Überholmanöver

26. November 2013 von Laborjournal

Die eigene Forscherkarriere ist zwar schon eine ganze Weile vorbei, aber einige Dinge vergisst man nicht so schnell. Zum Beispiel, als beim ersten internationalen Meeting der Leiter einer kooperierenden Gruppe mich beiseite nahm, auf einen durchaus bekannten australischen Prof deutete und sagte: „Pass auf, was Du dem erzählst. Wenn’s ihm gefällt, hat er keine Hemmungen, sich sofort ans Telefon zu hängen und seine Leute direkt auf Dein Projekt umzuleiten. Wäre nicht das erste Mal, dass er sich bei dem Projekt eines anderen bedient und ihn links überholt.“

Später, bereits als Laborjournalist, begegnete ich einem ähnlichen, ungleich prominenteren Fall. Es ging um den Medizin-Nobelpreis 1998, den Robert Furchgott, Louis Ignarro und Ferid Murad für die Entdeckung von Stickstoffmonoxid (NO) als gasförmiges Signalmolekül insbesondere zur Gefäßerweiterung erhielten. Dies, obwohl es Salvador Moncada war, der 1987 in Nature erstmals NO definitiv als Signalmolekül verkündete. Bei den Recherchen zum Thema erzählten indes einige direkte Zeitzeugen die „wahre Geschichte“ dahinter. Diesen Beitrag weiterlesen »

Glühwürmchen und die Frage nach dem Sinn allen Forschens

3. Juli 2013 von Laborjournal

Es ist schon eine ganze Weile her, da mussten stinknormale Glühwürmchen für eine ziemlich scharfe Diskussion über Sinn und Unsinn teuer geförderter Forschung herhalten. Und das kam so:

Barry Trimmer von der Tufts University in Massachusetts fragte sich eines Tages, wie denn wohl die Glühwürmchen den Rhythmus ihres Licht-Geflackers an lauen Frühsommerabenden steuern. Und schließlich fand er es sogar heraus: Stickoxid (NO) ist die Schlüsselsubstanz. Die Käferhirne (ja, ja — die „Würmer“ sind eigentlich Käfer) schicken das Gas zum Hinterteil, wo es umgehend die Mitochondrien-Aktivität drosselt und die dadurch entstehende Sauerstoff-Welle die enzymatische Leuchtkaskade startet. Trimmers Lohn war damals ein Science-Paper (Bd. 292, S.2486).

Und warum graben wir diese alte Geschichte wieder aus? Hat doch schon damals nur eine Handvoll Spezialisten interessiert, sollte man meinen. Weit gefehlt. Breit brachten damals jede Menge Medien Meldungen darüber. Und bei Yahoo beispielsweise durfte zudem jeder seine Meinung zu den pulsierenden Glühwürmchen schreiben. Über fünfzig Kommentare kamen in den ersten zwei Tagen zusammen — und ruckzuck war die gesamte Runde in eine scharfe Diskussion über den Sinn von Forschung überhaupt eingebogen. Der alte Konflikt zwischen „Need to know“ und „Nice to know“ — par excellence. Diesen Beitrag weiterlesen »