie. Eine wunderbare Gelegenheit, um einige von deren Voraussagen zu testen. Kurzum: Die Tests bestätigten die Voraussagen perfekt — die Forscher waren begeistert und feierten.

Heute würden wohl viele eher übellaunig grummeln: „Zu dumm, dass dieser Einstein das schon veröffentlicht hat.“

Eindeutig, da hat sich was verändert zwischen 1919 und heute. Heute herrscht eher eine „The winner takes it all“-Mentalität. Diesen Beitrag weiterlesen »

Viel zitierte Rattenfänger

9. November 2010 von Laborjournal

Viele Zitate ist gleich gute Forschung. Diesen Schluss ziehen viele. Kann man aber eigentlich nicht. Denn was heißt es ganz nüchtern betrachtet, wenn einen viele zitieren? Zuerst einmal bedeutet es, dass man viele Kollegen von dem Weg, den man ihnen vermeintlich mit den eigenen Ergebnissen weist, überzeugen konnte. Das Problem allerdings ist, dass man auch elegant und überzeugend auf das falsche Ziel schießen kann.

Ronald Kostoff nannte dies 2002 in seinem Buch „Research program peer review: Principles, practices, protocolsRattenfänger-Effekt (Pied Piper Effect). Er beschrieb dazu unter anderem folgendes hypothetisches Szenario:

„Assume there is a present-day mainstream approach in a specific field of research; for example, the chemical/ radiation/ surgical approach to treating cancer […]. Assume the following hypothetical scenario: there exist alternative approaches to treatment not supported by the mainstream community; in fifty years a cure for cancer is discovered; the curative approach has nothing to do with today‘s mainstream research, but is perhaps a downstream derivative of today‘s alternative methods; it turns out that today‘s mainstream approach sanctioned by the mainstream medical community was completely orthogonal or even antithetical to the curative approach. Diesen Beitrag weiterlesen »

Vom noblen Meeting in Lindau

6. Juli 2010 von Karin Hollricher

... sagte Nobelpreisträger Martin Chalfie in Lindau

59 Nobelpreisträger sind abgefahren, über 650 Nachwuchsforscher haben sich in alle Winde zerstreut, die Organisatoren haben die Reste zusammengepackt und ein Trupp eifrige Blogger lehnt sich erschöpft zurück.

Ich war auch drei Tage in Lindau und habe zugehört … Diesen Beitrag weiterlesen »